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29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2011)

12.01. - 15.01.2011, Grindelwald, Schweiz

Was ist ein Tako-Tsubo?

Meeting Abstract

  • G. Sauermüller - Abteilung für Anästhesie – Interdisziplnäre Intensivmedizin, BG Unfallklinik Murnau, Mumau
  • M. Öhlbauer - Abteilung für Plastische-, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie – BG Unfallklinik Murnau, Mumau
  • B. Wallner - Abteilung für Plastische-, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie – BG Unfallklinik Murnau, Mumau

DAV 2011. 29. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Grindelwald, Schweiz, 12.-15.01.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dav56

doi: 10.3205/11dav56, urn:nbn:de:0183-11dav562

Published: June 21, 2011

© 2011 Sauermüller et al.
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Hintergrund: Berichtet wird über eine 82 Jahre alte Patientin mit überwiegend III-gradigen Verbrennungen von 30% Körperoberfläche sowie einem Inhalationstrauma (ABSI-Score 10). Nach erfolgreicher chirurgisch / intensivmedizinischer Behandlung kam es nach dem letzten Verbandswechsel zu einer schwerwiegenden Komplikation, die das Leben der Patientin akut bedrohte und nicht mit der Verbrennungserkrankung im Zusammenhang stand.

Methoden: Eine 82 Jahre alte Patientin mit arteriellem Hypertonus, COPD und Herzinsuffizienz zündete sich beim Rauchen einer Zigarette die Bluse an und zog sich überwiegend III gradige Verbrennungen am Oberkörper, linken Arm sowie am Hals zu. Ferner zog sie sich ein Inhalationstrauma zu, das mittels NIV behandelt werden musste. Nach sechs Wochen chirurgischer und intensivmedizinischer Behandlung, sollte die Patientin im Anschluss an das letzte Narkosebad bei weitestgehend abgeheilten Wundverhältnissen auf die Normalstation verlegt werden. Leider stellte sich nach dem Verbandswechsel bei der Patientin plötzlich eine katecholaminpflichtige Kreislaufsituation ein, laborchemisch konnten keine wegweisenden Befunde erhoben werden. Unter dem Vollbild eines cardiogenen Schockes bei V.a. NSTEMI wurde die Patientin orotracheal intubiert ins das Herzkatheterlabor verbracht. Bei unauffälligen „Herzenzyme“ gelang hier der Nachweis einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie.

Resultate: Ohne weitere invasive Intervention konnte die Patientin unter differenzierter Katecholamintherapie Seitens des Kreislaufs stabilisiert werden. Die problemlose Extubation erfolgte 4 Stunden post cardiologischer Intervention, eine restitutio ad integrum Seitens stellte sich nach vier Tagen ein. Die Patientin konnte bei suffizienten Kreislaufverhältnissen ohne spezifische Therapie eine Woche nach dem Ereignis auf die Normalstation verlegt werden.

Schlussfolgerung: Die Tako-Tsubo-Cardiomyopathie (transidente linksventrikuläre apicale Ballonierung oder Broken-Heart-Syndrom) ist eine sehr seltene, akut auftretende aber schwerwiegende Funktionsstörung des Myokards, die einem Herzinfarkt sehr ähnlich ist (1%–3% aller aktuen Coronarsyndrome). Sie tritt vorwiegend bei älteren Frauen (60.–90. Lebensjahr) auf und ist assoziiert zu emotionalen oder körperlichen Belastungen. Begünstigende Faktoren sind u. a. arterieller Hypertonus sowie Nikotinabusus. Ursächlich wird eine erhöhte sympathoadrenerge Aktivität mit direkter Toxizität der endogenen Katecholamine bei gestörter Mikrozirkulation diskutiert.