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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Diagnostik demenzieller Erkrankungen vor dem 70. Lebensjahr – für Hausärzte zu früh, für Forscher zu spät? Ergebnisse des Projektes NEUROTRANS

Meeting Abstract

  • M. Herrmann - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg, Deutschland
  • B.-P. Robra - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Magdeburg, Deutschland
  • A. Eich-Krohm - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg, Deutschland
  • J. von Hintzenstern - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg, Deutschland
  • Y. Marx - Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Allgemeinmedizin, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam020

doi: 10.3205/15degam020, urn:nbn:de:0183-15degam0201

Published: August 26, 2015

© 2015 Herrmann et al.
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Hintergrund: Das Projekt NEUROTRANS erforscht seit Oktober 2013 an der medizinischen Fakultät der Otto-von Guericke-Universität Magdeburg Möglichkeiten, um einen Transfer neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in die hausärztliche Praxis zu ermöglichen. Gleichzeitig soll ein (Rück-)Transfer aus der Praxis in die Wissenschaft ermöglicht werden. Während die neurowissenschaftliche Forschung nach Ansätzen sucht, den Verlauf demenzieller Erkrankungen zu verlangsamen oder aufzuhalten, stellen Hausärzte die erste und wichtigste Anlaufstelle bei (frühen) Verdachtssymptomen und bei der Betreuung von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen dar. Forschende Institutionen und Hausärzte agieren bisher weitgehend unabhängig.

Studienfrage: Im Zentrum des Projektes steht die Frage, welche Faktoren und strukturellen Bedingungen gemeinsamer Forschung entgegenstehen und welche (Forschungs-)Interessen von Hausärzten und forschenden Institutionen eine gemeinsame Basis darstellen können.

Methoden: In allgemeinmedizinischen Praxen tätige Hausärzte aus Magdeburg wurden in Interviews zu ihren Erfahrungen hinsichtlich der Diagnostik (Tests, Erkennung von Frühsymptomen, damit verbundene Probleme) und der weiteren Versorgung der Patienten und Beratung der Angehörigen befragt. Die daraus entwickelten Fallvignetten wurden in vier Fokusgruppen, bestehend aus insgesamt 36 Ärzten, vorgestellt und diskutiert.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Analysen machen deutlich, dass Hausärzte eine (zu) frühe Demenzdiagnostik (vor dem 70. Lebensjahr) und Diagnosestellung aufgrund fehlender Therapiemöglichkeiten und Medikamente als nicht sinnvoll erachten , während Neurowissenschaftler verstärkt nach möglichst jungen Patienten (unter 50 Jahren) in frühen Stadien suchen.

Diskussion: Das Projekt NEUROTRANS verdeutlichte die unterschiedlichen Handlungswelten von forschenden Institutionen und versorgenden Hausärzten. Bei (Früh-)Erkennung, Prävention und Behandlung demenzieller Erkrankungen können dennoch unter Einbezug ethischer Aspekte und hausärztlicher Erfahrungen gemeinsame Forschungsinteressen entwickelt werden.

(Projekt NEUROTRANS (BMBF FZ 01GP1307))