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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Protective balancing® zur Verletzungsprävention von schweren Muskel- und Kreuzbandverletzungen in der Frauenfußballbundesliga

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Knobloch - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • S. Martin-Schmitt - FC Bayern München
  • P. M. Vogt - Plastische, Hand und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6942

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch089.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Knobloch et al.
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Text

Einleitung: Verletzungen im Frauenfußball sind häufig. 80% der Verletzungen waren an der unteren Extremität. Propriozeptives Training senkt die vordere Kreuzbandverletzung als auch OSG-Distorsionen. Inwieweit das Verletzungsmuster insbesondere im Hinblick auf Muskelverletzungen nach einer prospektiven Trainingsintervention mit propriozeptiven und koordinativen Übungen in einer Fußballbundesligamannschaft verändert werden kann ist die Fragestellung dieser Kohortenstudie.

Material und Methoden: Bei 24 Fußballspielerinnen des FC Bayern München wurden alle Verletzungen sowie deren Begleitumstände, die zu mindestens einer Trainings- bzw. Spielpause resultierten, seit der Hinrundenspielzeit 2003/04 erfasst. Während der Winterpause 2003/2004 wurde eine zusätzliche propriozeptive Trainingsintervention initiiert, die regelmäßig einmal wöchentlich während der Rückrunde durchgeführt wurde. Neben der Verletzungsanalyse erfolgte die serielle Untersuchung der Spielerinnen bzgl. der Parameter Sprungkraft, Wurfkraft, Koordination und Beweglichkeit.

Ergebnisse: In allen untersuchten Bereichen konnte über den Saisonverlauf die Leistung der Spielerinnen signifikant erhöht werden. Die Messwerte zu Saisonende vs. Saisonbeginn jeweils als Mittelwert zweier Messungen ergab einen Jump and reach Mittelwert von 44 ± 4cm (vs. 38 ± 10cm, p<0.05), Koordination auf dem Kreisel linkes Bein 71 ± 44s (vs. 45 ± 37s, p<0.05), Koordination rechtes Bein auf dem Kreisel 80 ± 41s (vs. 50 ± 32s, p<0.05), Beweglichkeit Hüftgelenk links 89 ± 8 Grad (vs. 78 ± 13 Grad, p<0.05), Beweglichkeit Hüftgelenk rechts 88 ± 9 Grad (vs. 79 ± 10 Grad, p<0.05). Im Saisonverlauf (Hin-/Rückrunde 2003/04, Hinrunde 2004/05) traten 25/26/31 Verletzungen durch Foulspiel (n.s.) und 69/52/24 ohne Gegnereinwirkung auf (p<0.05). Seit der Einführung des Protective balancing© als Multistationstraining sank die Anzahl der leichteren Muskelverletzungen ohne Spielpause von 36 auf 14 (p<0.05). Muskelverletzungen mit Trainings- bzw. Spielpause sanken nach der Trainingsintervention signifikant (12/3/0, p<0.05), so dass in der Hinrunde 2004/05 keine derartige schwerwiegendere Muskelverletzung auftrat. Während in der Hinrunde 2003/04 noch zwei vordere Kreuzbandverletzungen auftraten, konnten seit Beginn des Protective balancing© diese Verletzungen vollständig verhindert werden.

Schlussfolgerung: Die Ergänzung von propriozeptiv-koordinativen Trainingselementen zum fußballtechnischen Training erhöht innerhalb einer Halbsaison bereits signifikant das Koordinationsvermögen, die Sprunghöhe und –weite, die Wurfkraft als auch die Beweglichkeit. Nach Initiierung der zusätzlichen propriozeptiven-koordinativen Trainingsintervention sank die hohe Rate von Muskelverletzungen, die zu Spielpausen führten, bei Fußballspielerinnen der ersten Bundesliga signifikant. Nach einem Jahr des Protective balancing© konnten schwere Muskelverletzungen mit Spielpause vollständig verhindert werden. Propriozeptives Training kann neben der vorderen Kreuzbandverletzung und OSG-Distorsionen auch Muskelverletzungen der Oberschenkelmuskulatur vermeiden helfen.