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Wie viel kostet die Dekubitusprophylaxe und –therapie im Akutkrankenhaus?
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Published: | June 15, 2005 |
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Einleitung
Zum Thema „Kosten des Dekubitus“ gibt es bisher nur sehr wenige Arbeiten und diese beruhen meistens nur auf Schätzungen. Wir haben uns deshalb die Frage gestellt: Wie hoch sind die Kosten für Prophylaxe und Therapie des Dekubitus am Universitätsklinikum Essen und gibt es Hinweise auf Einsparmöglichkeiten bzw. eine Kostenreduktion?
Material und Methoden
Wir haben seit dem 01.04.2003 die Stationskosten, die tatsächlichen Kosten für die eingesetzten Anti-Dekubitusmatratzen und die Kosten für die verwendeten Verbandsmaterialien bei den Dekubituspatienten erhoben. Wir bildeten durch die „matched pairs“ Technik ein Kontrollkollektiv von Patienten mit Dekubitus versus Patienten ohne Dekubitus. Die Kriterien zur Vergleichbarkeit sind folgende: Alter (+/- 8 Jahre), Geschlecht, Diagnose nach ICD10, Operationen nach OPS-301, der Risikofaktoren-Score des Universitätsklinikum Essen und die Verweildauer.Vom 01.04.2003 bis 31.12.2003 untersuchten wir 50 Patienten mit Dekubitus prospektiv zu den o.g. Kriterien.Die mittlere stationäre Verweildauer betrug 32 +/- 25 Tage. Die Gradeinteilung (nach EPUAP) des Dekubitus war folgende: Stadium I: n=9(18%), Stadium II: n=37(74%), Stadium III: n=2(4%), Stadium IV: n=2(4%)Im gleichen Zeitraum konnten wir den o.g. 50 Patienten mit Dekubitus 35 Patienten ohne Dekubitus erfolgreich zuordnen, d.h. „matchen“. Völlige Übereinstimmung aller 6 Kriterien erzielten wir bei n=8 Patienten, 5 Kriterien(minus Verweildauer) bei n=15 Patienten, 4 Kriterien (minus Verweildauer und Alter) bei n=8 Patienten, 3 Kriterien (minus Verweildauer, Alter und Geschlecht) bei n=4 Patienten.
Ergebnisse
Das Patientenkollektiv mit Dekubitus (n=50) unterscheidet sich nicht von dem Kontrollkollektiv ohne Dekubitus (n=35) hinsichtlich der Häufigkeit und Art der Diagnosen, der durchgeführten Behandlung, speziell der Operationen und der Risikofaktoren. Hinsichtlich des Alters, der Geschlechtsverteilung und der Verweildauer ist nur bei n=8 Patienten eine völlige Übereinstimmung erzielt worden.Bei dem Patientenkollektiv mit Dekubitus (n=50) findet sich ein Gesamtkostensumme von 387.082,05 €, die sich aus den Stationskosten mit 379.869,59 €, den Kosten für die Matratzensysteme mit 6120,00€ und den Kosten für die Verbandsmaterialien mit 1092,46 € zusammensetzen. Die Kosten für die Matratzensysteme betragen also 1,58% der Gesamtkosten bzw. die Kosten für die Verbandsmaterialien 0,28% der Gesamtkosten.Die Gesamtkosten der Patienten ohne Dekubitus (n=35) betrugen 173.880,04 €, die Stationskosten 173.355,04 € und die Kosten der Matratzensysteme 525,00 €. Kosten für Verbandsmaterialien fallen hier logischerweise nicht an. Prozentual beträgt der Anteil der Matratzensysteme an den Gesamtkosten in dieser Gruppe 0,30%.
Schlussfolgerung
Bei den Anti-Dekubitusmatratzen errechnet sich ein Kostenanteil von maximal 1,58% und bei den Verbandmaterialien von 0,28% an den Gesamtkosten. Diese Kosten erscheinen sehr niedrig und sind nicht in der Größenordnung der bisher vorliegenden Berechnung anderer Autoren. Einschränkend muss gesagt werden, dass die Fallzahl dieser Studie und insbesondere die Zahl der Kontrollpatienten noch sehr klein ist. Diese wird aber in unserer Studie erhöht bis auf 150 Patienten. Wenn die Verweildauer der Patienten die Kosten der Dekubitustherapie in die Höhe treiben sollte, muss über ein Entlassmanagement nachgedacht werden.