gms | German Medical Science

122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Morphologische und immunhistochemische Charakterisierung von Mikrometastasen gastrointestinaler Karzinome

Meeting Abstract

  • corresponding author O. Horstmann - Klinik für Allgemeinchirurgie, Universitätsklinikum Göttingen
  • C. Milsmann - Klinik für Allgemeinchirurgie, Universitätsklinikum Göttingen
  • L. Füzesi - Abteilung Gastroenteropathologie, Universitätsklinikum Göttingen
  • H. Becker - Klinik für Allgemeinchirurgie, Universitätsklinikum Göttingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch2602

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2005/05dgch212.shtml

Published: June 15, 2005

© 2005 Horstmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung

Der Nachweis einer Mikrometastasierung (MM) solider Tumore wird mangels krebsspezifischer Marker meistens über anti-epitheliale Antigene geführt wird, die in Metastasierungs-Kompartimenten nicht vorkommen sollen. Zur Zeit ist unklar, ob derart nachgewiesene MM auch Karzinomzellen entsprechen. Daher sollten Ber-Ep4 immunoreaktive, disseminierte Zellen – also vermeintliche Tumorzellen - auf ihren tumorigenen Charakter hin untersucht werden.

Material und Methoden

Anhand eines retrospektiven Kollektivs von 161 Magen- und 103 Pankreaskarzinomen wurde die Häufigkeit und Prognoserelevanz der lymphogenen MM bei formal nodal negativen Patienten bestimmt. Darüber hinaus wurde in einem prospektiven Mischkollektiv von 100 gastrointestinalen Karzinomen auch eine Tumorzelldissemination in Knochenmark und Bauchhöhle untersucht; der Nachweis erfolgte jeweils immunhistochemisch über den anti-epithelialen Marker Ber-EP4. Ber-Ep4 immunoreaktive Zellen wurden morphologisch als karzinom-typisch oder atypisch beschrieben. Nach Anfertigen zusätzlicher Gewebeschnitte wurde mittels immunhistochemischer Doppelfärbung eine Überexpression des p53-Proteins untersucht und die MM dem Primärtumor (PT) vergleichend gegenübergestellt.

Ergebnisse

Unter nodal-negativen Pat. fanden sich bei 33/56 (59%) Magenkarzinomen, 16/31 (39%) Pankreaskarzinomen und bei 10/26 (28%) Pat. des prospektiven Mischkollektivs Ber-Ep4 immunoreaktive Zellen in mindestens einem Lymphknoten. In einer uni- und multivariaten Analyse hatte der Nachweis dieser Zellen ohne Berücksichtigung der Zellmorphe einen unabhängigen Einfluss auf die Langzeitprognose (5-Jahres-Überebensraten (5JÜ): keine MM 68%, MM 41 %, N1-2 10%; p= 0,02 bzw. < 0,0001). Bei 35 dieser 59 Patienten (59%) wiesen die MM morphologisch einen karzinom-atypischen Charakter auf, wobei sich die Langzeitprognose nicht von Pat. mit karzinom-typischen Zellen unterschied (5JÜ jeweils 41 %; p= 0,64). In dem prospektiven Kollektiv wurden weitere Pat. mit Ber-EP4 positiven Zellen in der Peritonelallavage (27%) und dem Knochenmark (13%) identifiziert, hier wiesen alle Zellen eine karzinomtypische Morphologie auf. In der Doppelfärbung aller 99 Proben mit Ber-Ep4 positiven Zellen konnten diese bei 49 % reidentifiziert werden. Lediglich bei 54% der korrespondierenden Primärtumoren (PT) zeigte sich eine starke p53-Überexpression. Bei p53-negativen PT (n= 13) war auch die Mikrometastase in 85% negativ (2 Patienten mit p53-positiven MM), bei starker p53-Expression des PT (n= 20) war die korrespondierende MM in 70% ebenfalls positiv (p= 0,002).

Schlussfolgerung

Die okkulte Tumorzelldissemination ist ein frequentes Ereignis bei gastrointestinalen Tumoren. Lymphogene MM besitzen auch bei karzinom-atypischer Morphologie einen unabhängigen Einfluss auf die Langzeitprognose. Die p53-Proteinüberexpression ist keine Vorraussetzung für eine MM, wobei eine enge Korrelation zwischen Primärtumor und MM besteht. Etwa ein Drittel aller MM mit p53-positivem PT sind selbst p53-negativ, sodass der tumorigene Ursprung dieser Zellen unklar ist und der weiteren Klärung bedarf.