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31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013)

16.01. - 19.01.2013, Mayrhofen, Österreich

Ausbruchsmanagement bei multiresistentem Acinetobacter baumanii auf einer Schwerbrandverletzten-Intensivstation

Meeting Abstract

  • B.D. Mikhail - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • M. Lehnhardt - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • O. Goertz - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • T. Hirsch - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • N. Kapalschinski - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • V. Knop-Hammad - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Institut für Klinische Chemie, Transfusions- und Laboratoriumsmedizin, Bochum, Deutschland
  • A. Ring - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland
  • A. Daigeler - BG Universitätskliniken Bergmannsheil, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Bochum, Deutschland

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 31. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2013). Mayrhofen, Österreich, 16.-19.01.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dav13

doi: 10.3205/13dav13, urn:nbn:de:0183-13dav130

Published: February 19, 2013

© 2013 Mikhail et al.
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Wir berichten über unser Management eines Acinetobacter baumanii (ACB)-Ausbruchs auf einer Schwerbrandverletzten Intensivstation. ACB gehört zu den sechs häufigsten multiresistenten ESKAPE-Pathogenen auf Intensivstationen. 2008 lag die Carbapenem-Resistenz bei 85% in Griechenland, 48% in Spanien und der Türkei sowie 2,3% in Deutschland. Durch die Globalisierung sowie Einsatz europäischer Streitkräfte in Krisenregionen und Medizintourismus nimmt das Problem in Mitteleuropa gravierend zu. Virulenzfaktoren resistenter Stämme sind Oxacillinase, Carbapenemase und Efflux-Proteine. ACB verursacht opportunistische Pneumonien, Wundinfekten, Harnwegsinfekten sowie Sepsis.

Bei einem aus der Türkei zuverlegten Schwerbrandverletzten wurde ein multiresistenter ACB in Wunden und Blutkultur nachgewiesen. Im Weiteren entwickelte ein anderer beatmeter Patient eine ACB-Pneumonie. Bei zwei weiteren Patienten bestand eine infektfreie Wund- und Rektalbesiedelung. Die Typisierung (u.a. Puls-Feld-Gel-Elektrophorese) zeigte bei drei der vier Patienten den identischen Stamm Oxa-23.

Aufgrund des primären identischen Resistogramms wurde umgehend ein multidisziplinäres Ausbruchsmanagement-Team gebildet. Das Kriterium von mindestens zwei Infektionen im Infektionsschutzgesetz war streng genommen nicht erfüllt; wir entschieden uns jedoch für ein prophylaktisch aggressives Vorgehen. Hauptziele waren die schnelle Dekontamination der betroffenen Patienten, Vermeidung der weiteren Ausbreitung des Erregers sowie Minimierung des sozioökonomischen Schadens.

Auf Basis internationaler (WHO), nationaler (Robert-Koch-Institut, Infektionsschutzgesetz), lokaler (Ruhr-Universität Bochum) Richtlinien sowie Vorerfahrungen ging das Team vor. In zehn Sitzungen über fünf Wochen betrafen die Maßnahmen Patientenbehandlung, Hygiene, Mikrobiologie, Personalmanagement, Logistik und Technik. Sämtliche Patienten wurden wöchentlich zweimal abgestrichen, die Träger mussten bis zum Ende des Aufenthaltes isoliert werden, Übertragungspfade wurden hypothetisch erstellt und mit Umgebungsuntersuchungen evaluiert. Für zwei Wochen wurde ein Aufnahmestopp zur Identifikation der Übertragungswege durchgeführt.

Die Nichtisolierung des Indexpatienten sowie eine Duschtrage wurden als Hauptübertragungswege identifiziert, das Stationsbad blieb daher nur einem Patienten zugänglich. Außer strengerer Einhaltung der Hygienevorschriften spielte die Überlastung des Pflegepersonals eine Schlüsselrolle.

Nur durch offenes und rechtzeitiges Eingreifen der beteiligten Berufsgruppen konnten die Ziele erreicht werden. Obwohl banale Missachtungen der Hygienerichtlinien ursächlich für den Ausbruch gemacht werden können, bedarf die Eindämmung von Ausbrüchen eine fokussierte Vernetzung über alle Ebenen des Krankenhauses.