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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Der Stellenwert der Luftrettung bei polytraumatisierten Patienten

Meeting Abstract

  • corresponding author M. Frink - Unfallchirurgische Klinik, Medizinische Hochschule Hannover, Germany
  • C. Probst - Unfallchirurgische Klinik, Medizinische Hochschule Hannover, Germany
  • F. Hildebrand - Unfallchirurgische Klinik, Medizinische Hochschule Hannover, Germany
  • M. Richter - Unfallchirurgische Klinik, Medizinische Hochschule Hannover, Germany
  • C. Krettek - Unfallchirurgische Klinik, Medizinische Hochschule Hannover, Germany
  • H.-C. Pape - Department of Orthopaedic Surgery, University of Pittsburgh Medical Center, USA

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6717

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch385.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Frink et al.
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Einleitung: Nach mehr als 30 Jahren Erfahrung mit Rettungshubschraubern in Deutschland ist die Studienlage bezüglich Zeitvorteil und Letalität im Vergleich zu bodengebundenen Rettungsmitteln nach wie vor umstritten. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss des Transportmittels auf Prähospitalintervall und Letalität bei polytraumatisierten Patienten anhand des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zu evaluieren.

Material und Methoden: Es wurden 17.200 prospektiv multizentrisch erhobene Patientendatensätze von 1993-2003 aus dem Traumaregister berücksichtigt. Patienten, die ohne Arztbegleitung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, wurden ebenso ausgeschlossen wie Patienten mit einem ISS<16. Die Daten der eingeschlossenen Patienten wurden hinsichtlich der Prähospitalzeit und Einflusses des Transportmittels auf die Letalität ausgewertet.

Ergebnisse: Von den 7534 eingeschlossenen Patienten wurden 3870 mittels Rettungshubschrauber (RTH) und 3664 mittels bodengebunder Rettungsmittel (NEF) ins Krankenhaus transportiert. Der Anteil männlicher Patienten in der RTH-Gruppe betrug 74,9%, in der NEF-Gruppe 71,3%. Der mittlere ISS war in der RTH-Gruppe geringfügig höher (31,4 vs. 30,7; p<0,01). Das Alter der Patienten war ebenfalls in beiden Gruppen unterschiedlich (RTH: 39,2; NEF 41,3; p<0,01). Das bodengebundene Rettungsmittel war durchschnittlich 14:33 Minuten nach dem Unfall vor Ort, während der Rettungshubschrauber 18:18 Minuten benötigte (p<0,01). Die RTH-Gruppe verweilte länger am Unfallort als die NEF-Gruppe (RTH: 26:26 min; NEF: 22:29 min; p<0,01). Beim bodengebunden Transport wurden die Patienten in ca. 60% der Fälle intubiert, bei der Luftrettung lag die Intubationsrate bei ca. 80%. Die Gesamt-Letalität des Kollektivs betrug 30,9%. Dabei zeigte sich bei der Analyse der Überlebenswahrscheinlichkeit nach der TRISS-Methode ein spezifischer Vorteil für den Transport mittels RTH. In einer multivariaten Analyse konnte bei intubierten Patienten mit einem ISS ≤ 60 ebenfalls ein Überlebensvorteil bei der Luftrettung nachgewiesen werden. (NEF: 40,1%; RTH 34,9%; p<0,01).

Schlussfolgerung: Ziel dieser Studie war es, den Einfluss des Rettungsmittels auf die Letalität polytraumatisierter Patienten zu untersuchen. Die beiden untersuchten Kollektiv zeigten nur geringe Unterschiede bezüglich Alter und Verletzungsschwere. Die Zeit zwischen Unfallgeschehen und Ankunft war bei der RTH-Gruppe länger. Das RTH-Team verbrachte einen längeren Zeitraum am Unfallort und führte häufiger Interventionen durch. Bei der Analyse der Letalität zeigten sich Vorteile für den nicht bodengebundenen Transport polytraumatisierter Patienten.