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36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018)

10.01. - 13. 01.2018, Garmisch-Partenkirchen

Defektdeckung parietooccipital durch freie Latissimus dorsi Lappenplastik bei großem Haut- und Kalottendefekt nach Starkstromverletzung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Astrid Förster - BG Klinikum Bergmannstrost, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum, Halle (Saale), Deutschland
  • Catharina Strauss - Caritas-Krankenhaus St. Josef, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Regensburg, Deutschland
  • Mattias Kaiser - BG Klinikum Bergmannstrost, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum, Halle (Saale), Deutschland
  • Frank Siemers - BG Klinikum Bergmannstrost, Klinik für Plastische und Handchirurgie, Brandverletztenzentrum, Halle (Saale), Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 36. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2018). Garmisch-Partenkirchen, 10.-13.01.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocV 47

doi: 10.3205/18dav47, urn:nbn:de:0183-18dav477

Published: January 9, 2018

© 2018 Förster et al.
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Hintergrund: Unter 5% der in Deutschland im Jahr 2014 behandelten Brandverletzten erlitten durch Kontakt mit einer Hochspannungsleitung schwere Verbrennungen. Aufgrund des Verletzungsausmaßes mit Beteiligung verschiedener Organsysteme und des ausgedehnten Gewebeschadens wird der optimale Zeitpunkt des Debridements und der Defektdeckung nach wie vor kontrovers diskutiert.

Methodik: Anhand zweier Fallbespiele wird die Defektdeckung bei ausgedehntem Haut- und Kalottendefekt nach 3° Verbrennung infolge einer Starkstrom-Verletzung dargestellt.

Ergebnisse: Im Fall 1 (26 Jahre, 46% verbrannte KOF) erfolgte am Unfalltag das sofortige Debridement mit Kraniektomie und Einlage einer extraventrikulären Drainage. Nach Nachdebridement bei fortschreitender Nekrosenbildung und Anlage einer Duraplastik durch Rinderperikard musste am 10. Tag bei zunehmender Hirnschwellung die Trepanation der Kalotte ausgeweitet und die nekrotische Duraplastik ersetzt werden. Am 17. Tag konnte der Defekt durch eine freie Latissimus dorsi Lappenplastik gedeckt werden. Bei Liquoraustritt und Dehiszenz der Duraplastik wurde am 33. Tag eine Revision mit Neueinnaht und zusätzlicher Fascia lata Patch-Plastik notwendig. Bei stabiler Einheilung und nach langer Anschlussrehabilitation konnte nach mehrfacher Expanderimplantation, erschwert durch rezidivierenden Infektverlauf, die Schädelkalotte durch ein alloplastisches Knochendeckelimplantat rekonstruiert werden, jedoch wurde bei Wundheilungsstörung mit partieller Lappennekrose und freiliegender Kunstkalotte zur erneuten Defektdeckung eine Verschieberotationslappenplastik notwendig. Nach erneutem komplikationsreichen Infektverlauf mit Entfernung der Kunstkalotte konnte letztlich ein abschließender Defektverschluss erreicht werden. Bei verbleibendem Kalottendefekt wird nun dauerhaft ein Schutzhelm getragen.

Im Fall 2 (18 Jahre, 30% verbrannte KOF) erfolgte am Unfalltag das sofortige Debridement mit Einlage einer intrakraniellen Messsonde nach Bohrlochtrepanation. Bei jedoch avitaler Kalotte wurde im weiteren Verlauf die Kalotte reseziert und am 19. Tag eine Durapatchplastik aus Rinderperikard angelegt. Der Defekt wurde ebenfalls durch eine freie Latissimus dorsi Lappenplastik gedeckt. Bei Wunddehiszenz der Lappenplastik zeigte sich in der operativen Revision am 36. Tag die Duraplastik aufgefasert mit Liquoraustritt. Nach Erneuerung der Duraplastik und Übernaht kam es zur vollständigen Ausheilung. Im weiteren Verlauf erfolgte nach abgeschlossener Rehabilitation die Kalottenrekonstruktion durch ein alloplastisches Knochendeckelimplantat.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend war die Defektdeckung herausfordernd, zeitintensiv und komplikationsbehaftet. Beide Patienten überlebten, sind jedoch aufgrund einer spastischen Parese infolge des Starkstromunfalles in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt.