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Prophylaktische wie auch therapeutische Gabe von Darbepoetin wirkt anti-inflammatorisch und anti-apoptotisch im Modell des akuten septischen Leberschadens der Maus
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Published: | October 1, 2007 |
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Einleitung: Störungen der Leberfunktion werden bei etwa 20–25% der Patienten mit Organversagen im Rahmen einer septischen Entzündungsreaktion beobachtet. Charakteristische Merkmale des Leberschadens sind leukozytäre Gewebeinfiltration und Leberzell-Apoptose, welche sich gegenseitig bedingen und im Sinne eines Circulus vitiosus den Schaden aggravieren. Unsere Hypothese ist, dass pleiotrope Substanzen, wie Erythropoietin, welches neben der hämatopoetischen Wirkung als zytoprotektives, mitogenes und anti-apoptotisches Zytokin für Herz, Hirn und Niere beschrieben ist, zur Therapie des septischen Leberschadens ideal geeignet sind. Wir untersuchten daher sowohl die prophylaktische als auch therapeutische Wirkung von Darbepoetin, einem lang wirksamen Erythropoietin-Derivat, auf den Lipopolysaccharid-induzierten Leberschaden von Galactosamin-sensibilisierten Mäusen.
Material und Methoden: Zur Induktion des septischen Leberschadens erhielten C57BL/6J Mäuse eine einmalige ip Injektion von E. coli Lipopolysaccharide (LPS 10µg/kg KG) und D-Galactosamin (Gal 720 mg/kg KG). Tiere ohne Leberschaden (Gabe von NaCl) dienten als Kontrolle. Darbepoetin alfa (Aranesp®, DPO; 10µg/kg KG) wurde über den retrobulbären Venenplexus 24 Stunden vor oder 30 Minuten nach LPS-Gal-Exposition im Sinne einer prophylaktischen bzw. therapeutischen Gabe verabreicht (n=7 pro Gruppe). Weitere 7 Tiere mit LPS-Gal-Exposition erhielten die entsprechende Vehikellösung. Untersucht wurden die Mikrozirkulation, Entzündungsreaktion und apoptotischer Zellschaden der Leber mittels intravitaler Fluoreszenzmikroskopie 6h nach LPS-Gal-Exposition. Asservierung von Lebergewebe und Blutproben diente der weiteren laborchemischen, immunhistochemischen und molekularbiologischen Analyse von hepatozellulärer Apoptose, Nekrose und Proliferation.
Ergebnisse: Injektion von LPS-Gal führte zur einer schweren Leberschädigung, welche durch einen 3-fachen Anstieg adhärenter Leukozyten, Reduktion der mikrovaskulären Perfusion auf ~60% und 12-fachen Anstieg der hepatozellulären Apoptose gekennzeichnet war (Tabelle 1 [Tab. 1]). Zusätzlich zeigte sich ein 4-facher Anstieg cleaved Caspase-3 positiver Hepatozyten mit massiver Zunahme des cleaved Caspase-3 Proteins nach Westernblot-Analyse (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Lebertransaminasen waren 3- bis 8-fach erhöht und entsprachen z.T. ausgedehnten nekrotischen Arealen in HE-gefärbten Leber-Semidünnschnitten. Die prophylaktische, aber auch die therapeutische Gabe von DPO führte zur Reduktion der inflammatorischen Leukozytenadhärenz sowie zur ausgeprägten und signifikanten Inhibition sowohl des apoptotischen (cleaved Caspase-3 Immunhistochemie und Westernblot-Proteinanalyse) als auch nekrotischen (Transaminasen, HE-Histologie) Zelltodes der Leber (Tabelle 1 [Tab. 1]). Im Gegensatz dazu unterschieden sich die Gruppen nicht hinsichtlich des proliferating cell nuclear antigen (PCNA)-Proteins als Indikator der Zell-Proliferation.
Schlussfolgerung: Im hier dargestellten Modell des LPS-Gal-induzierten Leberschadens zeigt DPO anti-inflammatorische, insbesondere aber anti-apoptotische Eigenschaften. Angesichts der pathogenetisch hohen Bedeutung der synergistischen Interaktion von Apoptose und Inflammation erscheint DPO mit diesem pleiotropen Wirkprofil ein vielversprechender und klinisch sicherer Therapieansatz zur Behandlung des septischen Leberschadens.