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Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft

01.12. - 02.12.2017, Berlin

Müssen wir die proliferative diabetische Retinopathie anders behandeln? Was aus Protocol S sowie den VISTA und VIVID Studien gelernt werden kann

Meeting Abstract

  • Susanne Brettl - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin
  • D. Vollhardt - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin
  • O. Zeitz - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin
  • A.M. Joussen - Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin

Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. Wintertagung der Berlin-Brandenburgischen Augenärztlichen Gesellschaft 2017. Berlin, 01.-02.12.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17bbag28

doi: 10.3205/17bbag28, urn:nbn:de:0183-17bbag285

Published: November 24, 2017

© 2017 Brettl et al.
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Hintergrund: Die panretinale Photokoagulation (PRP) bei proliferativer diabetischer Retinopathie (PDR)ist eine intentionell destruktive Behandlung, die assoziiert ist mit Schmerzen, der Entstehung eines Makulaödems und in 5% einem beträchtlichen Visusverlust trotz Behandlung. Eine Traktionsablatio bei PDR nach intravitrealer anti-VEGF Therapie ist zumeist mit Glaskörperblutungen sowie schlechtem Ansprechen auf panretinale Laserkoagulation oder hohe Dosen intravitrealer anti-VEGF Medikamente assoziiert.

Methoden und Ergebnisse: Protocol S ist eine randomisierte, multizentrische klinische Studie.Primäres Studienziel ist der Vergleich der panretinalen Photokoagulation mit intravitrealer Ranibizumab-Therapie (0,5 mg) bei PDR. Insgesamt 305 Patienten wurden über eineStudiendauer von 2 Jahren beobachtet. Die PRP wurde während der ersten 3 Visiten durchgeführt. Die intravitreale Injektion mit Ranibizumab erfolgte bei Erstuntersuchung,anschließend nach einem strukturierten Re-Injektionsprotokoll. Bei diabetischem Makulaödem (DMÖ) erfolgte die Ranibizumab-Injektion in beiden Gruppen. Deutlich wurde, dass die intravitreale Therapie das Makulaödem besser therapieren konnte, wodurch der Visusgewinn über die Zeiteinheit größer in der Injektionsgruppe im Vergleich zur Lasergruppe war. Die Ergebnisse der VISTA und VIVID Studien wurden kürzlich veröffentlicht: Die beiden randomisierten Phase-III-Studien vergleichen Wirksamkeit zweier Dosierungsschemata für intravitreale Aflibercept-Injektionen (IAI) mit Laserkoagulationstherapie der Makula bei diabetischem Makulaödem. Signifikant mehr Augen wiesen im Vergleich zur Lasergruppe eine Verbesserung des diabetic retinopathy severityscores (DRSS) um ≥ 2 Stufen auf, sowohl in VISTA (29,9% und 34,4% gegenüber 20,1%; p=0,0350 und p=0,0052) als auch in VIVID (44,3% und 47,8% gegenüber 17,4%; p jeweils < 0,0001).

Zusammenfassung:Die intravitreale anti-VEGF Therapie könnte eine effektive Alternative zur panretinalen Photokoagulation bei frühen Stadien der PDR sein. Aktuell sind die Daten auf einen Nachbeobachtungszeitraum von 2Jahren begrenzt. Weitere Studien müssen in Abhängigkeit von der metabolischen Kontrolle eruieren in welchen Stadien der PDR die alleinige Injektionstherapie dauerhaft ausreichend ist. Regelmäßige Visiten (zu Beginn im Monatsabstand) sind bei intravitrealer Therapie essentiell, bislang existieren keine Daten über die notwendige Dauer der engmaschigen Nachbeobachtung.