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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Einfluß der 3-D-Rekonstruktion und der virtuellen Operationsplanung auf das Resektionsausmaß und das operative Vorgehen in der Leberchirurgie

Vortrag

  • presenting/speaker Hauke Lang - Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • A. Radtke - Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • K.J. Oldhafer - Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • T. Schroeder - Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Essen
  • M. Hindennach - MeVis - Zentrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung gGmbH, Bremen
  • N.R. Frühauf - Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • H.O. Peitgen - MeVis - Zentrum für Medizinische Diagnosesysteme und Visualisierung gGmbH, Bremen
  • C.E. Broelsch - Klinik für Allgemein- und Transplantationschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch1356

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Published: October 7, 2004

© 2004 Lang et al.
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Text

Einleitung

Die moderne Leberchirurgie beruht auf der von Couinaud beschriebenen funktionellen Leberanatomie. Aus anatomischen Studien ist bekannt, dass der segmentale Aufbau der Leber zahlreichen Variationen unterworfen ist. Bei zentralen oder multiplen Lebertumoren ist die Operationsplanung zudem dadurch erschwert, dass durch das Einhalten von Sicherheitsabständen devaskularisierte Leberareale entstehen können. Da anhand der zweidimensionalen Computertomographie (2-D-CT) weder eine exakte Lokalisation der Lebersegmente noch eine genaue Zuordnung der intrahepatischen Gefäßstämme zu einzelnen Segmenten möglich ist, kann das verbleibende funktionelle Leberparenchym präoperativ nur schwer abgeschätzt werden. In einer Pilotstudie haben wir daher den Nutzen einer computergestützten 3-D-Risikoanalyse auf die Planung und Durchführung komplexer Leberresektionen prospektiv untersucht.

Material und Methoden

Bei 18 Patienten wurde zunächst anhand eines 2-D-CT eine Operationsplanung vorgenommen. Hierbei wurden das totale Lebervolumen (TLV), das funktionelle Lebervolumen (FLV = TLV-Tumorvolumen) sowie das nach Resektion verbleibende Lebervolumen (2D-rLV) berechnet. Aus den konventionellen Schichtdaten wurden, basierend auf einer 3-D-Segmentierung der Leber und der intrahepatischen Gefäße, die funktionellen Territoriengrenzen der Pfortader und der Lebervenen in 3-D berechnet und deren Volumina bestimmt (Software HepaVision, MeVis). In der 3-D-Risikoanalyse wurde dann das entsprechende Resektionsareal abhängig von der im 2-D-CT gewählten Resektionsebene im Sinne einer virtuellen Resektion errechnet (Software Intervention Planner, MeVis). Hieraus ergab sich das im 3-D-CT verbleibende funktionelle Restvolumen (3D-rLV = Restvolumen mit intakter portalvenöser Versorgung und venöser Drainage). Die Ergebnisse von 3D-rLV und 2D-rLV wurden miteinander verglichen und eine erneute Operationsplanung vorgenommen.

Ergebnisse

Die Abweichungen von 2DrLV zu 3D-rLV betrugen <20% (11/18 Patienten), 20-30% (3/18) und bei jeweils 2 Patienten zwischen 30-40% bzw. 40-50%. Bei den sieben Patienten mit einer Abweichung >20% wurde aufgrund der 3-D-Risikoanalyse die Operationsplanung verändert. Dies umfasste in drei Fällen (bei Abweichung zwischen 20-30%) eine Erweiterung des Resektionsausmaßes, um Lebergewebe zu entfernen, welches anhand der 3-D-Rekonstruktion keinen venösen Abfluß besessen hätte. In den anderen Fällen waren aufgrund des geringen Restlebervolumens Gefäßrekonstruktionen intrahepatischer Lebervenen notwendig, um funktionelles Lebergewebe vaskularisiert erhalten zu können. Intraoperativ konnte in sechs der sieben Fälle die anhand der 3-D-CT-Bilder veränderte Operationsplanung umgesetzt werden, einmal lag Irresektabilität aufgrund einer Peritonealkarzinose vor.

Schlussfolgerung

Die dreidimensionale Leberdarstellung liefert in einem hohen Prozentsatz zusätzliche Informationen, die Einfluß auf das operative Vorgehen haben. Durch eine exakte Darstellung der funktionellen Leberanatomie kann das Entstehen devaskularisierter Leberareale durch Verschiebung der Resektionsebenen oder Rekonstruktion von Gefäßen weitgehend vermieden werden, was insbesondere für Leberresektionen im funktionellen Grenzbereich von Bedeutung ist.