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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Die endovaskuläre Versorgung des rupturierten Aortenaneurysmas: Euphorie oder Ernüchterung?

Meeting Abstract

  • corresponding author S. Ockert - Abtl. für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, Universität Heidelberg
  • H. Schumacher - Abtl. für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, Universität Heidelberg
  • D. Boeckler - Abtl. für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, Universität Heidelberg
  • I. Megges - Abtl. für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, Universität Heidelberg
  • J.R. Allenberg - Abtl. für Gefäßchirurgie, vaskuläre und endovaskuläre Chirurgie, Universität Heidelberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch7601

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2007/07dgch005.shtml

Published: October 1, 2007

© 2007 Ockert et al.
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Text

Einleitung: Das rupturierte Aortenaneurysma (rAAA) zeigt trotz wesentlicher Verbesserungen der perioperativen Notfallversorgung eine nahezu seit Jahrzehnten unverändert hohe Mortalitätsrate von 45-50% nach konventionell offener Therapie. Mit der Einführung der endovaskulären Aortenchirurgie (EVAR) besteht ein alternatives operatives Verfahren zur Behandlung dieses lebensbedrohlichen Krankheitsbildes. Einzelfallberichte und Untersuchungen kleiner Patientenkollektive konnten die technische Machbarkeit von EVAR beim rAAA eindrucksvoll dokumentieren, bei jedoch auffällig hohen Diskrepanzen der beschriebenen perioperativen Mortalitätsraten (11-45%). Die vorliegende Untersuchung vergleicht das Outcome endovaskulär versorgter rAAA mit der konventionell offenen Therapie am eigenen Krankengut unter besonderer Berücksichtigung der perioperativen und mittelfristigen Morbidität und Mortalität.

Material und Methoden: Über einen Zeitraum von 6 Jahren (Januar 2000-Dezember 2005) wurden sämtliche Patienten mit aorto-iliakalem Aneurysma und eindeutigen Rupturnachweis (CTA/intra-OP Angiographie/intraoperative Blutung) in die retrospektive Untersuchung eingeschlossen. Patienten mit symptomatischen Aneurysmen, Plaquerupturen ohne Blutungsnachweis, oder Rupturen im thorakoabdominellen Bereich wurden in die Analyse nicht einbezogen.

Ergebnisse: Von 661 im Untersuchungszeitraum behandelten Aortenaneurysmen zeigten 58 Patienten eindeutige Zeichen einer Ruptur. 29 Patienten mit rAAA wurden endovaskulär versorgt und 29 konventionell offen operiert. Bei 65.5% der Patienten mit EVAR wurde ein aorto-monoiliakaler Stentgraft (AUI) und bei 35% eine Bifurkationsendoprothese implantiert. In 31% der Fälle konnten EVAR-Patienten unter Lokalanästhesie operiert werden. In einem Fall wurde eine primäre Konversion nötig, 4 Patienten (13.8%) zeigten primäre Endoleckagen (4xTyp II) als behandlungsspezifsche Komplikation. Die 30-Tage Mortalitätsrate zeigt keine Unterschiede der beiden Gruppen und lag jeweils bei 31% (je 9 Patienten). Die Morbiditätsrate zeigte sowohl bezüglich kardialer, pulmonaler, renaler und zentralneurologischer Komplikationen, als auch unter Berücksichtigung der perioperativen Re-Interventionsraten keine signifikanten Unterschiede. Des weiteren unterschieden sich weder die Aufenthaltsdauer auf Intensivstation, noch die Gesamtverweildauer beider Gruppen signifikant. Das mediane Follow-up lag bei 40 Monaten (40.5 M EVAR; 40 M konv.-offen). Im Rahmen des Follow-up zeigten sich bei 2 Patienten sekundäre Endoleckagen (1xTyp I; 1xTyp II), bei keinem Patienten wurde eine sekundäre Konversion nötig. Es wurden insgesamt 3 sekundäre Interventionen (10.4%) nach EVAR im Nachuntersuchungszeitraum durchgeführt. Die Überlebensrate zum Zeitpunkt des Follow-up lag bei den Patienten nach EVAR bei 51.7% und nach konventionell offener Therapie bei 58.6%.

Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung konnte weder perioperativ noch mittelfristig eine Verbesserung der Mortalität/Morbidität nach EVAR beim rAAA im Vergleich zur offenen Therapie am eigenen Krankengut nachweisen. Zur Vergleichbarkeit der Studienergebnisse bedarf es einer eindeutigen Definition des rAAA zum Ausschluss von Pathologien mit weniger dramatischem Verlauf (symptomatische Aneurysmen/Palquerupturen). Aufgrund des limitierten Aufkommens rupturierter Aneurysmen an Einzelinstitutionen bleibt des weiteren eine multizentrische Analyse zum Beschreibung des Stellenwertes der endovaskulären Therapie beim rupturierten Aneurysma zu fordern.