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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Hausbesuche bei Pflegeheimpatienten: was wird in der Routineversorgung von Hausärzten delegiert?

Meeting Abstract

  • L. Henning - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • J. Schübel - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • A. Bergmann - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland
  • K. Voigt - Technische Universität Dresden, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin/MK3, Dresden, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam250

doi: 10.3205/17degam250, urn:nbn:de:0183-17degam2509

Published: September 5, 2017

© 2017 Henning et al.
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Text

Hintergrund: Etwa 80% der Bewohner von Pflegheimen sind auf Hausbesuche durch den Hausarzt angewiesen (Hallauer 2005). Eine Möglichkeit, auf die häufig gegebene hohe hausärztliche Arbeitsbelastung (besonders bei drohender oder bestehender Unterversorgung) zu reagieren, ist die Delegation ärztlicher Tätigkeiten an nichtärztliches Praxispersonal (NäP). Insbesondere bei der Versorgung von Pflegeheimpatienten, die überwiegend über Hausbesuche versorgt werden, ergibt sich Delegationspotential im Kontext von Routinehausbesuchen.

Fragestellung: In welchem Ausmaß und bei welchen Beratungsanlässen werden Hausbesuche in der alltäglichen Versorgung von Pflegeheimpatienten an NäP delegiert?

Methoden: Im Rahmen einer 12-monatigen Querschnittuntersuchung wurden Primärdaten zu inhaltlichen und organisatorischen Merkmalen von 4286 allgemeinärztlichen Hausbesuchen, davon 1525 in Pflegeheimen erhoben. Jede teilnehmende Hausarztpraxis dokumentierte alle Hausbesuche einer Woche. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv mit SPSS 23.0 (Mann-Whitney-U-Test, Chi²-Test).

Ergebnisse: Fast drei Viertel (71%) der Hausbesuche in Pflegeheimen waren Routine-Hausbesuche. Sowohl akute als auch Routine-Hausbesuche wurden jeweils großteils (ca. 90%) von den Hausärzten selbst durchgeführt, 8% der Hausbesuche wurden an NäP delegiert. An NäP wurden über­wie­gend Blutentnahmen, Schnelltests und Vitalparameterkontrollen übertragen. Die Größe der Gemeinde und das Geschlecht des Arztes waren nicht mit dem Delegationsverhalten assoziiert.

Diskussion: Das Ausmaß der Delegation hausärztlicher Tätigkeiten an NäP war vergleichsweise niedrig. Routine-Hausbesuche bieten Delegationspotential an qualifizierte NäP (Lenz et al. 2015), auch in stationären Pflegeeinrichtungen. Zu diskutieren ist, welche Anreize/Voraussetzungen geschaffen werden müssten, um die Delegation ärztlicher Aufgaben an NäP zu motivieren.