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Hausärztliche Prävention und (Früh-)Erkennung von sexuell übertragbaren Infektionen
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Published: | September 5, 2017 |
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Hintergrund: Inzidenzen sexuell übertragbarer Infektionen (STI) steigen in Deutschland seit einigen Jahren. Bislang fehlen valide Daten zu STI-Versorgungsabläufen in der Hausarztpraxis. Die wenigen empirischen Studien verweisen auf große hausärztliche Unsicherheiten bzgl. STI-Prävention/-Früherkennung/-Testung (Cedzich/Bosinski 2010, Matthews/Fletcher 2001). Hausärzte berichten Kommunikationsbarrieren bzgl. Sexualitäts-/STI-Themen, die teils zur Vermeidung der STI-Patientenberatung in der Hausarztpraxis führen (Verhoeven et al. 2003).
Fragestellung: Wie schätzen Hausärzte ihre Kompetenz hinsichtlich Prävention, (Früh-) Erkennung und Beratung von STI ein? Welche STI-Tests werden in Hausarztpraxen durchgeführt?
Methoden: Eine schriftliche Befragung erfolgte bei hausärztlich tätigen Teilnehmern einer regionalen Fachgesellschaftstagung im Juni 2016. Der vierseitige Fragebogen fokussierte auf die Selbsteinschätzungen zur STI-Beratungskompetenz, dem STI-Beratungsverhalten und dem STI-Testungsverhalten. Die Daten wurden mit SPSS 23.0 mittels deskriptiver Analyseverfahren ausgewertet.
Ergebnisse: 47 von 63 Tagungsteilnehmern beteiligten sich an der Befragung. Fast alle Befragten (98%) bestätigten, Patienten präventiv zum Thema Sexualverhalten/STI zu beraten. 43% schätzten sich dafür als unzureichend ausgebildet ein. 36% gaben an > 50% der Patienten mit STI-Diagnose oder -Verdacht an spezialfachärztliche Kollegen oder den Öffentlichen Gesundheitsdienst zu verweisen. In den letzten 12 Monaten führten 74% der Hausärzte mind. einen HIV-Test, 64% mind. einen Chlamydien-Test, 30% mind. einen Gonorrhö-Test und 11% mind. einen Syphilis-Test durch.
Diskussion: Bei den befragten Hausärzten war eine höhere Sensibilität für HIV im Vergleich zu anderen STI zu beobachten, die jedoch wesentlich höhere Prävalenzen in der Bevölkerung aufweisen. Das STI-Testungsverhalten der Hausärzte muss im Kontext der Versorgungsstrukturen (z.B. hausärztliche Abrechnungsmodalitäten für STI-Screenings oder STI-Testung) diskutiert werden. Unsere mit anderen Studien vergleichbaren Ergebnisse verweisen auf bestehende Kommunikationsprobleme (Angst, Scham) im Umgang mit Patienten mit STI/STI-Verdacht.