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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Pharmakogenetische Interaktionen bei älteren, polymedizierten, antithrombotisch behandelten Hausarztpatienten

Meeting Abstract

  • K. L. Schneider - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschung, Bonn, Deutschland
  • M. Kunst - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschung, Bonn, Deutschland
  • A.-K. Leuchs - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschung, Bonn, Deutschland
  • M. Böhme - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschung, Bonn, Deutschland
  • K. Kastenmüller - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • M. Bleckwenn - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • K. Weckbecker - Universitätsklinikum Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • J. Stingl - Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Forschung, Bonn, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam136

doi: 10.3205/17degam136, urn:nbn:de:0183-17degam1361

Published: September 5, 2017

© 2017 Schneider et al.
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Text

Hintergrund: Die Vulnerabilität älterer Patienten für Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) kann durch verschiedene Faktoren erhöht werden. So wurden für unterschiedliche Wirkstoffe genetische Varianten von arzneistoffmetabolisierenden Enzymen beschrieben, die deren Wirksamkeit und Sicherheit beeinflussen können. Die klinische Relevanz und der Effekt einer allgemeinmedizinischen Implementierung sind Gegenstand der aktuellen Forschung.

Fragestellung: Welche potentiellen pharmakogenetischen Interaktionen können in einer Kohorte älterer, polymedizierter Patienten unter Antithrombotikatherapie detektiert werden?

Methoden: Die Baselinedaten zu Medikation und Genotypen (CYP2C9, VKORC1, CYP2C19) der 370 IDrug-Studienpatienten [1] (individualisierte versus standardisierte Risikoinformation bei UAW-Hochrisikopatienten) werden bezüglich pharmakogenetischer Interaktionen ausgewertet. Entsprechend den Einschlusskriterien sind die Patienten ≥60 Jahre alt, multimorbide und nehmen mindestens zwei Langzeitmedikamente ein, von denen mindestens eins ein Antithrombotikum (UAW-Risikomedikament) ist.

Ergebnisse: Bei CYP2C9 zeigten sich bei ca. einem Drittel, bei VKORC1 und CYP2C19 bei knapp zwei Dritteln der Patienten Genotypen, die unter anderem Antithrombotikawirkungen verstärken bzw. abschwächen können. Inwiefern diese potentiellen Risiken durch zusätzlich eingenommene Medikamente, die ebenfalls über diese Enzyme verstoffwechselt werden (z.B. Nicht-Steroidale Antiphlogistika, Protonenpumpeninhibitoren) oder diese induzieren bzw. inhibieren, erhöht werden und inwieweit sich dies in Dosisangaben und INR-Schwankungen im Rahmen der Cumarinderivat-Therapie widerspiegelt, wird aktuell ausgewertet.

Diskussion: Ältere Hausarztpatienten nehmen häufig eine Vielzahl an Medikamenten ein, was die Wahrscheinlichkeit für eine Interaktion mit genetischen Faktoren erhöht. Diese Auswertung detektiert potentielle Risiken in einer Patientenkohorte, die besonders vulnerabel für UAW ist. Die Ergebnisse werden am Ende der Studie zu den aufgetretenen Unerwünschten Ereignissen in Bezug gesetzt.


Literatur

1.
Stingl JC, Kaumanns KL, Claus K, Lehmann ML, Kastenmüller K, Bleckwenn M, Hartmann G, Steffens M, Wirtz D, Leuchs AK, Benda N, Meier F, Schöffski O, Holdenrieder S, Coch C, Weckbecker K. Individualized versus standardized risk assessment in patients at high risk for adverse drug reactions (IDrug) - study protocol for a pragmatic randomized controlled trial. BMC Fam Pract. 2016 Apr 26;17:49. DOI: 10.1186/s12875-016-0447-6 External link