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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Weniger Amputationen nach isolierter Fußverbrühung beim Diabetiker

Meeting Abstract

  • T. Kisch
  • E. Liodaki
  • K. Kalousis
  • K. Mauss
  • I. Budweg
  • P. Mailaender
  • F. Stang

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav37

doi: 10.3205/14dav37, urn:nbn:de:0183-14dav377

Published: June 18, 2014

© 2014 Kisch et al.
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Hintergrund: Die weltweite Prävalenz von Diabetikern wird derzeit auf knapp 200 Millionen geschätzt, Inzidenz steigend.

Konsequenzen für den Betroffenen sind Mikro- und Makroangiopathie, mit Folgen wie diabetischer peripherer Neuropathie. Die konsekutive Hypo- bis Asensibilität in der unteren Extremität hat einen verringerten Schutzmechanismus zur Folge. So wird heißes Wasser, beispielsweise während eines Fußbads, von den Patienten häufig unterschätzt und führt zu tiefgradigen Verbrühungsverletzungen.

Durch die zusätzlich veränderte Gefäßsituation des Diabetikers kommt es zu verzögerter Wundheilung und erhöhten Infektionsraten mit verlängerten Krankenhausaufenthalten und nicht zuletzt zur Amputation von Teilen der unteren Extremität mit massiven Konsequenzen für das Leben des Betroffenen.

Methoden: In unserer Klinik für Schwerbrandverletzte wurden in den Jahren 2008 bis 2013 n=70 Patienten mit IIb/III-gradigen Verbrennungs- und Verbrühungsverletzungen am Fuß behandelt. n=10 davon waren an insulinabhängigem Diabetes Mellitus (IDDM) erkrankt und hatten sich eine isolierte tiefgradige Verbrühungsverletzung am Fuß zugezogen.

Die initiale Behandlung war bei allen Patienten identisch. Die Aufnahme erfolgte über das Bad für Schwerbrandverletzte mit Blasenabtragung und Feuchtverbandanlage. Die Insulintherapie wurde entweder kontinuierlich per Perfusor oder per Injektion durchgeführt. Nach tangentialer Exzision der tiefen Verbrühungsareale erfolgte die Spalthauttransplantation.

Die eine Hälfte der Patienten (Kontrollgruppe) erhielt standardmäßig antiseptische Verbände mit täglichen Verbandswechseln. Der anderen Hälfte (Versuchsgruppe) wurde auf die Transplantate eine Vacuum-Versiegelung appliziert.Bei vergleichbaren Gruppen wurde die Analyse bezüglich Einheilungsrate nach erster Spalthauttransplantation, Operationsanzahl während des stationären Aufenthalts, Amputationen und Liegedauer mittels t-Test durchgeführt.

Resultate: Die Gruppen wiesen keine signifikanten Abweichungen voneinander in Hinblick auf Lebensalter, Geschlecht, Prozent verbrühte Körperoberfläche, Glukosewerte und HbA1c auf. Alle Patienten litten an einer schwierig einzustellenden insulinabhängigen Diabeteserkrankung. Die Notwendigkeit zur Escharotomie ähnelte sich ebenfalls in beiden Gruppen.

Das Keimspektrum zeigte in beiden Gruppen eine breite Varianz ohne signifikante Häufung bestimmter Keime.

Sowohl in der Versuchs- als auch in der Kontrollgruppe wurden lange Liegezeiten verzeichnet, die sich nicht signifikant unterschieden. Die Versuchsgruppe wies jedoch eine bessere Spalthauteinheilung nach der ersten Transplantation auf (Versuchsgruppe vs. Kontrollgruppe in Prozent Einheilung: 90.2±4.017% vs. 39±15.362%, p=0.012). Außerdem musste eine geringere Anzahl an Amputationen durchgeführt werden. In der Versuchsgruppe mussten bei einem Patienten zwei Zehen amputiert werden, während in der Kontrollgruppe einmal die Amputation beider Füße, einmal des Vorfußes und zweimal zweier Zehen notwendig war.

Schlussfolgerung: In unserer Studie zogen sich insulinabhängige Diabetiker tiefgradige Verbrühungsverletzungen zu. Nach Spalthauttransplantation mit Vacuum-Versiegelung konnte im Vergleich zum antiseptischen Verbandsschema mit täglichen Verbandswechseln eine erhöhte Spalthauteinheilung mit einer verringerten Anzahl an Folgeoperationen erzielt werden. Zudem mussten weniger Amputationen durchgeführt werden, was eine erhöhte Lebensqualität für die Patienten bedeutete.

Das Risiko einer verminderten Spalthauteinheilung und erhöhter Amputationsraten durch die Kompression der zirkulär angelegten Vacuum-Versiegelung konnten wir widerlegen und ihren sinnvollen Einsatz bei der obigen Indikationsstellung bestätigen.