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GMS Journal for Medical Education

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

ISSN 2366-5017

Strukturell-organisatorische Entwicklung und Etablierung eines interdisziplinären Trainingszentrums für klinisch-praktische Fertigkeiten

Structural and organizational development and establishment of an interdisciplinary Skills Lab

Projekt/project Humanmedizin

  • corresponding author Stefan K. Beckers - AIXTRA - Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung, Aachen, Deutschland; RWTH Aachen, Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Anästhesiologie, Medizinische Fakultät, Aachen, Deutschland External link
  • author Sasa Sopka - AIXTRA - Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung, Aachen, Deutschland; RWTH Aachen, Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Anästhesiologie, Medizinische Fakultät, Aachen, Deutschland
  • author Irmgard Classen-Linke - AIXTRA - Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung, Aachen, Deutschland; Universitätsklinikum Aachen, Institut für molekulare Anatomie und Reproduktionsbiologie, Aachen, Deutschland
  • author Michaela Weishoff-Houben - AIXTRA - Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung, Aachen, Deutschland; Universitätsklinikum Aachen, Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Aachen, Deutschland
  • author Wolfgang Dott - RWTH Aachen, Medizinische Fakultät, Prodekanat Studium und Lehre, Aachen, Deutschland

GMS Z Med Ausbild 2010;27(1):Doc10

doi: 10.3205/zma000647, urn:nbn:de:0183-zma0006477

Received: March 27, 2009
Revised: September 15, 2009
Accepted: November 24, 2009
Published: February 24, 2010

© 2010 Beckers et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Neben theoretischem Wissen müssen Medizinstudierende Fertigkeiten unterschiedlichster Art erwerben, die nicht nur für die praktischen Ausbildungsteile im Studium, sondern in erster Linie für das tägliche ärztliche Handeln essentiell sind. Im Juli 2005 begann der Aufbau eines interdisziplinären Trainingszentrums an der medizinischen Fakultät der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, genannt „AIXTRA“ (Aachener interdisziplinäres Trainingszentrum für medizinische Ausbildung). Sach- und Personalmittel zur strukturellen und methodischen Etablierung des sog. Skillslab wurden zunächst aus einem fakultätsinternen Förderprogramm für innovative Lehrkonzepte, im weiteren Verlauf zum überwiegenden Teil aus Studienbeiträgen zur Verfügung gestellt.

Methodik: Im Vorfeld wurden die folgenden notwendigen Schritte eines Projektmanagements erarbeitet: Entwicklung eines methodischen Rahmenkonzeptes, Definition der inhaltlichen Ausrichtung und Auswahl der Fertigkeiten, Schaffung infrastruktureller Voraussetzungen (Räume, Unterrichtsmaterial, Personal), Konzeptionierung von „Pilot-Kursen“, Realisierung repräsentabler „Meilensteine“, Gewinnung weiterer potenter fakultätsinterner Partner für zukünftigen Ausbau, Implementierung Kursangebot in laufende Curricula, Evaluation der Einzel-Kurse und des Gesamtkonzeptes.

Ergebnis: Die vorab festgelegten Teilschritte des Projektmanagements erwiesen sich als zielführend bei der Umsetzung des Projektes. Eine „Minimal“-Infrastruktur in Bezug auf räumliche und personelle Ressourcen wurde etabliert, das methodische Konzept umgesetzt. Im Sommersemester 2008 besuchten insgesamt 709 Teilnehmer in 133 fakultativen Kursen und ca. 900 Studierende in curricularen Veranstaltungen das Skillslab „AIXTRA“.

Schlussfolgerung: Nach drei Jahren wird im interdisziplinären Trainingszentrum eine breite Palette von Kursen angeboten, in denen Studierende praktische Fertigkeiten erlernen, trainieren und optimieren können. Die bisher gewonnenen Erfahrungen in der Konzeptionierung und Organisation des Kursprogramms sind essentielle Grundlage für den weiteren strukturellen und methodisch-didaktischen Ausbau des Skillslab.

Schlüsselwörter: praktische Fertigkeiten, Skillslab, Projektmanagement, Evaluation

Abstract

Background: Besides theoretical knowledge, medical students have to acquire different skills during their medical education, which are essential especially for the physician’s routine practice. In July 2005 an interdisciplinary skills lab was set up at the Medical Faculty of the RWTH Aachen University. Financial and personnel resources for the structural and organizational development of the skills lab were obtained first from a faculty fund for innovative teaching concepts, and later from student fees.

Methods: Elements of project management necessary for the skills lab were defined in advance: Development of a methodological concept, definition of content and selection of skills, provision of infrastructural necessities (rooms, media, staff), creation of a pilot course concept, definition of milestones, acquisition of powerful faculty partners for further support, implementation of courses within the ongoing curricula, and evaluation of individual courses and the entire concept.

Results: The project management steps defined in advance were retrospectively proven necessary and important for the establishment of a minimum infrastructure in terms of spatial and human resources and for the implementation of the methodological concept. During the 2008 summer semester, a total of 709 students in 133 faculty courses and about 900 students in curricular courses used the skills lab.

Conclusion: Three years on, the interdisciplinary skills lab offers a wide range of courses in which students can learn, train, and optimize their practical skills. The experiences gained in designing and organizing the program are essential for the further structural and methodological/didactic development of the skills lab.

Keywords: skills, skills lab, project management, evaluation


Hintergrund

Neben theoretischem Grundwissen müssen von Studierenden im Rahmen des Medizinstudiums praktische Fertigkeiten unterschiedlichster Art erworben werden. Diese Fertigkeiten sind nicht nur für die praktischen Ausbildungsteile innerhalb des Studiums, sondern in erster Linie auch für den Beruf des Arztes essentieller Bestandteil des täglichen Handelns.

Der Erwerb dieser Fertigkeiten geschieht für die meisten Studierenden oft zum ersten Mal am Patienten. Dies gilt zum einen für jede Art von prozeduraler Fertigkeit, Fähigkeiten zur körperlichen Untersuchung und kommunikativen Fähigkeiten. Insbesondere gilt dies auch für komplexe Handlungsabläufe, die z. B. erst im Rahmen des praktischen Jahres erworben werden können [1].

Genereller Kritikpunkt der Studierenden an vielen Medizinischen Fakultäten ist bislang der hohe Anteil praxisferner und theoretischer Lehre, sowie der große Anteil an Frontal-Unterricht in der Mediziner-Ausbildung [2]. Parallel gibt es somit in den vergangenen Jahren sowohl verschiedene Initiativen Lehrender als auch Eigeninitiativen der Studierenden, die die Einführung z.B. von Anamnese- oder Gruppen für Problem-orientiertes Lernen (POL) oder studentisch geführter Skillslabs zum Ziele hatten [3], [4].

Bedarfsanalyse

Seit dem Wintersemester 2003/2004 existiert der so genannte „Modellstudiengang Medizin“ mit einem komplett neu strukturierten Curriculum für die Studierenden an der medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. Alle neuen Studierenden (ca. 260 je Studienjahr) erhalten eine medizinische Ausbildung in einer für deutsche Verhältnisse neuen Art. Die bisher existierende, strikte Trennung von Vorklinik und Klinik wurde aufgehoben und die einzelnen Kurse nicht mehr nach Disziplinen wie Anatomie, Physiologie, Biochemie, Pathologie oder Pathophysiologie organisiert. Stattdessen werden in interdisziplinären Blockkursen (sog. „Systemblöcke“) von mehreren Wochen die Ausbildungsinhalte nach Organen und Organsystemen (z.B. Herz-Kreislauf, Atmung, Bewegungsapparat etc.) gegliedert. Durch intensive Kooperation der beteiligten Disziplinen wird das Organ bzw. Organsystem in einem eigenen Block vom Bau über die Funktion und seine pathophysiologischen Prinzipien bis hin zur Illustration durch die entsprechenden Krankheitsbilder dargestellt. Lediglich die in Systemblöcke nicht integrierbaren, Organ-übergreifenden Inhalte von Querschnittsfächern werden in ‚klassischer Form‘ an gesonderten Querschnittstagen vermittelt. Der Erwerb von Wissen wird zur Verstärkung des Lerneffekts über eine Lernspirale erreicht, die den methodischen Rahmen für alle Lehr- und Lernformen bildet. Auf das jeweils vorhandene Vorwissen wird aufgebaut und relevante Praxisanteile werden mit theoretischen Grundlagen verknüpft (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Der erste Studienabschnitt (1. und 2. Semester) umfasst die Vermittlung von medizinrelevantem Grundlagenwissen und die erste Stufe der humanbiologischen Lernspirale; bis zum Praktischen Jahr durchlaufen die Studierenden insgesamt eine vierfache Lernspirale, die dort ihren Abschluss findet.

Bis zu Projektbeginn Mitte 2005 wurden die curricularen praktischen Anteile innerhalb des Modellstudiengangs durch die verschiedenen Fachdisziplinen durchgeführt. Ein darüber hinaus strukturiertes fakultatives Angebot im Bereich praktischer Fertigkeiten existierte bis dahin nicht, obwohl die Studierenden im Rahmen sog. Qualifikationsprofile (Wahlpflicht-Programm) eine bestimmte Anzahl von Veranstaltungen im Laufe des Studiums nachweisen müssen.

Neben der sich hieraus ergebenden Notwendigkeit, erforderte insbesondere die Tatsache der fakultätsinternen Staatsprüfung nach dem 6. Semester in Form eines sog. Objective Structured Practical Examination (OSPE) – angelehnt an die Prüfungsform Objective Structured Clinical Examination (OSCE) – die Einrichtung eines Trainingszentrums für praktische Fertigkeiten.

Darüber hinaus bestätigte eine Befragung Aachener Studierender des 10. Semesters im Jahre 2005 (Regelstudiengang nach „alter AO“) den Bedarf an einem frei wählbaren, fakultativen Kursangebot, wobei viele praktische Basis-Fertigkeiten (u.a. Anlage intravenöser Zugänge, arterielle Punktion, Anlage von zentral-venösen Kathetern, Anlage von Blasenkathetern, sowie Maßnahmen des Advanced Life Support) jeweils von mehr als 95% der Befragten gewünscht wurden (Übersicht der Ergebnisse des gesamten Fragebogens siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).

Evidenz von Lehrmethoden oder Materialien?

Bei den Vorüberlegungen zum Projekt musste festgestellt werden, dass bislang entweder wenig Evidenz hinsichtlich einzusetzender Materialen im Training praktischer Fertigkeiten existiert [5] oder es entsprechenden Studien an adäquatem Studiendesign mangelt [6], [7]. Nichts desto trotz wird z.B. in den aktuellen evidenzbasierten Richtlinien zur Versorgung von Notfallpatienten im Rahmen der cardiopulmonalen Reanimation die sog. „Vier-Schritt-Methode“ (engl. four-step-approach [8]) als adäquate Methode zur Vermittlung der praktischen Fertigkeiten empfohlen [9]. Insbesondere in Bezug auf konkrete Auswirkungen auf die Patientenversorgung sind solche Daten im Bereich der prä-graduierten Ausbildung alleine aus methodischen Gesichtspunkten sowie aufgrund meist fehlender Möglichkeiten der Langzeitbeobachtung schon schwer zu erheben. Wenige Beispiele hierzu existieren in der post-graduierten Weiterbildung in Bezug auf sehr spezifische Fertigkeiten wie die laparoskopische Cholezystektomie [10] oder gar isolierten Fertigkeiten [11]. In Bezug auf organisatorische Auswirkungen z.B. mit Peer-Teaching wurden allerdings schon mehrfach erfolgreiche und nachvollziehbare Konzepte publiziert [12], [13], nicht nur im Bereich notfallmedizinischer Anwendungsgebiete [14].

Die fehlende Evidenz bezüglich anzuwendender Lehrmethoden und insbesondere auch der eingesetzten Medien lässt geradezu die Notwendigkeit entstehen, zukünftig Studien in diesem Bereich zu forcieren und die gewonnenen Erkenntnisse unmittelbar für den klinisch-praktischen Unterricht zu nutzen.


Methodik und Vorgehensweise

Vor Projektbeginn wurden insgesamt sieben Themenbereiche als Schlüssel-Elemente des umfangreichen Projektmanagements definiert, wobei die Auflistung keinen Anspruch auf eine chronologische Rangfolge erheben soll, da für diverse Themen bereits vorab feststand, dass sie aufgrund ihrer inhaltlichen Abhängigkeit parallel abgearbeitet werden müssen:

1.
Entwicklung eines methodischen Rahmenkonzeptes
2.
Definition der inhaltlichen Ausrichtung und Auswahl der Fertigkeiten
3.
Schaffung infrastruktureller Voraussetzungen: Räumlichkeiten, Unterrichtsmaterial und Personal [9]
4.
Konzeptionierung von „Pilot-Kursen“ für verschiedene Studierenden-Gruppen (neue Approbationsordnung, Modellstudiengang, Studierende im Praktischen Jahr)
5.
Gewinnung weiterer potenter, fakultätsinterner Partner
6.
Realisierung von repräsentablen „Meilensteinen“ im Projektverlauf
7.
Implementierung von Kursangeboten in laufende Curricula

Diese Themenbereiche werden im Folgenden im Rahmen der Projektbeschreibung erläutert, bzw. deren Inhalte und Konzepte im Detail dargestellt. Im Anhang 1 [Anh. 1] sind die entsprechenden Tätigkeiten im Rahmen des Projektmanagements zusammengestellt.


Projektbeschreibung

Entwicklung eines methodischen Rahmenkonzeptes

Die grundsätzliche Idee war es, in dem geplanten Skillslab generell unterschiedliche Arten von Fertigkeiten erlernen zu können, d.h. neben jeder Art von prozeduraler Fähigkeit, Fertigkeiten zur körperlichen Untersuchung aber auch kommunikative Fähigkeiten im Rahmen eines standardisierten Simulationspatienten-Programms.

Weiterhin sollte die Möglichkeit bestehen, die Art der Wissensvermittlung vielseitig zu gestalten, d.h. vom Trainingszentrum für bereits erlernte Fertigkeiten bis hin zum planbaren Unterrichtsort zur Vermittlung ärztlicher Basis- und spezieller Fertigkeiten innerhalb des Curriculums.

Namensfindung und Leitbild

Einer der ersten Schritte innerhalb der Überlegungen zu dem Aufbau eines Aachener Skillslab und der weiteren Etablierung war die Findung eines griffigen Namens, der für Studierende wie Lehrende leicht zu behalten sein sollte und mit dem man generell in diesem Bereich etwas Positives verbinden kann. Angelehnt an den französischen Namen der Stadt Aachen „Aix-la-Chapelle“ entschied man sich für AIXTRA als Kürzel für „Aachener Interdisziplinäres TRainingszentrums für medizinische Ausbildung“. Sinnbildlich sollten somit auch alle zusätzlichen Aktivitäten zur Verbesserung der praktischen Ausbildung als ein „Extra“ der medizinischen Ausbildung in Aachen verstanden werden können (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).

Weiterhin wurden im Sinne eines Leitbildes verschiedene Prinzipien formuliert, deren Umsetzung im Laufe der Projektentwicklung realisiert werden sollten (siehe Tabelle 2 [Tab. 2]). Zudem wurden Oberbegriffe mit ihren entsprechenden Ausführungen zusammengestellt, die in den fakultätsinternen Anträgen als Erläuterungen und Argumentationshilfe zum methodischen Konzept dienten (siehe Anhang 2 [Anh. 2]).

Definition der inhaltlichen Ausrichtung und Auswahl der Fertigkeiten

Bereits zur initialen Beantragung von Fakultätsmitteln waren drei Ausbaustufen in drei aufeinander folgenden Jahren geplant, wobei sich die Ausgestaltung mit entsprechenden Fertigkeiten zu Beginn auf die Kernkompetenzen der initiierenden Fachkliniken und Abteilungen stützen sollte. Im weiteren Verlauf sollten dann mit zunehmender Etablierung weitere Fachkliniken und Institute in das Konzept eingebunden werden.

In der ersten Ausbaustufe sollten die entsprechenden Inhalte zunächst ausschließlich als fakultative Kurse angeboten werden, während in der zweiten und dritten Ausbaustufe Module hinzukommen sollten, die curriculare Elemente des Unterricht im Skillslab mit studentischen Hilfskräften und Dozenten ermöglichen.

Schaffung infrastruktureller Voraussetzungen: Räumlichkeiten, Unterrichtsmaterial und Personal

Das initiale Finanzierungskonzept war wie die thematische, modulare Gliederung dreistufig ausgelegt, wobei sich die Summe der beantragten Mittel aus dem „Innovationsfonds Lehre“ je nach Zahl der bewilligten Module gestaltete. Für die erste Ausbaustufe waren dies bis zu € 96.000,-. Die Ausbaustufe 2 (ca. € 36.000,-) und die Ausbaustufe 3 (ca. € 42.000,-) sollten bei Erfolg einer ersten Implementierung in den Folgejahren beantragt werden.

Elementar - und bis dahin im Rahmen solcher Projektanträge einzigartig - war die Beantragung von Stellenanteilen für wissenschaftliche Mitarbeiter, die organisatorisch das Projekt in die Tat umsetzen sollten. Zudem wurden Mittel für studentische Hilfskräfte von Beginn an der „Basis-Ausstattung“ des Skillslab zugerechnet.

Konzeptionierung von „Pilot-Kursen“ für verschiedene Studierenden-Gruppen

Ausgehend von den Kernkompetenzen der initial beteiligten Kliniken und Institute wurden zunächst fakultative Kurse - wie in der ersten Ausbaustufe vorgesehen - zu den unten aufgeführten Themen geplant und angeboten. Ein parallel von der Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe gestellter Antrag zur Anschaffung eines Sonographie-Simulators wurde nur unter der Maßgabe bewilligt, dass entsprechende Kurse im Rahmen des AIXTRA angeboten werden. Das Angebot war bereits im ersten Semester (Wintersemester 2005/2006) seiner Existenz sowohl für Studierende des auslaufenden Regelstudiengangs und entsprechender PJler, als auch für Studierende des Modellstudiengangs ausgerichtet:

  • Punktion 1: IV-Punktion, IM-Injektion, IV-Zugang
  • Punktion 2: arterielle Punktion, Seldinger-Technik
  • ZVK-Anlage(*): Punktion von V. jug. int. / jug. ext. / subclavia
  • Atemwegsmanagement 1: Maskenbeatmung, endotracheale Intubation, Larynxmaske
  • Basic Life Support und AED, Erwachsene: Herz-Lungen-Wiederbelebung, Anwendung von Frühdefibrillatoren
  • Gynäkologische Sonographie am Sonographie-Simulator(*): Basics gynäkologische Sonographie, Pränatal-Diagnostik

Im Sommersemester 2006 konnte das Angebot dann nach weiterer Schulung der studentischen Hilfskräfte um die folgenden Kurse erweitert werden. Die Gewinnung weiterer Fachabteilungen erlaubte dann auch eine Ausweitung des Angebotes in Richtung chirurgischer Techniken, zudem konnten die ersten Anamnesetrainings mit Simulationspatienten durchgeführt werden:

  • Nähen & Knoten „Basic“(*): Grundlagen der Knoten- und Nahttechniken
  • Advanced Life Support, Erwachsene: Erweiterte Maßnahmen der Reanimation, Szenario-Training Erwachsene
  • Advanced Life Support, Kinder/Säuglinge: Erweiterte Maßnahmen der Reanimation, Szenario-Training
  • Standardisiertes Patienten–Programm(*): Anamnesetraining mit Standardisierten Simulationspatienten

(*nur mit ärztliche Dozenten)

Die einzelnen Kurse wurden jeweils von allen Teilnehmern evaluiert und bewertet, so dass bereits in den darauffolgenden Kursen, bzw. Semestern eine entsprechende Anpassung des jeweiligen Kurscurriculums möglich war.

Gewinnung weiterer fakultätsinterner Partner

Bereits von Anfang an war den Projektinitiatoren bewusst, dass man während der ersten ein bis zwei Jahre potente Partner innerhalb der Fakultät gewinnen müsste, um das Fortbestehen des Projektes sicherzustellen.

In erster Linie fokussierte man sich hierfür auf verschiedene chirurgische Disziplinen, die dann auch bereits am Ende des ersten Jahres mit den Kliniken für Unfallchirurgie und Plastische, Hand- und Verbrennungschirurgie gefunden wurden.

Die Kliniken für innere Medizin konnten dann im Rahmen der Weiterentwicklung und der Umstellung der weiteren Finanzierung über Studienbeiträge einbezogen werden.

Realisierung von repräsentablen „Meilensteinen“ im Projektverlauf

Der erste „Meilenstein“ wurde bereits im ersten Projektjahr 2005 mit der Finanzierung von ärztlichen Stellenanteilen sowie notwendigen Investitionen für den organisatorischen Aufbau erreicht. Hierauf basierend konnten sich bereits bei der ersten Info-Veranstaltung am 15. Dezember 2005 Studierende und potentielle Lehrende über das Projekt informieren. Zeitgleich wurde passend zum Namen AIXTRA ein Web-Portal unter http://www.aixtra.rwth-aachen.de initialisiert, welches seit dem für die Übersicht der angebotenen Kurse, aktuelle Informationen sowie für die Ankündigung neuer Angebote zur Verfügung steht. Zudem besteht in einem Passwort-geschützten Bereich die Möglichkeit zum Download von Checklisten, Skripten etc. zu den verschiedenen Kursen und Themengebieten.

Mit der Bewilligung der weiteren Finanzierung konnte der nächste wichtige Schritt zur Etablierung des Projektes AIXTRA erreicht werden. Mit der Einführung der Studienbeiträge an der RWTH Aachen wurde allerdings nicht nur eine Umstellung der Finanzierung notwendig, sondern musste auch die konzeptionelle Ausrichtung des Projektes angepasst werden. Zum Beginn der ersten Beantragung von Studienbeiträgen Ende 2006 konnte als weiterer Meilenstein eine „Vision 2008“ für das AIXTRA erarbeitet werden, die dann in alle wichtigen Fakultätsgremien transportiert und erläutert wurde. Als Folge hieraus wurde AIXTRA als „Leuchtturm-Projekt“ in der Lehre ausgewählt und erhielt von da an mit der Bewilligung auch die essentielle Möglichkeit einen eigenen Personalstamm für die Organisation zu etablieren. Der nächste „sichtbare“ Meilenstein konnte nun im Wintersemester 2007/2008 mit dem Einzug in eigene Räumlichkeiten nach umfangreichen Umbaumaßnahmen erreicht werden.

Implementierung von Kursangeboten in laufende Curricula

Ausgehend von den bereits in den fakultativen Kursen eingebrachten Kernkompetenzen der zu anfangs beteiligten Kliniken wurde entsprechend Schritt für Schritt die Einbringung dieser Konzepte und Möglichkeiten in curriculare Veranstaltungen vorangetrieben. Begonnen wurde somit im Wintersemester 2005/2006 mit Kursteilen des Einführungskurses für Erstsemester zu intravenöser Punktion und Basic Life Support für Erwachsene.


Ergebnis

Die vorab festgelegten Teilschritte des Projektmanagements erwiesen sich als zielführend bei der Umsetzung des Projektes: Eine „Minimal“-Infrastruktur in Bezug auf räumliche und personelle Ressourcen wurde etabliert, das methodische Konzept umgesetzt, die Tabelle 3 [Tab. 3] zeigt eine Übersicht derzeit abgebildeter Fertigkeiten im Skillslab.

Im Sommersemester 2008 besuchten insgesamt 709 Teilnehmer entsprechend 133 fakultative Kurse, wobei hierunter einmalig stattfindende Kurse gleichwertig wie Kurse mit mehreren Terminen oder ganztätige Veranstaltungen gewertet wurden. Die Abbildung 3 [Abb. 3] zeigt die Teilnehmer-Entwicklung des fakultativen Kursangebotes über die bisherige Projektlaufzeit bis einschließlich Sommersemester 2008.

Insgesamt konnten im Bereich curricularer Lehre im Sommersemester 2008 Veranstaltungen für ca. 900 Studierende im AIXTRA durchgeführt werden, dabei reichte das Angebot von Basisfertigkeiten, die innerhalb der Systemblöcke erstmalig erlernt werden konnten, bis hin zum Anamnese-Training in sehr speziellen Arzt-Patienten-Situationen wie z.B. der Umweltmedizin (siehe Abbildung 4 [Abb. 4] Entwicklung des curricularen Kursangebotes über die bisherige Projektlaufzeit).

In der Tabelle 4 [Tab. 4] sind die bewilligten Projekte und zugehörigen Abteilungen dargestellt, die im Rahmen des Skillslab AIXTRA Lehrprojekte mit Rotationsstellen betreuen (Stand Ende 2008).


Diskussion

Zu den entscheidenden Vorteilen eines Skillslab allgemein gehört sicherlich, dass verschiedenste auch komplizierte Handlungsabläufe als Einzel-Fertigkeiten trainiert werden können, bevor sie im Zusammenhang erlernt werden müssen. Dabei können die zu erlernenden Fertigkeiten beliebig oft wiederholt und im individuellen Lerntempo geübt werden. Eine Vorgehensweise, die bei der erstmaligen Durchführung am Patienten je nach Fertigkeit unvorstellbar ist. Die Komplexizität der zu erlernenden Fertigkeiten bleibt dabei immer frei bestimmbar und ist nicht an die Anwesenheit oder Bereitschaft von Patienten gebunden [15].

Gerade die Anpassung an das individuelle Lerntempo der Studierenden bietet in dieser einzigartigen Lern-Umgebung die Möglichkeit, Fähigkeiten standardisiert und reproduzierbar zu erlernen, wobei Feedback jederzeit möglich und für den Entwicklungsprozess erwünscht ist. Ein weiterer positiver Effekt ist die dadurch erhöhte Selbstsicherheit des Studierenden hinsichtlich der erlernten Fähigkeit bei der erstmaligen Anwendung am Patienten.

Bei einer konsequenten Einbeziehung des Skillslab in das laufende Curriculum des Modellstudiengangs Medizin Aachen kann der Erwerb des Wissens und der Fähigkeiten von den Studierenden außerdem zu dem Zeitpunkt stattfinden, zu dem auch die theoretischen Grundlagen vermittelt werden, so dass eine kontinuierliche Interaktion zwischen Theorie und Praxis dann möglich ist.

Aber auch für Studierende, die kurz vor dem Praktischen Jahr stehen, ist ein Skillslab generell interessant, da insbesondere invasivere Maßnahmen von großem Interesse sind. Gerade, da bekannt ist, dass für viele Fertigkeiten wie endotrachealer Intubation, arterielle Punktion, Anlage von zentral-venösen Zugängen, Pleurapunktion und Pneumothorax-Entlastung eine gewisse Anzahl von Übungen für das Erlernen erforderlich ist [16]: Diese Fertigkeiten können in einem Skillslab schrittweise, standardisiert und reproduzierbar erlernt werden.

Aber insbesondere für die Studierenden des Modellstudiengangs, die innerhalb ihres Studienverlaufs noch nicht so weit fortgeschritten waren, stellte das Skillslab AIXTRA von Beginn an einen großen Benefit dar: Hier können sie die erlernten Fertigkeiten wiederholt trainieren und optimieren, die ggf. im weiteren Verlauf des Studiums in einer der fakultätsinternen Prüfungen in Form des OSPE oder OSCE geprüft werden. Darüber hinaus können mit der nun räumlichen Etablierung die entsprechenden Prüfungen auch in denselben thematischen Räumen stattfinden, in denen man vorher gelernt und trainiert hat.

Projekt-Erfahrungen

Bereits seit mehreren Jahren werden an verschiedenen deutschen Hochschulen innovative methodisch-didaktische Konzepte umgesetzt, die ein großes Spektrum an Veränderungen als Resultat dieser Bemühungen hervorgebracht haben: Teils wurden ganze Curricula in Form sog. Reform- oder Modellstudiengänge neu aufgestellt [3], [4], [17], andere Standorte implementierten bestimmte Teilelemente wie z.B. Problemorientiertes Lernen (POL), standardisierte Simulationspatienten-Programme [18], [19], [20] oder die Einrichtung von Trainingsmöglichkeiten für praktische Fertigkeiten [21]. Das Tempo sowie das Ausmaß entsprechender Veränderungen wurde nicht unerheblich durch finanzielle Ressourcen bestimmt, so wie es auch in dem hier vorgestellten Projekt der Fall war. Erst die eindeutige finanzielle „Bekenntnis“ der Fakultät Studienbeträge zu einem großen Teil in dieses Projekt zu investieren, ermöglichte eine adäquate und zielgerichtete Etablierung.

Betrachtet man die dargestellten Daten aus dem Sommersemester 2008, so wird deutlich, dass das Projekt AIXTRA sowohl für die fakultativen als auch für die curricularen Veranstaltungen von großer Relevanz für die medizinische Fakultät in Aachen ist: Ein weiterer Ausbau ist nötig, da noch nicht alle Studierende ihre „Wunschplätze“ innerhalb der verschiedenen fakultativen Kursangebote erhalten konnten. Ebenfalls demonstrieren diese Daten die tatsächliche Realisierbarkeit eines solchen Projektes, wenn eine Etablierung schrittweise gezielt geplant und vorangetrieben wird.

Innerhalb der bisherigen Projektlaufzeit galt es trotz der letztendlich erfolgreichen Etablierung im Verlauf verschiedene Schwierigkeiten und Probleme zu lösen: Nach dem die zuständigen Kommissionen und Gremien generell von der Idee und der Notwendigkeit überzeugt waren, musste auf vielen Ebenen zunächst klargestellt werden, dass bei dem Projekt nicht die Realisierung einzelner Klinikinteressen im Vordergrund steht, sondern man sich als „Dienstleister“ für die Fakultät insgesamt versteht. Insbesondere zu Beginn wurde dies sehr kritisch beobachtet, da man ja bei den Kernkompetenzen der zunächst beteiligten Abteilungen und Kliniken beginnen musste. In der Zwischenzeit konnte man mit der sehr breit gefächerten Beteiligung unterschiedlicher Fachgebiete diese Bedenken zerstreuen, und der Dienstleister AIXTRA hat vor allen Dingen den Einstieg vieler Kliniker in die Lehre vereinfacht.

Im persönlichen Feedback der beteiligten Wissenschaftlichen Mitarbeiter liegt der Grund hierfür insbesondere in der Vorhaltung einer zentralen Organisation von Material, HiWis und Räumlichkeiten, sowie in der Hilfestellung zur Kursvorbereitung, methodischen Konzeption und Evaluation. Entscheidend trägt natürlich auch die Honorierung des zusätzlichen Lehr-Engagements durch die Vergabe der klinischen Lehrrotationen in Form von ¼-Stellen-Pendants bei. Eine Erhöhung des generellen Stellenwertes der Lehre im Spannungsfeld zwischen Klinik, Lehre und Forschung wurde als Folge der entsprechenden Entwicklungen nun weitergetragen und soll zukünftig im Rahmen einer Änderung der Habilitations-Ordnung eine weitere Aufwertung dieser Leistungen bewirken.

Kosten-Nutzen-Abwägung möglich?

Insgesamt muss man sich natürlich der Frage einer Kosten-Nutzen-Bewertung einer solchen interdisziplinären Struktur stellen: Gerade zu Beginn sind die Kosten für eine Etablierung nicht unerheblich, selbst im weiteren Verlauf ist die Aufrechterhaltung der Infrastruktur nur mit eindeutigen finanziellen Zusagen zu bewerkstelligen. Auf der anderen Seite leuchtet es aber ein, dass man gewisse Infrastruktur somit nur einmal vorhalten muss, z.B. Räume, Material, HiWis, und diese Infrastruktur auch über wenige Ansprechpartner aktivieren und nutzen kann. Eine logische Schlussfolgerung hieraus ist allerdings, dass ab einer bestimmten Größenordnung tatsächlich eine eigene Organisationsstruktur notwendig ist, um diesen positiven Effekt nutzen zu können. Diese Organisationsstruktur darf eben nicht nur aus Trainings- und Verbrauchsmaterial bestehen, sondern muss eine personelle Unterstützung gewährleisten und sollte zudem in Fakultätsstrukturen integriert sein, da ein Skillslab als „Fremdkörper“ im Curriculum nicht existieren kann. Auch daher ist eine zu spezialisierte Ausrichtung nach wenigen Fachgebieten kritisch zu betrachten, da sie zum einen gewissen Neid schüren kann, zum anderen verhindert sie unter Umständen die Beteiligung weiterer interessierter Mitarbeiter und Abteilungen.

Trotz der Notwendigkeit einer curricularen Verankerung wird das extrem Lerner-orientierte, fakultative Angebot weiterhin eine große Rolle spielen. Die mittlerweile deutlich „verschulteren“ Studienbedingungen innerhalb des Medizinstudiums verlangen geradezu nach individuellen Spezialisierungs- und Qualifizierungsangeboten. Hierfür bietet das Skillslab AIXTRA einen Rahmen, mit all seinen bereits weiter oben beschriebenen organisatorischen Vorteilen. Auch wenn das fakultative Angebot zum Teil sehr speziell (z.B. gynäkologische Sonographie) und zeitaufwendig für die jeweiligen Abteilungen ist, so stellt diese breite Palette des Angebotes sicher, dass Studierende die Möglichkeit haben, sich weitergehend mit Fachgebieten und Themengebieten auseinander zu setzen. Insbesondere ermöglicht man ihnen somit auch weitere Hinweise und Entscheidungshilfen für ihre post-graduierte Weiterbildung in diesem Rahmen zu erlangen.

Übertragbarkeit auf andere Fakultäten

Generell kann man von einer Übertragbarkeit zumindest des methodisch-didaktischen Konzeptes ausgehen, im Detail sind natürlich die entsprechenden lokalen Bedingungen ausschlaggebend. Insbesondere ist der Spielraum einer möglichen und flexiblen Finanzausstattung von großer Bedeutung, unabhängig davon ob Studienbeiträge zur Verfügung stehen oder nicht. Ebenso spielen räumliche Ressourcen bei der Umsetzbarkeit eine entscheidende Rolle: Hier haben sicherlich medizinische Fakultäten, die in Form eines Campus und nicht als Zentral-Klinikum organisiert sind, einen eindeutigen Vorteil, da sie flexibler auf neue Raumanforderungen reagieren können. Gerade hinsichtlich der Planung von Raumbedarf dürfen ab einer gewissen Größe der strukturellen Einbindung finanzielle Ressourcen für Verbrauchsmaterial sowie Lagerkapazitäten für dieses Material, sowie für die erforderlichen Trainingsgeräte nicht unterschätzt werden.

In Bezug auf organisatorische Belange kann man an dieser Stelle zusammenfassen, dass einige je nach Fakultät sehr wahrscheinlich unterschiedliche Probleme oder Schwierigkeiten aufgrund der Rahmenbedingungen der Fakultät, der Universität, der IT- und sonstigen Ausstattung auftreten können.

Inwieweit das hier vorgestellte Konzept an einem anderen Standort in die Tat umgesetzt werden kann, ist dann individuell zudem noch von den Strukturen und Besetzungen der entscheidenden Kommissionen, sowie persönlicher Kontakte der Disziplinen abhängig, und ob eine generelle Akzeptanz für neue Entwicklungen, bzw. eine Kultur der Veränderung existiert.

Einschränkend bleibt allerdings anzumerken, dass der Modellstudiengang Medizin in Aachen aufgrund seiner Konzeption mit der vierfachen Lernspirale und den neu eingeführten Organ-zentrierten Systemblöcken eine interdisziplinäre Struktur vereinfacht zulässt: Innerhalb der Systemblöcke wird interdisziplinär, Klinik- und Vorklinik-verzahnend seit dem Beginn des Modellstudiengangs 2003 eine fachübergreifende Zusammenarbeit kultiviert. Zudem prädestiniert der methodische Rahmen auch durch die fakultätsinternen Prüfungen in Form von OSPE und OSCE die Etablierung eines interdisziplinären Trainingszentrums.

Ausblick

In weiteren Verlauf des Projektes sollen Wege zur wissenschaftlichen Evaluierung bestimmter Lehr- und Lernformen, die im Zusammenhang mit dem Projekt sinnvoll und möglich erscheinen, erarbeitet werden. Zu den im Detail ungeklärten Fragen gehören unter anderem die Art und der Umfang einer Gesamtprojektevaluation. Unterschiedliche Möglichkeiten zur Bewertung der angebotenen Fertigkeiten, der Dozenten und der studentischen Hilfskräfte, sowie einzelner Lehr- und Lernformen müssen hier gegen¬einander abgewogen werden.

Zudem wird man sich in Zukunft intensiver damit beschäftigen müssen, welche Trainingsmaterialien tatsächlich für welche Skills geeignet sind, bzw. wie viel Realitätsnähe hierbei erforderlich ist. Unsere Erfahrungen zeigen, dass „teuer“ keinesfalls „besser“ bedeutet oder „preiswert“ überhaupt nicht mit „simpel und selbsterklärend“ gleichzusetzen ist.

Noch viel wichtiger - und noch viel anspruchsvoller - wird jedoch Forschung sein, die sich mit der Beeinflussung entsprechender Trainingskonzepte auf das Outcome von Patienten bezieht. Erste Studienkonzepte hierzu werden in Aachen in Kürze der zuständigen Ethikkommission vorgelegt.

Weiterhin ist die Ausweitung der verschiedenen Lehrangebote auf andere Studiengänge oder auf andere Ausbildungsgänge, z.B. Lehr- und Forschungslogopädie vorgesehen. Für die Zahnmedizin wurden bereits erste Kurse angeboten, zudem wird man sich in Richtung weiterer Studiengänge wie Biomedical Engineering oder ingenieur-wissenschaftliche Studiengänge in Zukunft öffnen und Anknüpfungspotential erarbeiten.


Schlussfolgerung

Nach drei Jahren wird im interdisziplinären Trainingszentrum eine breite Palette von Kursen angeboten, in denen Studierende praktische Fertigkeiten erlernen, trainieren und optimieren können. Die bisher gewonnenen Erfahrungen in der Konzeptionierung und Organisation des Kursprogramms sind essentielle Grundlage für den weiteren strukturellen und methodisch-didaktischen Ausbau des Skillslab.

In Zukunft wird die wissenschaftliche Evaluierung entsprechender Kurskonzepte insbesondere auf die Beeinflussung von Patienten-Outcome an Bedeutung zunehmen müssen, um Effektivität und Nachhaltigkeit eingesetzter Lehrmethoden und –materialien darstellen zu können.


Literatur

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