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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Operation bei sekundärem Hyperparathyreoidismus - Ist eine Kryopräservation obligat?

Meeting Abstract

  • corresponding author H. Stöltzing - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • M. Heintel - Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • D. Alscher - Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • K.P. Thon - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7116

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch390.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Stöltzing et al.
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Text

Einleitung: Beim sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) sind etablierte Operationsmethoden sowohl die subtotale Parathyreoidektomie (sPTX) als auch die totale Parathyreoidektomie mit simultaner Autotransplantation (tPTX mit At). In der Standardliteratur wird hierbei eine routinemäßige Kältekonservierung von Nebenschilddrüsengewebe für eine evtl. sekundäre Transplantation bei persistierendem Hypoparathyreoidismus als obligat angesehen, obwohl dies einen nicht unbedeutenden technischen, personellen und logistischen Aufwand verursacht. Wir haben deshalb im eigenen Krankengut überprüft, inwiefern dieser Aufwand gerechtfertigt war.

Material und Methoden: Als Regeloperation wurde eine tPTX mit AT durchgeführt. Die AT erfolgte bei Hämodialyse am Nicht-Shunt-Arm, bei CAPD-Patienten nach Wahl des Patienten, jeweils in den M. brachioradialis am Unterarm. Sowohl eine tPTX ohne AT als auch eine sPTX erfolgten nur bei ausdrücklichem Wunsch des einweisenden Nephrologen, letztere in der Regel bei noch zu erwartender Nierentransplantation. Bei allen Operationen wurde zerkleinertes überschüssiges Nebenschilddrüsengewebe nach einer festgelegten Laborprozedur tiefgefroren. Die postoperative Medikation bestand aus enteraler Gabe von Calcitriol und Calcium, bei Ca-Werten unter 1,9 mmol auch parenteraler Calciumsubstitution. Informationen zum Langzeitergebnis wurden durch Anschreiben der Patienten und der zuweisenden Nephrologen eingeholt.

Ergebnisse: Von 1995-2005 wurden insgesamt 77 Dialyse-Patienten wegen eines ausgeprägten sHPT in der Regel nach nephrologischer Indikationsstellung operiert. Der Standardeingriff der tPTX mit AT wurde bei 69 Patienten durchgeführt, bei 4 erfolgte eine tPTX ohne AT und bei weiteren 4 eine sPTX. Bei 67/77 (87%) konnten 4 oder mehr Epithelkörperchen als solche histologisch verifiziert und entfernt werden. Bei allen Patienten kam es postoperativ zu einem Abfall des Serumcalciumspiegels, 54% benötigten eine parenterale Ca-Zufuhr, eine parenterale Ca-Zufuhr über 7 – max. 44 Tage allerdings nur 17/77 (22%). Auf Dauer entwickelte kein Patient einen nicht medikamentös einstellbaren Hypoparathyreoidismus. Eine Transplantation tiefgefrorenen Gewebes wurde in keinem Fall erforderlich.

Schlussfolgerung: Im eigenen Krankengut wurde seit 1991 nie eine sekundäre Autotransplantation tiefgefrorenen Nebenschilddrüsengewebes erforderlich. Die Erfahrung einer eher geringen Bedeutung der Kryopräservierung deckt sich mit der großer Zentren [1]. Die Forderung nach einer obligaten Kryopräservierung von Nebenschilddrüsengewebe scheint heute zumindest bei tPTX mit AT unbegründet. Bei tPTX ohne AT ist sie eine Sicherheitsmaßnahme, deren Wert nicht bestimmt ist [2].


Literatur

1.
Caccitolo et al: Surgery 1997, 122:1062-67
2.
Lorenz K et al: World J Surg 2006, 30:743-51