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Begutachtung bei Schwindel und Hörstörungen nach HWS-Traumen
Medical evaluation of posttraumatic audiovestibular symptoms
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Published: | October 23, 2009 |
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Einleitung: Die Begutachtung von posttraumatischen Folgezuständen im Fachgebiet basiert – wie auch alle anderen Formen der HNO-Begutachtungen – auf den Empfehlungen von Feldmann [1]. Dabei hat sich bewährt, dass klare Richtlinien für die Anerkennung (oder: Nicht-Anerkennung) von posttraumatischen Hör- und Gleichgewichtsstörungen vorliegen. Zum einen wird darin der Kausalzusammenhang und die Brückensymptomatik gefordert.
Material/Methoden: Dies gelingt nicht immer bei der Begutachtung von Patienten, die eine Traumatisierung der HWS und des kraniozervikalen Übergangs (z.B. nach Verkehrsunfall, Sportverletzung, Arbeitsunfall) erlitten haben: zum einen wird in der Akutsituation nach dem Unfall (innerhalb von 24 h) selten eine HNO-Untersuchung durchgeführt [2], da andere Verletzungen im Vordergrund stehen, zum anderen treten einige Hör- und Gleichgewichtsstörungen mit zeitlicher Verzögerung – typisch nach 3 Wochen bis 3 Monaten - erst auf bzw. werden dann bemerkt [3], [4].
Ergebnisse: Bei den Verletzungsmechanismen an der HWS ist vor allem zwischen solchen mit/ohne Kopfanprall (z.B. Stoß an den C-Holm des Kfz.) bzw. mit/ohne nachweisbaren Strukturschäden (z.B. [5]) zu unterscheiden. Häufig resultieren die geklagten Hör- und Gleichgewichtsstörungen vom Kopfanprall mit dem Impact (z.B. zentrale Hörstörungen, Otolithenerkrankungen, vgl. dazu Nölle & Ernst 2002, [6]) und weniger von der Verletzung der HWS.
Schlussfolgerung: Die Abgrenzung muß im Einzelfall vorgenommen werden, wobei die traditionell unfallchirurgisch-orthopädische Erstdokumentation solcher Verletzungen (Arztbriefe, D-Arzt-berichte) der HNO-Symptomatik nur geringe Bedeutung beimisst (sie wird traditionell als Commotio cerebri-Begleitsymptomatik bagatellisiert). Die gutachterliche Gratwanderung bei der Beurteilung solcher Verletzungen wird an Einzelbeispielen demonstriert.
Literatur
- 1.
- Feldmann H. Das Gutachten des HNO-Arztes. Stuttgart: Thieme; 2006.
- 2.
- Ernst A, et al. HNO-ärztliche Akutdiagnostik nach HWS-Weichteildistorsion. HNO Praxis heute. 2004;23:71-7.
- 3.
- Basta D, et al. Stance performance under different sensorimotor conditions in patients with post-traumatic otolith disorders. J Vest Res. 2007;17:25-31.
- 4.
- Nölle C, Ernst A. Pathophysiological changes of the central auditory pathway after blunt trauma of the head. J Neurotrauma. 2004;21:251-8.
- 5.
- Schröter T, et al. MRT der Ligg. alaria symptomatischer Patieneten nach HWS-Distorsionstrauma. Trauma & Berufskrankh. 2002;4/2:S224-9.
- 6.
- Ernst A, et al. Management of posttraumatic vertigo. Otol HNS. 2005;132:554-8.
- 7.
- Ernst A, Ekkernkamp A. Diagnostik und Therapie bei Beschleunigungsverletzungen der HWS. Dt Ärzteblatt. 1997;95:A 2098-99.
- 8.
- Ernst A, et al. Hör- und Gleichgewichtsstörungen nach Kopfanpralltraumen.Trauma. Berufskrankh. 2001;3:27-31.