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Erfahrungen mit der multidisziplinären Versorgung der Sentinel-Lymphknoten-Dissektion beim malignen Melanom an einem Krankenhaus der Maximalversorgung
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Das Verfahren der Pförtnerlymphknotenbiopsie (SLND) erlaubt eine zuverlässige Aussage über das Vorliegen einer regionären Lymphknotenmetastasierung beim malignen Melanom. Im Rahmen einer retrospektiven Studie werden über Erfahrungen der Sentinel-Lymphknoten-Dissektion an einem interdisziplinären und multimodalen Konzept vieler Fachabteilung an einem Krankenhaus der Maximalversorgung berichtet.
Material und Methoden: Von Februar 2002 bis Januar 2005 unterzogen sich 133 Melanompatienten (27 bis 90 Jahre alt, im Mittel 54 Jahre) einer SLND in einem Gesamtbeobachtungszeitraum von bis zu 28 Monaten. Aufnahmestation war die dermatologische Klinik. Bei positiven SLND wurden die Patienten zur nachgeschalteten radikalen regionären Lymphadenektomie und zur Einleitung einer systemischen Therapie in die Allgemeinchirurgie verwiesen. Eingangskriterium einer SLND war eine Tumorgröße >0,75 mm nach Breslow sowie der klinische NoMo-Status gemäß prätherapeutischem Staging. Ein Lymphabfluss-Szintigramm erfolgte am Vortag der SLNE mit Darstellung des individuellen Lymphabflusses und der individuellen SLN-Position.
Ergebnisse: Die Melanome der Patienten verteilten sich wie folgt: 39% waren am Rumpf, 54% an den Extremitäten und 7% am Hals und Kopf. Die SLND zeigte in 20% der Fälle einen metastatischen Befall. Bezogen auf die Einteilung nach Breslow ergab sich bei steigender Tumordicke eine Zunahme der positiven SLND beim untersuchten Patientenkollektiv (Tabelle 1 [Tab. 1]). Bei den Melanomen mit einer Tumordicke <15mm fanden sich in 12% Mikrometasten, während die Melanome mit >15mm Tumordicke 17% Mikrometasten aufwiesen (Tabelle 2 [Tab. 2]). Die nachgeschaltete radikale regionäre Lymphadenektomie im Falle eines positiven SLN zeigte einen weiteren Lymphknotenbefall bei 7% der Patienten mit „low-risk“ Melanomen und bei 14% der Patienten mit „high-risk“ Melanomen. Zu einem regionären Rezidiv nach positiver SLND und Lymphknotendissektion kam es in 4% der Fälle. Ein Metastasenbefall nach negativer SLND trat lediglich einmal auf.
Schlussfolgerung: Mit der präoperativen Lymphszintigraphie und der SLND gelingt eine zuverlässige Abklärung der Lymphknotenmetastasierung. Orientierend an den Befunden der SLND kann die Indikation zur Lymphadenektomie individueller und gezielter auch in Hinblick einer adjuvanten Therapie erfolgen. Die Durchführung der bisherigen prophylaktischen Lymphknotendissektion entfällt. Die Etablierung der SLND erfordert einen großen logistischen Aufwand und setzt eine gut abgestimmte interdisziplinäre Kooperation voraus. Sie sollte daher vorrangig von Zentren durchgeführt werden, die mit dieser Operationstechnik und nuklearmedizinischen Darstellung vertraut sind. Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass die SLND in Verbindung mit einem gut funktionierenden interdisziplinären Management zu einer Optimierung der Behandlung des malignen Melanoms führt und ein wichtiges und zuverlässiges Konzept in der onkologischen Chirurgie darstellt.