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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Verordnungsverhalten bei der oralen Antikoagulation in Hausarztpraxen seit Einführung der nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien

Meeting Abstract

  • M. Bleckwenn - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • N. Schumacher - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • R. Schnakenberg - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland
  • K. Weckbecker - Institut für Hausarztmedizin der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, Bonn, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam090

doi: 10.3205/17degam090, urn:nbn:de:0183-17degam0907

Published: September 5, 2017

© 2017 Bleckwenn et al.
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Text

Hintergrund: Seit 2012 erweitern die nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulanzien (NOAK) das Spektrum der Antikoagulation. Diese Substanzen greifen, anders wie die Cumarine, nicht in den Vitamin-K-Stoffwechsel ein, sondern hemmen direkt die Gerinnungsfaktoren Thrombin und Faktor Xa. In den aktuellen Leitlinien wird der Einsatz der NOAK zur Thromboembolieprophylaxe gegenüber den Vitamin-K-Antagonisten (VKA) favorisiert.

Fragestellung: Wie hat sich die Zulassung der NOAK auf das Verordnungsverhalten der Hausärzte ausgewirkt?

Methoden: In einer retrospektiven Längsschnittuntersuchung wurden die Verordnungen von Antikoagulanzien zwischen 2012 und 2017 in 4 Hausarztpraxen im Raum Bonn analysiert. Dabei wurden alle Patienten in die Studie nach Aufklärung durch den Hausarzt eingeschlossen, bei denen mindestens eine Verordnung eines NOAK oder eines VKA in diesem Untersuchungszeitraum im Computersystem der Praxen dokumentiert war.

Ergebnisse: Bisher wurden 171 von 400 Patienten (44% weiblich; Ø 71 Jahre) ausgewertet. 47% bekamen in dem Untersuchungszeitraum ein VKA, 39% ein NOAK (75% Rivaroxaban, 20% Apixaban und 5% Dabigatran) und bei 14% kam es zu einem Wechsel der Antikoagulation. 20% der Patienten mit einem NOAK waren privat versichert. Unter den Neuverordnungen waren 18% VKA und 82% NOAK. Der Anteil von VKA-Verordnungen nahm von 2012 bis 2017 im Durchschnitt um etwa 10% pro Jahr ab und bei den NOAK um 10% pro Jahr zu.

Diskussion: Sollte sich der beobachtete Trend fortsetzten, werden in 5 Jahren VKA nur noch für wenige Indikationen, wie nach mechanischem Klappenersatz, in den Hausarztpraxen eingesetzt werden. Zukünftigen Studien werden zeigen, ob sich durch diesen Substanzgruppenwechsel auch das Patientenoutcome verbessern lässt.