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32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014)

15.01. - 18.01.2014, Arosa, Schweiz

Wunddekontamination: Wirkungsverlust von Betaisodona®, Octenisept® und Cosmocil® gegenüber Staph. aureus durch Albumin

Meeting Abstract

  • N. Kapalschinski
  • H.M. Seipp
  • O. Goertz
  • J. Kolbenschlag
  • K. Harati
  • A. Daigeler
  • M. Lehnhardt
  • T. Hirsch

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 32. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2014). Arosa, Schweiz, 15.-18.01.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dav16

doi: 10.3205/14dav16, urn:nbn:de:0183-14dav163

Published: June 18, 2014

© 2014 Kapalschinski et al.
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Hintergrund: Wundinfektionen sind eine gefürchtete und häufige Komplikation von Verbrennungswunden. Antiseptische Lösungen werden daher im klinischen Alltag zur Wunddekontamination routinemäßig eingesetzt. Obwohl Wundsekrete bekanntermaßen hohe Gesamteiweißgehalte aufweisen ist deren Einfluss auf die antibakterielle Aktivität von Antiseptika bisher nur unzureichend untersucht. Diese Studie prüft die Wirksamkeit von drei der am häufigsten verwendeten Antiseptika als Reinigungslösung in Anwesenheit von Albumin gegenüber dem Haupterreger von Wundinfektionen Staphylococcus aureus.

Methoden: Untersucht wurde die Wirksamkeit von Cosmocil® (Arch Chemicals, Ratingen; Polyhexanid), Betaisodona® (Mundipharma;10% Povidon-Jod) und Octenisept® (Schülke & Mayr GmbH; 0,1% Octenidindihydrochlorid/2% Phenoxyethanol) in verschiedenen Verdünnungsstufen gegenüber Staphylococcus aureus in Anwesenheit von Albumin (3%). Zudem wurde die antiseptische Potenz in Anwesenheit von aufsteigenden Albuminkonzentrationen beurteilt. Vor und nach Inkubation (2min) wurde eine quantitative Suspensionsanalyse durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse der untersuchten Agenzien wurden anschließend auf Unterschiede in der antimikrobiellen Wirksamkeit gegeneinander verglichen.

Resultate: Albumin verursacht eine signifikante (p<0,05) bis hochsignifikante (p<0,001) Reduktion der antibakteriellen Aktivität der getesteten Antiseptika gegenüber Staph. aureus. Bereits geringste Albuminkonzentrationen bewirken einen hoch signifikanten Wirkungsverlust von Betaisodona® (ab 0,01875% Albumin), gefolgt von Octenisept® (ab 0,75% Albumin) und Cosmocil® (ab 1,5% Albumin). Eine adäquate antiseptische Potenz von ≥5 log10-Stufen (99,999% Reduktion) wird von Betaisodona® in 5%iger Verdünnung erreicht, für Octenisept® ist eine Verdünnung auf 8% möglich, Cosmocil® (0,1% Polyhexanid) dagegen gewährleistet eine ausreichende Wirksamkeit nur in 100%iger Konzentration.

Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass Albumin einen hoch signifikanten in vitro Wirkungsverlust der untersuchten antiseptischen Lösungen verursacht. Die Tragweite der Reduktion der antimikrobiellen Potenz ist hierbei von dem verwendeten Produkt abhängig. Der geringste Aktivitätsverlust zeigte sich in Abhängigkeit von der Albuminkonzentrationen für Cosmocil®<Octenisept®<Betaisodona®. Trotz des scheinbaren Vorteils der Polyhexanid-basierenden Spüllösung kompensiert diese eine Albuminbelastung nur unverdünnt in 0,1%iger Konzentration (nicht als Antiseptikum zugelassen) und bietet somit kein Reservepotential.

Eine klinisch relevante Reduktion der Effektivität von antiseptischen Lösungen durch Albumin in der klinischen Anwendung ist aufgrund der gezeigten in vitro Untersuchung möglich. Eine adäquate Wundreinigung und Reduktion der Albuminlast der Wunde ist somit zur Gewährleistung der Wirksamkeit erforderlich. Die Wahl der antiseptischen Substanz sollte individuell, auch unter Aspekten wie Gewebetoxizität und Erregerspektrum, an die Anforderungen der klinischen Wundsituation angepasst werden.