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Einstellungen, Motive und Verhaltensweisen von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund im Hinblick auf die Antibiotikanutzung
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Published: | September 5, 2017 |
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Hintergrund: Die Türkei gehört zu den Ländern mit dem höchsten Antibiotika-pro-Kopf-Verbrauch. Hierzu tragen das Verschreibungs-/Abgabeverhalten, eine geringe Gesundheitsbildung und Selbstmedikation bei, die sich auch auf die Antibiotikanutzung durch türkischstämmige Migranten/innen auswirken können. In Zusammenhang mit kulturell geprägten Nutzungsmustern führt dies vielfach dazu, dass Migranten/innen Antibiotika zur Aufbewahrung und späteren Verwendung aus der Türkei mitbringen.
Fragestellung: Im Rahmen der Untersuchung – Teil des EU-Projektes ANTIBIOTIC – soll geklärt werden, welche Motive und Einstellungen türkeistämmige Migranten/innen zur Einnahme von Antibiotika haben und welche Besonderheiten das Nachfrageverhalten und die Interaktion mit Ärzten/innen und Apothekern/innen aufweisen.
Methoden: Mittels zweier Fokusgruppendiskussionen mit türkeistämmigen Migranten/innen (n=11) wurden Wissen, Einstellungen und Motive im Hinblick auf die Antibiotikanutzung erfragt. Ergänzend wurden leitfadengestützte Experteninterviews mit Hausärzten/innen (n=4) und Apothekern/innen (n=5) geführt, um Informationen zu Verhaltensweisen in der Interaktion und Kommunikation zu erhalten. Daten wurden inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Ältere und geringgebildete türkeistämmige Migranten/innen sind oft unkritischer gegenüber Antibiotika und haben eine erhöhte Nachfrage. Fehlendes Wissen zu Anwendungsgebieten und positive Erfahrungen führen zu übersteigerten Erwartungen sowie zur Wahrnehmung von Antibiotika als eine Art „Allheilmittel“. Neben Herausforderungen durch eventuelle Sprachbarrieren nehmen ältere und geringer gebildete türkeistämmige Migranten/innen im Gespräch mit Ärzten/innen oft eine passive Patientenrolle ein und erfragen seltener Informationen zu verschriebenen Medikamenten. Vielfach wird dies im Gespräch mit Apothekern/innen nachgeholt, was hier zu erhöhtem Arbeitsaufwand und weiteren Kommunikationsschwierigkeiten führt.
Diskussion: Um die Risiken unangemessener Antibiotikanutzung bei älteren und geringer gebildeten türkeistämmigen Migranten/innen zu reduzieren, ist eine Anpassung der Kommunikationsstrategien von Ärzten/innen und Apothekern/innen notwendig. Darüber hinaus ist die Entwicklung von migrationssensiblen Informationsmaterialien angezeigt.