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25. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2007)

10.01. bis 13.01.2007, St. Anton am Arlberg

Herpes simplex Infektion bei Brandverletzten – Stellenwert der molekularbiologischen Diagnostik

Meeting Abstract

  • corresponding author F. Werdin - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG-Unfallklinik Tübingen
  • K. Hamprecht - Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Tübingen
  • G. Jahn - Institut für Medizinische Virologie, Universitätsklinikum Tübingen
  • H.-E. Schaller - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG-Unfallklinik Tübingen
  • H.-O. Rennekampff - Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG-Unfallklinik Tübingen

DAV 2007. 25. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. St. Anton am Arlberg, 10.-13.01.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc07dav68

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dav2007/07dav68.shtml

Published: June 25, 2008

© 2008 Werdin et al.
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Die Herpes simplex Infektion ist eine der Komplikation in der Behandlung von Brandverletzten. Bei geschwächtem Immunsystem und gestörter Barrierefunktion der Haut kann es zur exogenen oder endogenen Infektion mit generalisiertem Herpes-Befall der verbrannten Hautareale kommen.

Wir berichten über zwei Fälle von Brandverletzten die zeitgleich an einer Herpes simplex Infektion erkrankten. Bei beiden Patienten lag initial, d.h. zu Behandlungsbeginn eine latente Herpes simplex Infektion (Serostatus: HSV-IgG positiv, anamnestisch bekannter Herpes-Labialis) vor. Im ersten Fall handelte es sich um einen 23-jährigen Mann mit II-III°-igen Verbrennungen (32% KOF) an Kopf und den Extremitäten. Dieser entwickelte am 10. Behandlungstag Temperaturen bis 39,0°C bei reduziertem AZ und 24 Stunden später ein pustulöses Exanthem auf den verbrannten Arealen. Nach Sicherung der Diagnose mittels (PCR-) Nachweis von HSV-DNA im Bläschenabstrich erfolgte die intravenöse Gabe von Aciclovir über 7 Tage. Hierunter kam es zum vollständigen Rückgang der Symptomatik einschließlich der Hauteffloreszensen. Im zweiten Fall kam es bei einer 35-jährigen weiblichen Patientin mit IIb°-igen Verbrennungen (35% KOF) schwerpunktmäßig an Brust und Oberschenkeln am 24. Behandlungstag zu den typischen Hauteffloreszensen, welche mit starkem Juckreiz einhergingen. Hier erfolgte der Nachweis des Herpes simplex Virus mittels Virusisolation im Rachenspülwasser. Bei schwächer ausgeprägtem Krankheitsverlauf mit fehlenden Allgemeinsymptomen erhielt die Patientin eine orale Therapie mittels Aciclovir. Auch hierunter kam es zur vollständigen Abheilung innerhalb von 10 Tagen.

Wenn klinisch die Verdachtsdiagnose Herpes simplex Infektion bei unseren Patienten gestellt wird, führen wir regelmäßig folgende standardisierte Diagnostik durch:

Primär erfolgt die serologische Bestimmung von anit-HSV IgG/IgM mittels ELISA sowie HSV-KBR. Ein positiver IgG-Titer bei fehlendem IgM-Nachweis schließt eine frische oder aktuelle Infektion nicht aus. Hier wird der Erregernachweis im Trachealsekret (Trachealabstrich und Rachensoühlwasser) oder Bläscheninhalt mittels PCR oder Virusisolation durchgeführt. Bei positivem Befund wird die Therapie mittels Aciclovir eingeleitet bei negativer Testung wird diese aus neuem Probematerial wiederholt.

Die Sicherung der Diagnose Herpes simplex Infektion bei Brandverletzten wird sowohl an Hand der Klinik als auch mit Hilfe modernster molekularbiologischer Methoden gestellt. Bei klinisch eindeutiger Diagnose und fehlende Kontraindikationen kann die Therapie mittels Aciclovir exjuvantibus erfolgen und die diffizile laborchemische Diagnostik ergänzend durchgeführt werden. Häufig bedarf es jedoch einer gesicherten Diagnose um bei schwerbrandverletzten Patienten mit ohnehin schon reduziertem Allgemeinzustand und atypischen Hautveränderungen den Einsatz von Aciclovir recht zu fertigen.