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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Hereditäre CC-Chemokin-Rezeptor5 delta 32-Mutation - ein neuer immunologischer Risikofaktor für Ischemic Type Biliary Lesions nach orthotoper Lebertransplantation

Vortrag

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  • presenting/speaker Christian Moench - Abteilung für Transplantationschirurgie, Johannes Gutenberg Universität Mainz
  • A. Uhrig - Abteilung für Transplantationschirurgie, Johannes Gutenberg Universität Mainz
  • A. W. Lohse - I. Medizinische Klinik, Johannes Gutenberg Universität Mainz
  • G. Otto - Abteilung für Transplantationschirurgie, Johannes Gutenberg Universität Mainz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0638

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2004/04dgch213.shtml

Published: October 7, 2004

© 2004 Moench et al.
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Text

Einleitung

Die CC-Chemokine nehmen eine Schlüsselrolle in der postoperativen Immunmodulation nach orthotoper Lebertransplantation (OLT) ein. Durch ihre chemotaktische Potenz wird die Leukozytentransmigration in das Transplantat bei Ischämie-Reperfusion als auch bei akuter Rejektion reguliert. Die Signaltransduktion erfolgt über den CCR5-Rezeptor. Die hereditäre CCR5Δ32-Mutation (32 Nukleotid-Deletion) führt zu einer Funktionseinschränkung dieses Rezeptors. Ischemic Type Biliary Lesions (ITBL) sind eine gefürchtete Gallengangskomplikation mit mutmaßlich immunologischer Ursache nach OLT. In dieser Untersuchung wird der Einfluss der CCR5Δ32-Mutation auf die Entwicklung von ITBL untersucht.

Material und Methoden

146 OLT von 09/1997 bis 04/2003 wurden in dieser retrospektiven Analyse untersucht. Mittels QIAamp DNA Blood-Kit wurde aus je 200ml Vollblut DNA der Patienten isoliert. X ml DNA (x ng) wurden durch CCR5 spezifische PCR (Primer sense: 5´-CAAAAAGAAGGTCTTCATTACACC-3´, antisense: 5´-CCTGTGCCTCTTCTTCTCATTTCG-3´) mit je 40 Zyklen amplifiziert. Die Wildtyp-PCR erbrachte eine Größe von 189 bp, während die CCR5Δ32-Mutation aus 157 bp bestand. Statistische Analysen wurden mit SPSS durchgeführt.

Ergebnisse

120 Patienten (82,1%) zeigten einen normalen CCR5-Rezeptor (Wildtyp). In 26 Fällen lag eine CCR5Δ32-Mutation (25 heterozygot (17,1%), 1 homozygot (0,8%)) vor. Von den 120 Patienten mit Wildtyp entwickelten 14 Patienten ITBL. Dagegen zeigten sich ITBL bei 8 von 26 Patienten mit CCR5Δ32-Mutation (p=0,01). Eine univariate Analyse der Spender- und Empfängerfaktoren (CCR5 vs. CCR5Δ32) ergab keine Unterschiede für Spender gGT (48 vs. 39 U/l, p=0,615), Spenderalter (45 vs. 50 J., p=0,210), kalte Ischämiezeit (529 vs. 566 min., p=0,382), warme Ischämiezeit (36 vs. 39 min, p=0,333), peak Transaminasen (GOT 965 vs. 954 U/l, p=0,978; GPT 1046 vs. 929 U/l, p=0,788; AP 291 vs. 297 U/l, p=0,921; gGT 149 vs. 131 U/l, p=0,701) und Bilirubin Tag 14 (4,1 vs. 4,7 mg/dl, p=0,596). Akute Abstoßungsreaktionen traten bei Wildtyp in 34% und bei CCR5Δ32 in 31% auf (p=0,920). Die Rate an CMV-Infektion betrug 25% bei Wildtyp und 37,5% bei CCR5Δ32 (p=0,356). Das Patientenüberleben bei Wildtyp betrug 95,6% gegenüber 81,3% bei CCR5Δ32-Mutation (p=0,04, log-rank). Die multivariate Analyse erbrachte als signifikante Faktoren auf ITBL die CCR5Δ32-Mutation (p=0,0001) und das Spenderalter (p=0,007). Keinen Einfluss hatten das Empfängeralter (p=0,311), die warme (p=0,762) und die kalte Ischämiezeit (p=0,746).

Schlussfolgerung

Die hereditäre CCR5Δ32-Mutation ist ein neuer, signifikanter Einflussfaktor auf ITBL nach OLT. Damit ist das Spektrum der Entitäten der ITBL nach OLT durch eine immunologisch relevante Genmutation erweitert. Inwiefern therapeutische Optionen durch eine verstärkte Immunsuppression bestehen, bleibt Gegenstand weiterer Untersuchungen.