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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Kontaminieren finanzielle Anreizsystem die Arzt-Patienten-Beziehung? Eine ethische Analyse am Beispiel der Hausarztzentrierten Versorgung

Meeting Abstract

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  • W. Nagel - Uni Oldenburg, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam171

doi: 10.3205/17degam171, urn:nbn:de:0183-17degam1712

Published: September 5, 2017

© 2017 Nagel.
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Hintergrund: In Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit im Gesundheitswesen werden zunehmend Lösungsansätze in der Ökonomie gesucht. So sollen z.B. finanzielle Anreizsystem nicht nur das Verhalten der Patienten steuern, sondern auch erwünschtes Verhalten der Ärzte begünstigen. In dem Workshop sollen die Auswirkungen finanzieller Anreizsysteme auf die Arzt-Patienten-Beziehung und das Arztethos untersucht werden.

Zielgruppe: Hausärzte, Studierende, Politiker, Berufsfunktionäre

Didaktische Methode: Ein typisches finanzielles Anreizsystem stellt die „Hausarztzentrierten Versorgung“ nach § 73 b SGB V dar. Dieses Anreizsystem wird anhand der gängigen Ethiktheorien untersucht. Dabei werden zunächst die „Ethischen Prinzipien“ von Beauchamp und Childress als normativer Maßstab angewendet. Danach wird die Versorgungsform tugendethisch untersucht, um zuletzt auch unter konsequentialistischen Gesichtspunkten die Auswirkungen auf das Arztethos und die Arzt-Patienten-Beziehung zu erhellen. Anhand der Hausarztzentrierten Versorgung kann stellvertretend gezeigt werden, dass finanzielle Anreizsysteme einen starken Einfluss auf das Berufsethos selber und die Arzt-Patienten-Beziehung im Besonderen haben. Es gibt für den Hausarzt unterschiedliche Weisen, mit der hausarztzentrierten Versorgung umzugehen. An diesen unterschiedlichen Verhaltensweisen entscheidet sich auch die Auswirkung auf die Arzt-Patienten-Beziehung. Diese Auswirkungen können ethisch bewertet werden.

Ziele: Wie Habermas mahnte, dass das „System“ die „Lebenswelt“ zerstört, haben finanzielle Anreizsysteme das Potenzial, die Arzt-Patienten-Beziehung zu verändern, vielleicht auch zu zerstören. Der Zwitter zwischen professioneller Service-Beziehung und persönlicher Beziehung im Nahbereich des Patienten kann nur bei ausgereiften Arztpersönlichkeiten gelingen. Die Konditionen für ökonomische Aspekte im Gesundheitswesen müssen von Ärzten gesetzt werden. Ökonomie, Politik und Verwaltung dürfen allenfalls beratende Funktion haben. Andernfalls wäre die heilsame Arztpatienten-Beziehung, möglicherweise der freie Arztberuf in Gefahr.

Geschätzte Anzahl Teilnehmern/innen: 20

Kurzvorstellung des Workshop Leiters: Hausarzt in Gemeinschaftspraxis, Lehrbeauftragter European Medical School Oldenburg-Groningen, Master of Applied Ethics