gms | German Medical Science

124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Patientenansprüche in Zeiten knapper Gesundheitsressourcen – ein aktuelles Meinungsbild

Meeting Abstract

  • corresponding author C.J. Krones - Chirurgische Klinik, RWTH Aachen
  • S. Willis - Chirurgische Klinik, RWTH Aachen
  • G. Steinau - Chirurgische Klinik, RWTH Aachen
  • V. Schumpelick - Chirurgische Klinik, RWTH Aachen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7138

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch054.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Krones et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Die Begrenztheit der Mittel im Deutschen Gesundheitssystem ist eine redundante Erkenntnis. Die öffentliche Diskussion konzentriert sich jedoch überwiegend auf die Leistungserbringer – Ärzte, Krankenhäuser, Pharmaindustrie – und die Kostenträger. Der Patient als Leistungsanforderer tritt dagegen deutlich in den Hintergrund. Zweck der Studie war es deshalb in Zeiten knapper Gesundheitsressourcen ein aktuelles Meinungsbild der Patientenansprüche zu erheben.

Material und Methoden: In einem Zeitraum von 4 Wochen wurden dazu stationäre Patienten des UK Aachen telefonisch zum Thema der Ressourcenverteilung befragt. Ausgeschlossen waren Personen unter 18 Jahren, Intensivpatienten, monitorpflichtige Patienten der Intermediate Care, Patienten der geschützten Psychiatrie und Personen mit Auskunftssperre. Das strukturierte Interview umfasste 8 geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwort-Alternativen. In den Antwortklassen waren semiquantitative Beurteilungen und Einzelnennungen zugelassen. Aus 1378 Datensätzen wurden 534 Interviews erfolgreich ausgewertet. Das Geschlechtsverhältnis war mit 255 Frauen (48%) und 277 Männern (52%) ausgeglichen. Von den Befragten befanden sich zum Zeitpunkt des Telefoninterviews 49% (n=262) in nicht-operativen Kliniken und zu 51% (n=219) in operativen Kliniken. Die Altersverteilung des Klientels spiegelte mit dem typischen Gipfel zwischen 60 und 79 Jahren die klassische Krankenhausbelegung in Deutschland wider.

Ergebnisse: 80% der Befragten lehnten eine Basisversorgung mit optionaler Zuzahlung für ihre Krankenversicherung ab. Die Akzeptanz von Wartelisten lag auch für elektive Eingriffe maximal bei 55%. 90% betrachten die rund-um-Versicherung als ideal, 94% fordern Beitragsstabilität. Relevanten Kürzungen sind nur im Kur-/Rehabilitationswesen (21%) und der Medikation (20%) vorstellbar, während insbesondere das Haus- und Facharztsystem sowie das Klinikwesen gestärkt werden sollen (67-90%). Eine Prämienanpassung an Risiko und Gesundheitsverhalten könnten bis zu 70% akzeptieren. Die verstärkte Leistungsverlagerung in den ambulanten Bereich erachten 60% als notwendig. 90% könnten aus Kostengründen auf Arztbesuche verzichten. Eher unverzichtbar sind dagegen Medikamente (79%) und Krankenhausaufenthalte (79%). Als größtes Problem des aktuellen Gesundheitssystems wird neben den Kosten (47%) eine schlechte Koordination (31%) betrachtet.

Schlussfolgerung: Grundsätzlich entwickeln die Patienten als Leistungsanforderer im Gesundheitssystem ein Kostenbewusstsein. Kürzungen oder Wartelisten besitzen jedoch weiterhin nur eine geringe Zustimmung. Die weit überwiegende Mehrheit wünscht sich dagegen eine Komplettversorgung, allerdings bei stabilen Beiträgen. Sparpotentiale liegen nach Patientenmeinung nur im Gesundheitsverhalten und der daraus resultierenden Risikoanpassung. Bei hoher medizinischer Qualität wird die Koordination als verbesserungsfähig empfunden. Zusammenfassend werden zukünftige Gesundheitsreformen, die Leistungskürzungen enthalten, zur Verbesserung der Akzeptanz eine intensive Öffentlichkeitsarbeit benötigen.