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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Polytrauma-Management bei Abriß des Truncus coeliacus

Meeting Abstract

  • corresponding author T. Kowalski - Klinik für Visceral-. Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland
  • A. Krüger - Klinik für Visceral-. Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland
  • J. Geks - Klinik für Visceral-. Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland
  • M. Rothmund - Klinik für Visceral-. Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Giessen und Marburg, Standort Marburg, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch4836

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2006/06dgch193.shtml

Published: May 2, 2006

© 2006 Kowalski et al.
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Einleitung: Im Rahmen eines Motorradunfalls kam es bei einem 54jährigen Patienten zu einer Abscherung des Truncus coeliacus mit konsekutiver intrathorakaler Blutung. Bei polytraumatisierten Patienten (ISS unseres Patienten 45) mit Hämatothorax und ohne freie intraabdominelle Flüssigkeit ist diese Verletzung differentialdiagnostisch abzuklären.

Material und Methoden: Der Patient war im Rahmen eines Motorradunfalls verletzt worden. Aufgrund starker Schmerzen und Ateminsuffizienz wurde er vom Notarzt an der Unfallstelle intubiert und beatmet zu uns eingewiesen. Die initiale Diagnostik umfasste das konventionelle Röntgen des Thorax, des Beckens und des Achsskelettes ein, sowie eine Abdomensonografie. Auf der Thoraxübersichtsaufnahme zeigten sich große Hämatothoraces beidseits. Die Sonographie des Abdomens ergab einen unauffälligen Befund. Bei kreislaufstabilem Patienten wurde die Diagnostik mittels Computertomographie erweitert. Der Polytraumaalgorithmus schließt bei uns eine CT des Abdomens ein. Die CT des Thorax bestätigte große Hämatothoraces, intrathorakale Gefäße waren nicht verletzt. Im CT Abdomen wurde ein retroperitoneales paraaortales Hämatom im Bereich der großen Gefäßabgänge diagnostiziert. Im Bereich des Truncus coeliacus wurde eine Kontinuitätsunterbrechung gesehen und als Abscherverletzung gewertet. Aus den eingelegten Thoraxdrainagen entleerten sich initial zwei bzw. drei Liter Blut. Der Patient wurde rasch in den OP verbracht. Über eine mediane Laparotomie mit Verlängerung nach links thorakal wurde die Aorta incl. der Visceralarterien dargestellt. Intraabdominell fand sich keine freie Flüssigkeit. Retroperitoneal wurde die Diagnose des abgescherten Truncus coeliacus bestätigt. Der Truncus war mit einem circa 2mm großen Kragen ausgerissen und eine lokale Rekonstruktion nicht möglich. Der Truncus coeliacus wurde am Abgang aus der Aorta ligiert und ein 6mm PTFE-Bypass (mit kovalent gebundenem Heparin) von der Aorta auf die Arteria hepatica angelegt. Intraoperativ wurden 12 EK, 16 FFP und 2 TK substituiert.

Ergebnisse: Der Patient konnte nach zügiger Diagnosestellung operiert und suffizient behandelt werden.

Schlussfolgerung: Abrisse des Truncus coeliacus im Rahmen eines stumpfen Bauchtraumas sind eine seltene Verletzung. Durch zügige Diagnostik und standardisierte Abläufe in der interdisziplinären Polytraumaversorgung wurde eine gravierende Verletzung der Visceralarterien versorgt. Interdisziplinäres Polytraumamanagement ist eine wesentliche Voraussetzung um eine seltene, komplexe und vital bedrohliche Verletzung des Truncus coeliacus suffizient versorgen zu können.