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51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

21.09. - 23.09.2017, Düsseldorf

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte als Multiplikatoren für kommunale Präventionsnetzwerke: Wer informiert und wer wird informiert?

Meeting Abstract

  • S. Weyers - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
  • N. Dragano - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
  • K. Müller-Thur - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
  • S. Wahl - Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland

51. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Düsseldorf, 21.-23.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17degam050

doi: 10.3205/17degam050, urn:nbn:de:0183-17degam0507

Published: September 5, 2017

© 2017 Weyers et al.
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Text

Hintergrund: Kommunale Präventionsnetzwerke basieren auf der Kooperation von Fachkräften. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sind hier wichtige Multiplikatoren. Ungeklärt ist, welche Angebote für Kinder Ärzte bewerben und welche Bedarfsgruppen hiervon profitieren.

Fragestellung: In diesem Beitrag untersuchen wir anhand eines Präventionsnetzwerkes für Kinder von 0 bis 6 Jahren: Welche Angebote kennen Familien durch Fachärzte? Zeigen sich diesbezüglich Unterschiede zwischen Familien mit und ohne Präventionsbedarf?

Methoden: Während der Dormagener Schuleingangsuntersuchung 2013/14 wurden Eltern mit einem standardisierten Fragebogen retrospektiv befragt, welche Präventionsangebote (n=10) sie kennen. Als Informationsquelle wurden u.a. Kinderärzte, Frauenärzte und Hausärzte abgefragt. Präventionsbedarf wurde durch niedrige Bildung, Migrationshintergrund und alleinerziehende Elternschaft operationalisiert. Die Häufigkeit der Fachärzte als Informationsquelle wurde für die Gesamtstichprobe ausgezählt. Bei ausreichender Zellbesetzung (n>=5) wurde für Präventionsbedarf stratifiziert.

Ergebnisse: Eltern wurden in die Befragung eingeschlossen (Rücklauf 53%). In 123 Fällen wurden Frauen-, Haus- oder Kinderärzte von den Eltern der Schulneulinge als Informationsquelle genannt. Dabei gaben die Frauenärzte insgesamt 62, die Kinderärzte 52 und die Hausärzte 9 Hinweise. Sie informierten am häufigsten über die Informationsmappe für Schwangere (n=60), den Krabbelclub (n=19) und den Babyclub (n=15). Selten wurden ein Bindungstraining für Alleinerziehende (n=2), der Mittagessen-Zuschuss in der Kita (n=2) oder ein Sprachförderprogramm genannt. Für alle Indikatoren zeigt sich, dass Familien mit und ohne Präventionsbedarf in vergleichbarem Umfang informiert werden.

Diskussion: Die Ergebnisse sind durch die kleine Stichprobe und den Erinnerungs-Bias limitiert. Dennoch zeigt sich, dass v.a. strukturelle Angebote durch niedergelassen Ärzte kaum vermittelt wurden. Angesichts gesundheitlicher Ungleichheiten im Kindesalter ist die verstärkte Ansprache von Familien mit Präventionsbedarf notwendig.