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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

„Medizinbibliotheken: inter:disziplinär – inter:national – inter:aktiv“. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. vom 25. bis 27. September 2017 in Wien

“Medical Libraries: inter:disciplinary – inter:national – inter:active”. Annual Meeting of the German Medical Library Association (AGMB), September 25 to 27, 2017 in Vienna

Tagungsbericht AGMB-Jahrestagung in Wien 2017

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  • corresponding author Heike Andermann - Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Deutschland External link

GMS Med Bibl Inf 2017;17(3):Doc22

doi: 10.3205/mbi000401, urn:nbn:de:0183-mbi0004010

Published: December 20, 2017

© 2017 Andermann.
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Zusammenfassung

Die jährliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) fand in der Zeit vom 25. bis 27. September 2017 in Wien statt, ausgerichtet von der Bibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Tagung stand unter dem Motto „Medizinbibliotheken: inter:disziplinär – inter:national – inter:aktiv“. Der Tagungsbericht gibt einen Überblick über die drei Veranstaltungstage.

Schlüsselwörter: Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, AGMB, Jahrestagung 2017, Wien

Abstract

The annual meeting of the German Medical Library Association (AGMB) took place in Vienna, Austria, from September 25 to 27, 2017. The library of the University of Veterinary Medicine, Vienna organized and co-hosted the event under the motto “Medical libraries: inter:disciplinary – inter:national – inter:active”. This article provides a summary of the three-day conference program.

Keywords: German Medical Library Association, AGMB, annual meeting 2017, Vienna


Montag, 25.9.2017

Eröffnung der Tagung

Am Montag eröffnete Dr. Iris Reimann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB), die diesjährige Tagung im Festsaal der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Prof. Dr. Petra Winter, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, begrüßte die Anwesenden und zeigte sich sehr erfreut über die Ausrichtung der Tagung. In ihrem Grußwort bot sie einen Überblick über den Aufbau des Studiums und die Forschungsschwerpunkte der Universität.

Ministerialrat Dr. Peter Seitz vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft in Österreich betonte die zentrale Bedeutung tragfähiger Netzwerke im universitären Kontext. Mit Blick auf das österreichische Bibliothekswesen äußerte er sich sehr wohlwollend über das bislang Erreichte, so z.B. den ALMA-Verbund oder das Open Access Network (OANA) und machte auf die zukünftige Herausforderung der Schaffung der European Open Science Cloud aufmerksam.

Im lokalen Beitrag „Die Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien: Mensch und Tier verpflichtet!“ berichteten David Frank, stellvertretender Leiter der Bibliothek, und Claudia Hausberger, Leiterin der Bibliothek, über die Besonderheiten ihrer Einrichtung, über Kooperationen und Serviceleistungen für Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Von besonderem Interesse am ersten Tagungstag war der Festvortrag von Prof. Dr. Herwig Grimm, der dem Thema „Ethik in Versuchslabor, Stall und Wohnung: Eine Diagnose moralischer Widersprüchlichkeiten?“ gewidmet war.

Ausgangspunkt seiner Darlegungen waren die Fragen „Woher rührt es, dass die Einstellungen gegenüber den Tieren unterschiedlich sind?“ und „Was dürfen wir gegenüber dem Tier?“ Um Antworten auf diese Fragen zu finden, deckte Grimm die moralethischen Voraussetzungen für das widersprüchliche Verhältnis auf. Widersprüchlich deshalb, weil die Einstellungen zu den sogenannten Nutztieren und Versuchstieren auf der einen und die zu den Haustieren auf der anderen Seite so unterschiedlich sind. Er kritisierte den versteckten Anthropozentrismus, der dem Verhältnis zwischen Tier und Mensch zugrunde liegt und forderte vielmehr eine tierethische Verantwortung aller Akteure im Umgang mit Tieren in Form eines bürgerschaftlichen Engagements.

Nach dieser kurzweiligen und interessanten Eröffnung schlossen sich am Nachmittag die Sitzungen der Arbeitskreise für die Mitglieder an.

Arbeitskreis der Krankenhausbibliotheken

Dr. Christian Vogel, Vorsitzender des Arbeitskreises der Krankenhausbibliotheken, wurde für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt.

Im Arbeitskreis wurde über neue Formen der Wissensaufbereitung in den Krankenhäusern und über neue Dienste diskutiert. Grundsätzlich wird die finanzielle Ausstattung der Krankenhausbibliotheken als schwierig eingeschätzt.

Arbeitskreis der Medizinbibliotheken an Hochschulen (AK MBH)

Oliver Weiner, Vorsitzender des Arbeitskreises der Medizinbibliotheken an Hochschulen, wurde für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt.

Er stellte die Ergebnisse einer Befragung der Medizinbibliotheken vor, in der zahlreiche Aspekte ermittelt wurden, z.B. die finanzielle und personelle Ausstattung, Angaben zum Bestand in gedruckter und elektronischer Form, zur technischen und räumlichen Ausstattung (Bibliothek als Lernort), zur Einbindung der Bibliothek in die Strukturen ihrer Trägerorganisation und zu den Dienstleistungen, die die Bibliotheken ihren Nutzerinnen und Nutzern bieten und in Zukunft bieten wollen.

Darüber hinaus stellte er die Jahresergebnisse des Internen Leihverkehrs vor.

Im Rahmen der Arbeitskreissitzung berichtete Wolfgang Meyer, verantwortlich für das E-Ressourcen Management der Universitätsbibliothek Wien, über ein Projekt der österreichischen Universitätsbibliotheken zur kooperativen Zeitschriftenarchivierung. Print-Ausgaben elektronischer Zeitschriften sollen nur einmal in Österreich archiviert werden. Er beschrieb den Arbeits- und Abstimmungsprozess, um diese verteilte Archivierung zu realisieren.

Katrin Wibker (Fachbibliothek Medizin der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen) informierte über einen sehr interessanten Workshop in systematischer Literaturrecherche in London.

Mitgliederversammlung der AGMB

Die von Frau Reimann moderierte Versammlung wurde mit der Annahme der Tagesordnung, der Verabschiedung des Protokolls der letzten Versammlung und der Feststellung der Beschlussfähigkeit eröffnet.

Unter dem TOP Tätigkeitsbericht dankte sie dem Webmaster der AGMB, Peter Kastanak, dem Chefredakteur von GMS Medizin – Bibliothek – Information, Bruno Bauer, und den Verantwortlichen von MEDINFO sowie den Leitern der Arbeitskreise für ihre engagierte Mitarbeit in der AGMB.

Die Anzahl der Mitglieder der AGMB betrug mit Stand August 2017 423 aktive Mitglieder. Seit 2016 sind weitere 18 hinzugekommen. In der AGMB sind aktuell 116 Krankenhausbibliotheken, 204 Medizinbibliotheken an Hochschulen, 45 Pharmabibliotheken und 58 private und sonstige Bibliotheken vertreten. Hinzu kommt der Arbeitskreis der österreichischen Medizinbibliotheken mit 24 Mitgliedern.

Es folgte der Bericht der Schatzmeisterin, die Darstellung des Wirtschaftsplans und die Entlastung der Rechnungsprüfer und des Vorstandes.

Auf der Tagesordnung stand weiterhin die Neuwahl des Vorstandes. Mitglieder des Vorstandes 2017-2019 sind Dr. Iris Reimann (Vorsitzende), Monika Halser (Schatzmeisterin), Dagmar Härter (1. stellv. Vorsitzende), Dr. Martina Semmler-Schmetz (2. stellv. Vorsitzende) und Katrin Wibker (Schriftführerin).

Als Rechnungsprüfer wurde Alexander Messerschmidt bestätigt und als seine Stellvertretung Dr. Diana Klein gewählt.

Ein kurzer Sachstandsbericht zu GMS Medizin – Bibliothek – Information wurde von Bruno Bauer geliefert und Oliver Weiner berichtete über MEDINFO.

Unter Verschiedenes informierte Iris Reimann u.a. über die Poster Session, den Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ und Fortbildungen, die zwischen den Tagungen 2017/2018 geplant sind.

Der erste Konferenztag schloss mit dem geselligen Beisammensein in der veterinärmedizinischen Bibliothek ab. Franz Michlmayr führte interessierte Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer durch die Bibliothek. Besondere Highlights waren die phantastische Aussicht von der öffentlich zugänglichen Dachterrasse und die gut gekühlte RARA-Sammlung im Keller des Hauses.


Dienstag, 26.9.2017

Der 2. Konferenztag begann mit einem sehr spannenden Beitrag von Katharina Heldt und Jessica Riedel aus der Bibliothek des Robert-Koch-Instituts Berlin und Wernigerode. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Instituts wurden zahlreiche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit realisiert. Hierzu zählten die Digitalisierung der Briefe von Robert Koch und der Zeitschrift „Arbeiten aus dem kaiserlichen Gesundheitsamt“, die Herausgabe einer Bibliographie als Jubiläumsband sowie die Präsentation der Historischen Bibliothek am Nordufer. Besonderen Anklang fand ein neues Veranstaltungsformat: der „Salon zur Institutsgeschichte – ,Das besondere Stück‘“. Hierfür wurde die Geschichte des Instituts in zwölf Dekaden eingeteilt, pro Jahrzehnt ein wichtiges Thema identifiziert und ein Gesprächspartner für den Salon eingeladen. Besonders hervorzuheben war der Abend mit Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, in deren damalige Amtszeit als Gesundheitsministerin der Ausbruch der AIDS-Epidemie fiel. In dem Gespräch mit ihr schilderte sie sehr eindringlich die besonderen Herausforderungen dieser Situation. Das „besondere Stück“ an diesem Abend war der Brief einer Klinik an das Aids-Zentrum. Dieses besondere Veranstaltungsformat wurde auch als ein Leuchtturmprojekt ausgezeichnet.

Der zweite Beitrag aus der medizinischen Bereichsbibliothek der SUB Göttingen war dem Thema „Arbeit 4.0 – neue Wege in der Benutzungsabteilung einer großen Universitätsbibliothek“ gewidmet. Dagmar Härter beschrieb zahlreiche technologische Maßnahmen, die an der SUB Göttingen realisiert wurden, so z.B. die Einführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs mit Hilfe elektronischer Kassen und die Möglichkeit des Aufladens einer virtuellen Geldbörse auf dem Studierendenausweis.

Die in einer Online-Befragung ermittelten Nutzerwünsche wurden in einen Strategieprozess eingebunden. U.a. wurde auf der Grundlage dieser Ergebnisse der Umbau der Bereichsbibliothek Medizin als Lernort realisiert. Härter stellte die These auf, dass sich durch die voranschreitende Automatisierung der bibliothekarischen Tätigkeit auch das Berufsprofil verändert in Richtung einer Allround-Fachkraft.

Auf großes Interesse stieß der Vortrag des Informationswissenschaftlers Prof. em. Dr. Rainer Kuhlen, der über das am 1.9.2017 verabschiedete Gesetz zur Angleichung des Urheberrechts an die aktuellen Erfordernisse der Wissensgesellschaft (Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz) berichtete. Mit dem neuen Gesetz sei die im Koalitionsvertrag versprochene Bildungs- und Wissenschaftsschranke nicht realisiert worden, konstatierte Kuhlen. Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information sollte der Normalfall, die kommerzielle Verwertung wiederum die Ausnahme sein. Open Access, Open Science, Open Data sind die Zukunft, so Kuhlen; in der Rechtsprechung werde dem jedoch zu wenig Rechnung getragen.

Die Neuregelung sieht vor, dass die Nutzung von Presseerzeugnissen in Unterricht, Lehre und wissenschaftlicher Forschung grundsätzlich untersagt ist. Zukünftig ist es erlaubt, bis zu 15% von Werken passwortgeschützt den Teilnehmern einer Lehrveranstaltung oder eines Forschungsprojekts zur Verfügung zu stellen (bisher: 12% für Unterricht / 25% für Forschung). Vergriffene Werke dürfen ganz genutzt werden. Ganze Aufsätze aus Fachzeitschriften, einzelne Abbildungen oder ähnliche kleine Werke sind weiterhin erlaubt. Der bisher geltende Vorrang von Verlagsangeboten wird künftig nicht mehr bestehen. Eine wesentliche Einschränkung gegenüber der jetzigen Rechtslage ist, dass Artikel aus Zeitungen oder Kioskzeitschriften künftig nicht mehr in Semesterapparaten genutzt werden dürfen. Eine Regelung des Umgangs mit Sammelbänden/Proceedings ist nicht erfolgt. Die Versorgung kommerzieller Nutzer mit digitalisierten Kopien wissenschaftlicher Aufsätze ist zukünftig untersagt. Darüber hinaus gibt es keine Regelung für das eLending elektronischer Bücher.

Positiv hervorzuheben ist, dass Privatgelehrte nach der Neuregelung zu den berechtigten Nutzergruppen zählen, die Nutzung von Materialien in losen Forschungsverbünden erfolgen kann und nicht länger an eine Einrichtung gebunden sind. Darüber hinaus ist Text- und Datamining für nicht-kommerzielle Zwecke erlaubt.

Der Nachmittag war ausgefüllt mit Kurzvorträgen und den Treffpunkten.

Dr. Oliver Obst (Medizinbibliothek Universität Münster) stellte in seinem Projekt „Diagnose Apps im PJ“ ein Starterkit mit zehn Apps vor. Diese sollen Ärzte und Ärztinnen während ihres Praktischen Jahres in der Diagnostik und Therapie unterstützen.

Im Vortrag von Simone Petermeise (Medizinische Bibliothek der RWTH Aachen) stand die Verbesserung der Schulung im Mittelpunkt des Interesses. Ihre Schulungen werden durch eine Open Source Software angereichert (KAHOOT), in der die Wissensvermittlung auf spielerische Art erfolgt.

Der Vortrag von Katrin Wibker (FB Medizin der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen) beschäftigte sich mit alternativen Beschaffungsmethoden für wissenschaftliche Literatur, die vor dem Hintergrund der „Bezahlschranken“ kommerzieller Anbieter für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Dr. Diana Klein (UB Würzburg) warb in ihrem Vortrag für den Einsatz der ResearcherID ORCID, die der wissenschaftlichen Community plattformunabhängig und kostenlos zur Verfügung gestellt wird. ORCID ist bei WoS, Scopus und PubMed bereits hinterlegt.

Dr. Christian Vogel (Vinzenz Gruppe Linz) eröffnete den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf ganz und gar nicht ernst gemeinte Weise neue Geschäftsideen für den Berufsstand. Ein sehr lustiger und humorvoller Beitrag.

In den sich anschließenden Treffpunkten stand der fachliche Austausch im Vordergrund.

Der Treffpunkt mit Oliver Obst widmete sich der Plagiatsproblematik bei Doktoranden und erörterte die Frage, mit welchen Mitteln Medizinerinnen und Mediziner zur Einhaltung guter wissenschaftlicher Praxis unterstützt werden können.

„Coffee Lectures“ – so lautete der Treffpunkt mit Dagmar Härter, der sich insbesondere den zahlreichen organisatorischen Aspekten der Durchführung einer solchen Veranstaltung widmete.

Der Treffpunkt mit Anett Grest (Bibliothek der Ruppiner Kliniken GmbH) war insbesondere für die Krankenhausbibliotheken von Interesse. „Bibliotherapie“ lautet das Angebot, welches sich an Patientengruppen in der Klinik wendet.

Der Treffpunkt mit Frau Dr. Martina Semmler-Schmetz begann mit einer Kurzpräsentation der heterogenen Zielgruppen- und Service-Landschaft als Einstieg in Fragen nach den Strategien für die Entwicklung optimaler Schulungs- und Beratungskonzepte. Um zukunftsweisende Angebote für alle Zielgruppen zu entwickeln, so das Fazit, sollten Bibliotheken nicht länger isoliert agieren, sondern sich in ihrer Organisation gut vernetzen, z.B. mit Abteilungen wie Hochschuldidaktik, IT, E-Learning oder der Medizinischen Statistik.

Dr. Stefanus Schweizer (UB Mainz), informierte in seinem Treffpunkt über den Markt medizinischer Information für Nichtmediziner. Da dieser von zahlreichen Interessengruppen beeinflusst wird, sind die allgemeinverständlichen Informationsquellen besonders bedeutsam und sollten zur Nutzung empfohlen werden.

In dem Treffpunkt mit Sandra Rümmele (Ärztliche Zentralbibliothek Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf) standen der Austausch über und die Bewertung unterschiedlicher Formate der Informationsvermittlung im Vordergrund.

Die Analyse und Bewertung von Online-Portalen für Krankenhausbibliotheken war das Thema des Treffpunkts mit Dr. Christian Vogel. Zahlreiche Unternehmen bieten mittlerweile Online-Plattformen an, die Krankenhausbibliotheken als zentrale Schnittstelle zu ihren Nutzern verwenden können, z.B. KWM-P von Frohberg, OVID Discovery von WoltersKluwer, bfd Online von Buchholz. Keines der Systeme bietet alle gewünschten Features, jedoch wird eine rasche weitere Entwicklung der Produkte erwartet. Ebenso wichtig wie der konkrete Produktvergleich war die Diskussion um die Frage, inwieweit die Produkte eine Bedrohung für Krankenhausbibliotheken darstellen, da sie z.T. so vermarktet werden, dass sie im Krankenhaus kostensparender eingesetzt werden können. Im Ergebnis wird eine Kombination aus Online-Portal und Fachpersonal empfohlen, da nur so die lizenzierten Ressourcen auch optimal in dem System repräsentiert werden können und auch ein verlagsübergreifendes Angebot sicher gestellt werden kann – andernfalls ist eine reine Fokussierung auf die Verlagsinhalte des Plattformanbieters zu befürchten.

Mit den Treffpunkten wurde der Konferenztag abgeschlossen und die Teilnehmerinnen, Teilnehmer, Ausstellerinnen und Aussteller trafen sich zum Gesellschaftsabend im Palais Auersperg, einem Barock Palais im Gemeindebezirk Josefstadt. Die vielfältige österreichische Küche und die gepflegten Getränke ließen keine Wünsche offen und der Tag konnte in stimmungsvoller und entspannter Atmosphäre ausklingen.


Mittwoch, 27.9.2017

Der letzte Konferenztag begann mit einem Vortrag von Dagmar Sitek (Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg). Sie stellte das Kooperationsprojekt JOIN2 vor, bei der zahlreiche Forschungseinrichtungen die vom CERN entwickelte Software Invenio für ihr Publikations- und Forschungsdatenmanagement einsetzen. Sie zeigte und erläuterte die zusätzlichen Features, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihrem Kommunikationsprozess unterstützen, z.B. durch die Integration eines Tools zur Administration des Open Access-Publikationsprozesses und der Verlinkung der Forschungsdaten mit den jeweiligen Publikationen.

Barbara Petritsch (Bibliothek des Institute of Science and Technology Austria) berichtete über Erfahrungen in der Einführung und Weiterentwicklung der Software eprints für das Forschungsdatenmanagement in einer jungen außeruniversitären Forschungsinstitution mit Schwerpunkt auf den Lebenswissenschaften.

Der Beitrag von Bruno Bauer beschäftigte sich mit der Umsetzung einer nationalen Open Access Strategie in den österreichischen Hochschulen. Seit der Gründung des Open Access Network Austria (OANA) im Jahr 2012 hat der Transformationsprozess zu Open Access in den 21 öffentlichen Universitäten zunehmend an Dynamik gewonnen. Eine Schlüsselrolle in diesem Prozess stellt das vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft initiierte Hochschulraumstrukturmittelprojekt (HRSM) dar, mit dem ca. 100 Mio. Euro als Anschubfinanzierung universitärer Kooperationsvorhaben auf dem Gebiet der Open Science, Open Data und des Open Access investiert werden sollen. Bruno Bauer beleuchtete in seinem Vortrag die Auswirkungen dieses nationalen Transformationsprozesses auf das Fachgebiet Medizin und stellte Teilprojekte vor.

Volker Braun (Bibliothek der medizinischen Fakultät Mannheim-Heidelberg) berichtete über seinen Besuch des EAHIL-Kongresses in Dublin, in dessen Zentrum Verfahren und Instrumente für die systematische Literaturrecherche standen. Im Ergebnis stellte Braun fest, dass ein uneinheitliches Vorgehen bei den Recherchen zu beobachten ist und sich die internationalen Kolleginnen und Kollegen auf ihre bisherigen Erfahrungen in der Recherche verlassen. Weiterhin machte er darauf aufmerksam, dass in den Niederlanden die Entwicklung einer Datenbank für geeignete Nachweisinstrumente und Richtlinien für Suchfilter geplant ist.

Einen weiteren sehr interessanten Überblick bot Beata Górczynska (Hauptbibliothek der Warschauer Naturwissenschaftlichen Universität), die die Geschichte und die Entwicklung der medizinischen und veterinärmedizinischen Hochschullandschaft in Polen und ihrer Bibliotheken ins Zentrum stellte.

Leuchtturmwettbewerb

Von den fünf eingereichten Projekten wurden zwei prämiiert. Die Ärztliche Zentralbibliothek erhielt für ihr Projekt „Toolbox“ den Preis, weil – so die Jury – mit diesem Projekt die Kompetenzen der Nutzer ausgeweitet werden und in der Konzeption die Interessen der Teilnehmenden an den Schulungen unmittelbar Berücksichtigung finden.

Einen weiteren Preis erhielt die Bibliothek des Robert-Koch-Instituts für ihr Veranstaltungsformat „Salon zur Institutsgeschichte – ,Das besondere Stück‘“. Hier wurde der Imagegewinn und die interessante Idee zur Aufbereitung der Institutsgeschichte besonders gewürdigt.

Posterwettbewerb

Beim diesjährigen Posterwettbewerb teilten sich zwei Einrichtungen den zweiten Preis. Die Medizinbibliothek der Universität Münster erhielt für Ihr Poster „Ersti-Café“ einen Preis. Bei Kaffee und Kuchen erhalten Erstsemesterstudierende eine erste Übersicht über die Dienstleistungen der Bibliothek. Die ZB MED erhielt einen Preis für ihr Poster zum Thema „One Health – Transdisziplinarität bei ZB MED“, auf dem die Unterstützung inter- und transdisziplinärer Fragestellungen durch Werkzeuge der ZB MED thematisiert wurde.

Den ersten Preis erhielt die Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim-Heidelberg mit ihrem Poster zur Informationsvermittlung. Überzeugend für die Jury waren die vielfältigen Formate der Informationsvermittlung, die die Bibliothek den verschiedenen Zielgruppen anbietet, z.B. die Coffee Lectures, die systematische Literaturrecherche oder das Angebot, einen Auskunftsspezialisten zu „buchen“.

Verabschiedung

Mit Ende der Tagung verabschiedete Frau Reimann das langjährige Vorstandsmitglied Dr. Stefanus Schweitzer (UB Mainz) aus dem Vorstand. Als Nachfolgerin wird Dr. Martina Semmler-Schmetz die Aufgabe der 2. stellv. Vorsitzenden des Vorstandes übernehmen.

Tagungsorganisation und Danksagung

Besonderer Dank galt dem Ortskomitee für die Vorbereitung und die professionelle Ausrichtung der Tagung und die Organisation des Rahmenprogramms, das für die am Sonntag angereisten Gäste eine Tramfahrt durch das historische Zentrum Wiens und einen Heurigenbesuch vorsah. Während der drei Tage gab es zahlreiche Führungen über den Campus, durch die Bibliothek und durch die Wiener Innenstadt und natürlich die Ausrichtung des geselligen Abends und des Gesellschaftsabends.

Frau Reimann dankte den Ausstellern für ihre Unterstützung der AGMB-Tagung und ihre Beiträge im Product Review und den Referentinnen und Referenten für die vielfältigen informativen und kurzweiligen Beiträge.

Auch dem Vorstand der AGMB wurde für sein Engagement gedankt. Insbesondere Frau Reimann erhielt einen langen Applaus für die gelungene Moderation der Tagung.

Die nächste Tagung der AGMB findet 2018 an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg statt.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.