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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Routinedatenanalyse zur Versorgungssituation von Patienten in Deutschland ein Jahr nach Herzinfarkt

Meeting Abstract

  • R. Ulrich - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • J. Pohl - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • B.-P. Robra - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg, Deutschland
  • C. Heintze - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • W. Herrmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam293

doi: 10.3205/17degam293, urn:nbn:de:0183-17degam2932

Published: September 5, 2017

© 2017 Ulrich et al.
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Text

Hintergrund: Herzinfarkt ist ein häufiges Ereignis und einen Herzinfarkt überlebt zu haben hat eine Prävalenz von 4,7% in Deutschland. Wie die ambulante Langzeitversorgung von Herzinfarktpatienten aussieht ist weitgehend unbekannt, ebenso wie die tatsächlich durchgeführte medikamentöse Therapie.

Fragestellung: Wie ist die ambulante Versorgung und die medikamentöse Therapie von Patienten ein Jahr nach Herzinfarkt in Deutschland?

Methoden: Aus einer Stichprobe von 500.002 AOK-Versicherten der Jahre 2011-2014 wurden Patienten mit stationärer Aufnahme- oder Entlassungsdiagnose nach ICD-10-Klassifikation: I21 oder I22 (Herzinfarkt, Reinfarkt) im Jahr 2013 als Herzinfarktpatienten definiert. Im 4. vollen Quartal nach Entlassung wurde erfasst, welche ambulante Versorgung in Anspruch genommen wurde und ob unter anderem Rezepte für ASS, ACE-Hemmer/AT1-Antagonisten, Beta-Blocker und Statine eingelöst wurden.

Ergebnisse: Im Indexjahr wurden 1713 Herzinfarktpatienten identifiziert, davon 39,1% Frauen. Das vierte Quartal überlebten 1335 Patienten (78%). 2,5% der Versicherten waren bei keinem Arzt, 96,1% der Herzinfarktpatienten waren in dem Quartal beim Hausarzt und 23,0% beim Kardiologen. 61,4% der Patienten lösten Rezepte für AT1-Rezeptorantagonisten/ACE-Hemmer ein, 59,5% für Betablocker, 54,7% für Statine und 35,5% für ASS.

Diskussion: Fast alle Patienten haben die ambulante Versorgung in Anspruch genommen, dennoch werden viele Herzinfarktpatienten nicht mit den empfohlenen Medikamenten versorgt. Um die derzeitige Langzeitversorgung von Herzinfarktpatienten besser einschätzen zu können, sind weitere Untersuchungen mit Darstellung der Versorgungsverläufe über einen längeren Zeitraum sowie patientenorientierte qualitative Studien nötig. Da fast alle Patienten beim Hausarzt waren, sollte die Bedeutung der Hausarztsteuerung genauer untersucht werden.