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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Der Stellenwert von Organspende / Organspendeausweis in rheinlandpfälzischen Hausarztpraxen – eine Fragebogenstudie

Meeting Abstract

  • K.-B. Brantzen - Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Universitätsmedizin Mainz, Institut für Allgemeinmedizin, Mainz, Deutschland
  • P. Kirch - Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Universitätsmedizin Mainz, Institut für Allgemeinmedizin, Mainz, Deutschland
  • G. Faust - Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Universitätsmedizin Mainz, Institut für Allgemeinmedizin, Mainz, Deutschland
  • M. Jansky - Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie der Universitätsmedizin Mainz, Institut für Allgemeinmedizin, Mainz, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam079

doi: 10.3205/17degam079, urn:nbn:de:0183-17degam0794

Published: September 5, 2017

© 2017 Brantzen et al.
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Text

Hintergrund: In vielen Musterformularen zur Patientenverfügung (PV) wird auch die Organspendebereitschaft abgefragt. Im Rahmen einer PV-Befragungsstudie wurde dieses Thema ergänzend angesprochen.

Fragestellung: Stellenwert des Organspendeausweises in rheinland-pfälzischen Hausarztpraxen drei Jahre nach „Göttinger Organspendeskandal“ und Entscheidungslösung bei der Organspende (OS)

Methoden: Deskriptiv-explorativ ausgewerteter Fragebogen, im Herbst 2015 allen Hausärzten in RLP zugeschickt.

Ergebnisse: 476 der 2.284 Adressaten (Rücklaufquote 20,8%) haben an der Studie teilgenommen, 233 (49,5%) bescheinigen dem OS-Ausweis einen hohen Stellenwert. Diese legen in höherem Maße Informationsmaterialien (85,7%) und OS-Spenderausweise (83,6%) in ihren Praxen aus (versus 70,5% bzw. 63,7%), ähnlich bei den Gruppen mit bzw. ohne eigenen OS-Spendeausweis, wobei 65,9% aller Teilnehmer zur ersteren gehören. Allerdings spricht nur 37,8% dieser Ausweisinhaber seine Patienten aktiv auf OS an, 9,4% derjenigen Ärzte ohne OS-Ausweis. Der „Göttinger Organspendeskandal“ hat bei 3/4 der Hausärzte deren Einstellung zur OS nicht negativ beeinflusst, 57,8% sehen dies jedoch bei ihren Patienten wegen: Angst vor vorzeitigem Therapieabbruch (81,4%) / inhumanem Sterbeprozess (60,0%); mangelnde Kenntnis / Transparenz (74,3%); Zweifel am Hirntod-Kriterium (69,1%); Misstrauen gegenüber Organisationen (67,3%); Belastung der Angehörigen (58,5%). Nur 32,3% der Studienteilnehmer befürworten die Entscheidungslösung (45,1% die Widerspruchslösung), 65,6% sehen sich jedoch in der Pflicht bei deren Umsetzung, neben DSO (66,3%), Krankenkassen (60,1%), Ärztekammern (36,3%). Finanziellen Anreizen für Organspender erteilen 2/3 der Befragten eine Absage.

Diskussion: Angesichts eines eklatanten Spenderorganmangels mit derzeit historischem Tiefstand sind alle Akteure im Gesundheitswesen aufgerufen, an einer Verbesserung dieser Situation mitzuwirken. Hausärzte, die „nahe am Patienten dran sind“, stellen hier ein Potential dar, das stärker für das Anliegen Organspende gewonnen und dabei intensiver unterstützt werden sollte.