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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Befähigung zu selbstbestimmten Entscheidungen im Rahmen von Behandlung im Voraus planen: Wie ermöglichen wir Patienten, uns zu sagen, was sie wirklich wollen?

Meeting Abstract

  • A. Fuchs - Medizinische Fakultät der HHU, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Advance Care Planning, Düsseldorf, Deutschland
  • K. H. Götze - Medizinische Fakultät der HHU, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Advance Care Planning, Düsseldorf, Deutschland
  • J. Hildebrandt - Medizinische Fakultät der HHU, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Advance Care Planning, Düsseldorf, Deutschland
  • J. in der Schmitten - Medizinische Fakultät der HHU, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Advance Care Planning, Düsseldorf, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam080

doi: 10.3205/17degam080, urn:nbn:de:0183-17degam0803

Published: September 5, 2017

© 2017 Fuchs et al.
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Text

Hintergrund: Behandlung im Voraus planen (BVP) / Advance Care Planning befähigt Individuen, eigene Präferenzen für zukünftige medizinische Behandlungen zu entwickeln und in validen, aussagekräftigen Patientenverfügungen zu dokumentieren. Dazu sind spezifische kommunikative Techniken erforderlich, die den Vorausplanenden zunächst ein schrittweises Eindenken in die komplexen Zusammenhänge künftiger Krisensituationen ermöglichen und sie dann darin unterstützen, die für sie richtige Präferenz herauszubilden und festzulegen.

Fragestellung: Wie lassen sich Gesprächstechniken beschreiben, die Personen im Sinne einer Gemeinsamen Entscheidungsfindung (Shared Decision Making) dabei unterstützen und dazu befähigen, möglichst valide selbstbestimmte Entscheidungen für künftige Krisensituationen zu treffen?

Methoden: Durch sequenzielle Analysen eines Pools von Video-Mitschnitten realer BVP-Gesprächsbegleitungen werden geeignete kommunikative Techniken identifiziert und beschrieben.

Ergebnisse: Shared Decision Making kann im ACP-Rahmen realisiert und sozial erwünschte Antworten können vermieden werden. Die dazu nötigen kommunikativen Techniken werden anhand von Videosequenzen im Vortrag illustriert:

  • Die ergebnisoffene Frage nach dem Ziel medizinischer Behandlung im Fall einer künftigen Krise vor dem Hintergrund des individuellen Lebenswillens und der Einstellung zu Sterben und Tod
  • Das wertschätzende Hinterfragen allgemein gehaltener Antworten, um unreflektierte, sozial erwünschte (oder aus anderem Grund ungenügend authentische) Schichten abzutragen und bedeutsamen individuellen Einstellungen und Einschätzungen Raum zu geben
  • Die Registrierung und das Ansprechen bedeutsamer Emotionen
  • Die Darbietung von Informationen in kleinen Einheiten und aus verschiedenen Perspektiven (Framing)
  • Die wiederholte kritische Hinterfragung spontaner Festlegungen, bis sich eine nicht mehr leicht erschütterbare Sicherheit einstellt

Diskussion: Befähigung zu selbstbestimmter Entscheidung im Sinne der Gemeinsamen Entscheidungsfindung bedarf im speziellen Kontext der Vorausplanung von Behandlung spezifischer, lehr- und erlernbarer kommunikativer Techniken.