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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Infertile Männer in der hausärztlichen Praxis und psychosoziale Versorgung während der Kinderwunschbehandlung: Implikationen der Basisbefragung einer prospektiven Kohortenstudie von Paaren in Kinderwunschbehandlung

Meeting Abstract

  • N. Beckmann - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • U. Zier - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland; Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin der Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • K. Weckbecker - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • E. Münster - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland; Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universitätsmedizin der Universität Mainz, Mainz, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam183

doi: 10.3205/17degam183, urn:nbn:de:0183-17degam1833

Published: September 5, 2017

© 2017 Beckmann et al.
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Hintergrund: Verschiedentlich wird besorgt, dass infertile Männer als Patienten nicht ausreichend adressiert werden und insbesondere formale psychosoziale Unterstützungsangebote nicht in ausreichendem Maße in Anspruch nehmen. 30% infertiler Männer tragen ein höheres Risiko für eine psychologische Fehlanpassung während der reproduktionsmedizinischen Behandlung. Hausärzte sind für 12% infertiler Männer der erste Ansprechpartner.

Fragestellung: Sollten Hausärzte Männer von sich aus auf eine ausbleibende Schwangerschaft ansprechen? Welche Faktoren beeinflussen, dass Männer eine psychosoziale Versorgung während der Kinderwunschbehandlung ablehnen? Inwieweit könnten Hausärzte einer Ablehnung entgegenwirken?

Methoden: Identifikation der wichtigsten Prädiktoren der Ablehnung „psychologischen Beistands“ auch im Bedarfsfall mittels Regressionsanalyse sowie deskriptive Analyse von Querschnittsdaten der PinK-Basisbefragung von Männern zu Beginn einer Kinderwunschbehandlung in fünf Kinderwunschzentren in Deutschland zwischen 2012 und 2013.

Ergebnisse: Unter den 242 Teilnehmern (Antwortrate: 27%) wurden 10% von einem Arzt selbst auf die ausbleibende Schwangerschaft ihrer Partnerin angesprochen, 47% hätten sich dies gewünscht. 57,4% lehnten es ab, psychologische Beratung in Anspruch zu nehmen. Das Risiko der Ablehnung war unter anderem erhöht, wenn bisher noch nicht auf eine mögliche psychische Belastung durch die Behandlung hingewiesen wurde (OR: 0,61; 95%-KI: 0,31-1,17), was auf 88,8% der Männer zutraf.

Diskussion: Hausärzte sollten darauf vorbereitet sein, von infertilen Männern auf den unerfüllten Kinderwunsch angesprochen zu werden und ihre männlichen Patienten auch von sich aus auf eine etwaige ausbleibende Schwangerschaft ihrer Partnerin ansprechen. Sie könnten mit Sorge dafür tragen, dass Männer über das Risiko psychosozialer Belastung während Behandlungen informiert und offener gegenüber entsprechenden Unterstützungsangeboten sind.