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Hypothermie wird bei Einsatz wärmekonservierender Maßnahmen vermieden
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Published: | May 2, 2006 |
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Einleitung: Trotz Einsatz wärmekonservierender Maßnahmen sinkt die Körpertemperatur bei großen viszeral- und gefäßchirurgischen Eingriffen intraoperativ ab. Ursächlich hierfür sind die unter Narkose gestörte Thermoregulation, Temperaturverluste durch Konvektion und eine Umverteilung der Körperwärme. In verschiedenen klinischen Studien wurde gezeigt, daß eine intraoperative Hypothermie mit einer Erhöhung des Blutverlustes, kardialen Komplikationen und Infektionen sowie mit einem insgesamt protrahierten postoperativen Verlauf einhergeht und daher verhindert werden sollte. Ziel der vorliegenden Untersuchung war folgendes zu untersuchen: (i) die Prävalenz der intra- und postoperativen Hypothermie bei großen viszeral- und gefäßchirurgischen Eingriffen in der eigenen Abteilung, (ii) die Effizienz der getroffenen wärmekonservierenden Maßnahmen, (iii) den Zusammenhang zwischen Hypothermie, Operationszeit und anderen Faktoren.
Material und Methoden: Im Zeitraum 01.01.04 bis 01.07.2004 wurden bei 65 konsekutiven großen Eingriffen (Ösophagus-, Magen-, Pankreas-, Leber-, Rektumresektionen; Eingriffe an der Bauchaorta) intraoperativ kontinuierlich die Körperkerntemperatur mittels Blasenkatheter bestimmt. Als Hypothermie definiert wurde eine Kerntemperatur ≤ 35°C. Zusätzlich erfasst wurden Operationsdauer, die Art der verwendeten wärmekonservierenden Maßnahmen (WKM), der intraoperative Blutverlust und postoperative Komplikationen.
Ergebnisse: Zur intraoperativen Wärmekonservierung wurde bei 59 Operationen (91%) mindestens eine der folgenden Maßnahmen getroffen: Wärmematten (73.8%), Warmluftdecken (90.1%) und Infusions-Durchflußerwärmer (73.8%). Bei 6 Eingriffen (9%) wurde initial keine WKM durchgeführt. Bei 17 Patienten (26%) fiel die Körpertemperatur intraoperativ zeitweise auf unter 35°C ab. Da in allen diesen Fällen (ggf. zusätzliche) WKM eingeleitet wurden, war die Körperkerntemperatur am Ende der Operation signifikant höher, als der minimale intraoperative Wert. Am Operationsende bestand bei 5 Patienten (8%) eine Hypothermie (darunter 1 Patient, bei dem initial keine WKM getroffen worden waren). Bei Ösophagus- und Rektumresektionen gab es signifikant mehr hypotherme Phasen (40% bei Ösophagusresektionen bzw. 63% bei Rektumresektionen) als bei den anderen o.g. Eingriffen. Zusammenhänge zwischen Hypothermie und der Operationszeit oder anderen Faktoren wie z.B. dem intraoperativen Blutverlust konnten im untersuchten Kollektiv nicht festgestellt werden. Bei geringer Prävalenz der Hypothermie am Operationsende konnten peri- und postoperative Komplikationen nicht in Zusammenhang mit der Körpertemperatur gebracht werden.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Untersuchung bestätigt die Wirksamkeit moderner Wärmeprotektion. Durch Anwendung adäquater wärmekonservierender Maßnahmen intraoperativ kann bei über 90% großer viszeral- und gefäßchirurgischer Eingriffe eine Hypothermie am Operationsende vermieden werden. Dazu ist es unter Umständen notwendig bei Absinken der Körpertemperatur unter 35°C zusätzliche Maßnahmen, wie Infusions-Durchflußerwärmer einzusetzen. Die Bedeutung dieser Maßnahmen wird auch dadurch unterstrichen, daß unter effizienter Wärmekonservierung auch längere und komplexere Operationen mit niedriger perioperativer Morbidität durchgeführt werden können.