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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Das Septum rectogenitale: Morphologie, Funktion und klinische Bedeutung

Meeting Abstract

  • corresponding author F. Aigner - Univ.-Klinik f. Chirurgie, Klinische Abteilung f. Allgemein- u. Transplantationschirurgie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • A. P. Zbar - School of Medicine and Clinical Research, University of the West Indies, Queen Elizabeth Hospital, St. Michael, Barbados
  • P. Kovacs - Univ.-Klinik f. Radiodiagnostik I, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • R. Margreiter - Univ.-Klinik f. Chirurgie, Klinische Abteilung f. Allgemein- u. Transplantationschirurgie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich
  • H. Fritsch - Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch2466

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch720.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Aigner et al.
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Text

Einleitung

Das Septum rectogenitale (in der chirurgischen Literatur als Denonvilliers’ Faszie bezeichnet) bildet bei beiden Geschlechtern kranial eine unvollständige Trennschicht zwischen Rektum und urogenitalen Organen, welche durch das Corpus perineale kaudalwärts ergänzt wird. Das Septum besteht aus kollagenen und elastischen Bindegewebsfasern sowie glatten Muskelfasern durchflochten mit Nervenfasern aus dem autonomen Plexus hypogastricus inferior. Ziel der vorliegenden Studie war es, die fetale Entwicklung des Septum rectogenitale, den Ursprung und die Innervation der längsverlaufenden glatten Muskelfasern innerhalb des Septums zu untersuchen, sowie, daraus ableitend, Auswirkungen auf deren Funktion bei resezierenden Eingriffen am Beckenboden zu diskutieren.

Material und Methoden

Das Septum rectogenitale wurde an fixierten erwachsenen Beckenpräparaten sowie anhand von 40 fetalen und neugeborenen plastinierten Beckenschnittserien analysiert. Mit Hilfe von konventionellen und immunhistochemischen Färbemethoden unter Verwendung von polyklonalen neuronalen Antikörpern (anti ChAT, Protein S-100, PGP 9.5) wurde die motorische und sensorische Innervation der septalen Längsmuskelfasern untersucht.

Ergebnisse

Das Septum rectogenitale wird bereits in früher Fetalphase (9. Woche) durch lokale Kondensation von mesenchymalem Bindegewebe geformt. Der Ursprung der im Corpus perineale endenden Längsmuskelfasern konnte bis an die Längsmuskelschicht der Rektumvorderwand zurückvefolgt werden. Bei beiden Geschlechtern konnten autonome Nervenfasern und Ganglienzellnester am lateralen Rand des Septums dargestellt werden, die die glatte Muskulatur im Septum innervieren, teilweise die Seite wechseln und das Septum als Leitstruktur in Richtung Urogenitalorgane benutzen.

Schlussfolgerung

Ausgehend von einer gemeinsamen Innervation der Muskelschichten der Rektumvorderwand und der Längsmuskelfasern innerhalb des Septum rectogenitale, wird ein funktioneller Zusammenhang beider muskulärer Strukturen während der Defäkation postuliert. Ähnlich dem Einfluß der Muskelfasern im Lig. pubovesicale auf das urethrale Sphinktersystem, vermuten wir, dass auch die hier untersuchten Längsmuskelfasern als Bestandteil des analen Sphinkterkomplexes bei der Defäkation eine Rolle spielen. Soweit aus onkologischer Sicht vertretbar, unterstützen daher unsere Ergebnisse die von Stelzner empfohlene Methode der nervenschonenden Rektumresektion, bei der durch das Belassen des kaudalen Abschnittes der demukosierten Rektumvorderwand und daher der neuromuskulären Strukturen des Septum rectogenitale eine Potenz- und Kontinenzerhaltung erzielt wird.