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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Medizinbibliotheken: Information2 – Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. vom 22. bis 24. September 2014 in Mannheim

Medical libraries: Information2. Annual meeting 2014 of the German MLA (AGMB), September 22nd to 24th at Mannheim

Tagungsbericht

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  • corresponding author Christoph Wehrmüller - Universität Basel, Universitätsbibliothek Medizin, Basel, Schweiz External link
  • Heidrun Janka - Universität Basel, Universitätsbibliothek Medizin, Basel, Schweiz

GMS Med Bibl Inf 2014;14(3):Doc30

doi: 10.3205/mbi000327, urn:nbn:de:0183-mbi0003277

Published: December 19, 2014

© 2014 Wehrmüller et al.
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Zusammenfassung

Vom 22. bis 24. September 2014 fand in Mannheim die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) e.V. statt. Gastgeber war die Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim. Hauptthemen waren Strategieentwicklung und Innovationsmanagement, neue Publikationsformen und Informationskompetenz. Eine Firmenausstellung und Firmenworkshops, Product Reviews sowie vier Fortbildungsworkshops ergänzten das Programm.

Schlüsselwörter: Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen e.V., AGMB, Jahrestagung 2014 in Mannheim

Abstract

From September 22nd to 24th 2014 the Annual Meeting of the German MLA (AGMB) took place at Mannheim. It was co-hosted by the Library of the Medical Faculty of Mannheim. Main topics of the conference were strategic development, new publications forms and information literacy. The program included exhibitions, workshops and product reviews by the participating companies as well as four workshops.

Keywords: German MLA, AGMB, annual meeting 2014 in Mannheim


Montag, 22.9.2014

Session 1

Eröffnung und Festvortrag

Die Tagung wurde pünktlich vom Vorsitzenden der AGMB, Herrn Dr. Eike Hentschel, eröffnet. Seine einleitenden Dankesworte richteten sich an das Ortskomitee unter der Leitung von Frau Dr. Martina Semmler-Schmidt, an den Hauptsponsoren Wolters Kluwer, sämtliche 21 Aussteller der Fachausstellung und speziell alle Referentinnen und Referenten. Sympathische und gleichzeitig informative Grußworte richteten Herr Prof. Dr. med. Michael Neumaier, der Studiendekan der Medizinischen Fakultät Mannheim sowie die Stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek Heidelberg an die ca. 180 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Das diesjährige Motto „Information2“ kommentierte die immer anspruchsvoller werdende Aufgabe der medizinischen Fachbibliotheken, ihrer Nutzerschaft immer noch mehr Informationen aus den verschiedenartigsten Quellen zur Verfügung zu stellen, und spielte gleichzeitig mit einem Augenzwinkern auf den Tagungsort, die „Quadratestadt“ Mannheim, an.

Schwerpunkte der Tagung waren Zukunftstrends und Strategieentwicklung, neue Publikationsformen, Beteiligung der Bibliotheken an der Lehre und Erhöhung der Informationskompetenz der Nutzerschaft.

In vier Fortbildungsworkshops, die teilweise bereits am Montagmorgen stattfanden, wurden Hilfestellungen zur effizienteren Arbeitsorganisation, vertiefte praktische Anleitungen zum Recherchieren mit PubMed und der daraus hervorgehenden Literaturbeschaffung, ein Überblick über die gängigsten vier Literaturverwaltungsprogramme sowie eine Einführung in bibliometrische Methoden und die Nutzung der entsprechenden Datenbanken geboten.

Nach den Begrüßungsansprachen gab Frau. Dr. Semmler-Schmetz einen Abriss der aktuellen Situation der Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim: Neben der Grundversorgung für 1.400 Studierende und 30 Universitätsinstitute führt die Bibliothek für die Vollfakultät (seit 2006) curriculare Kurse, Vorlesungen für Erstsemestrige, drei Kurse im dritten Studienjahr, Doktorandenkurse und diverse fakultative Kurse durch. Eine Spezialität sind die anatomischen Lernmodelle zur Präsenznutzung. Sogenannte Hausbesuche bei Ärzten und Wissenschaftlern, die Durchführung von systematischen Literaturrecherchen sowie bibliometrische Analysen im Rahmen von Bewerberevaluationen runden das Angebot ab. Der Umstieg auf E-Only-Zeitschriften ist weitgehend vollzogen.

Herr PD Dr. Thomas Henzler vom Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mannheim zeigte in seinem Festvortrag, wie mit neuesten bildgebenden Verfahren auf immer schonendere Weise genaueste Diagnosen gestellt werden können. Namentlich bei der Reduktion der Strahlenbelastung und der verwendeten Kontrastmittel sind verblüffende Fortschritte zu verzeichnen.

Anschließend an den Festvortrag trafen sich die Arbeitskreise der Hochschulbibliotheken, der Krankenhausbibliotheken und der Pharmabibliotheken zu ihren jeweiligen Sitzungen.

Arbeitskreissitzungen

Arbeitskreis Hochschulbibliotheken

Trends in europäischen und amerikanischen Medizinbibliotheken
(Dr. Oliver Obst, Leiter Zentralbibliothek Medizin, Universität Münster; Lieuwe Kool, AMC Medical Library Amsterdam)

Spartendenzen bringen eine Zentralisierung von traditionellen Dienstleistungen. Etablierung der virtuellen Einschichtigkeit, Open Access und mobile Angebote verändern das Dienstleistungsportfolio rasant. Die Finanzierung der Ressourcen bildet noch immer einen der wichtigsten Problemkreise in den Institutionen, trotz zunehmender Verfügbarkeit von Open-Access-Quellen. Professionelle Entwicklung, Change Management, direkte Zusammenarbeit mit den Forschungsgruppen z.B. durch Publikationsberatung, Mithilfe bei der Sichtbarmachung des unmittelbaren Forschungsoutputs und die „Library anywhere“ sind Trends, die in den nächsten Jahren auch bei uns das Bild der Bibliotheken weiter verändern werden.

Erfahrungsaustausch zu Erwerbungsfragen: Lizenzfragen und -probleme verschiedener Anbieter wurden offengelegt. Der Umgang mit und die Akzeptanz von E-Book-Paketen beschäftigt viele Institutionen. Der interbibliothekarische Leihverkehr ILV ist leicht im Rückgang begriffen, wird aber weiter von den teilnehmenden Bibliotheken gepflegt.

Arbeitskreis Krankenhausbibliotheken

Am Arbeitskreis nahmen ca. 30 Personen teil. Beim offenen Erfahrungsaustausch kamen folgende Themen zur Sprache: Lizenzgebühren bei Krankenhäusern mit mehreren Standorten, Archivrechte, Aufbau von E-Libraries mit E-Books.

Arbeitskreis Pharmabibliotheken

Behandelte Themen: Urheberrecht, organisatorische Einbettung der Bibliotheksdienste in den Pharmabetrieben, Discovery-Systeme. Trotz geringer Zahl der mitwirkenden Personen kann der Arbeitskreis weitergeführt werden.

Mitgliederversammlung der AGMB

Die Mitgliederversammlung wurde vom Vorsitzenden Dr. Eike Hentschel in gewohnter Weise satzungskonform und effizient geleitet.

Die AGMB hat zurzeit ca. 400 Mitglieder. Das Vereinsvermögen hat sich im Geschäftsjahr 2013 um rund € 13.000 vermindert, da die Jahrestagung 2013 in Berlin u.a. wegen hoher Raummieten teurer ausfiel als an anderen Tagungsorten. Nach dem Verlesen und anschließender Abnahme des Berichtes der Rechnungsprüferin Frau Christa Giese wurde die Vereinsrechnung genehmigt. Ebenfalls angenommen wurde der Tätigkeitsbericht des Vorstandes. Anschließend wurde die Vorstandsarbeit mit einstimmiger Entlastung des Vorstandes verdankt.

Der Vorstand informierte über seinen Beschluss, die Leuchtturmprojekte nur noch alle zwei Jahre auszuschreiben. Der Aufwand der Jury war ausgesprochen hoch, was eine Pause von einem Jahr rechtfertigen würde. Aus dem Kreis der Anwesenden wurde dieser Beschluss zur Diskussion gestellt. Die Befürchtung eines Teils des Vorstandes, dass bei jährlicher Ausschreibung nicht mehr genügend Projekte eingereicht würden, wurde von einer Mehrheit der Stimmberechtigten nicht geteilt. Die Abstimmung ergab eine Mehrheit (17 Ja- gegen 14 Nein-Stimmen bei 15 Enthaltungen) zugunsten der jährlichen Durchführung der Leuchtturmprojekte. In der Jury werden zusätzlich zu den Mitgliedern des Vorstandes Herr Oliver Obst, Herr Gerhard Bissels (Bern) sowie Frau Michaele Adam (Dresden) mitwirken.

Das zusätzliche Angebot an Workshops im November stößt auf reges Interesse und wird auch künftig weitergeführt.

Die Publikationen des Vereins feiern Jubiläen: MBI blickt auf 15 Jahre zurück, GMS auf 10. Die nächste Schwerpunktnummer widmet sich dem Thema „Teaching Library“. Für Vorschläge weiterer künftiger Schwerpunktthemen ist der Chefredaktor, Herr Bruno Bauer (Wien) jederzeit offen und dankbar.

Als Tagungsorte für die nächsten Jahre stehen Basel (2015) und Göttingen (2016) fest.

Die Sitzung konnte kurz nach 18.30 Uhr vom Vorsitzenden geschlossen werden.


Dienstag, 23.9.2014

Session 2 – 9.00–10.00 Uhr

Von der Marktstudie zu einer neuen Strategie: Strategieentwicklung der ZB MED
(Ulrich Korwitz, Leiter von ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln)

Die Überführung der ZB MED in eine Stiftung erforderte die Formulierung einer Strategie. Sie schließt folgende Handlungsfelder ein: 1. Suchen und Finden, 2. Verarbeiten und Aufbereiten, 3. Publizieren und Verbreiten, 4. Lizenzieren.

  • Zu 1.: Die Weiterentwicklung und Zusammenführung der Suchportale Medpilot und Greenpilot zu einem neuen Portal unter der Bezeichnung LIVIVO (ab Januar 2015) wird auch Open-Access-Inhalte und Forschungsdaten absuchen.
  • Zu 2.: Bisher wurden erst Einzelprojekte realisiert. In Zukunft wird ein Produkt- und Innovationsmanagement eingesetzt.
  • Zu 3.: Das Angebot umfasst die Betreuung von Interessierten durch eine Spezialistin, die u. a. behilflich sein kann bei der Gründung neuer (OA-)Journale, beratende Anleitung geben kann bei der Wahl des optimalen Publikationsmediums oder der richtigen Zeitschrift.
  • Zu 4.: Die ZB MED bietet sich an als Verhandlungsführerin von Konsortiallizenzen. Ein Kompetenzzentrum für Lizenzen ist im Aufbau.



Produkt- und Innovationsmanagement an wissenschaftlichen Bibliotheken: Das Fallbeispiel der ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften
(Birte Lindstädt, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln)

Der für Bibliotheken noch neue und ungewöhnliche Ansatz besteht darin, dass Dienstleistungen und Angebote als einzelne Produkte verstanden werden sollen, die einer Kundschaft dienen und diese befriedigen sollen. Damit ein Produkt erfolgreich am Markt Bestand haben kann, muss es sich mit den sich ändernden Anforderungen und Bedingungen des Umfeldes wandeln. Dies erfordert ein zielgerichtetes Produkt- und Innovationsmanagement. Produktmanagement umfasst die laufende Überprüfung eines Produktes, gegebenenfalls mit der Vornahme von Anpassungen bis zum Entscheid, ein Produkt vom Markt zu nehmen.

Bei jedem Produkt muss die strategische Positionierung geklärt sein. Es ist als solches klar definiert und beschrieben und hat seine Kenndaten („Zahlen, Daten, Fakten“). Zu einem systematischen Produktmanagement gehört auch die Entwicklung neuer Produkte.

Erfolgreiches Produktmanagement ist nur möglich, wenn es Bestandteil der Betriebsstrategie ist und personell und organisatorisch auf allen Leitungs- und Führungsebenen akzeptiert und unterstützt wird.

Session 3 – 10.30–12.00 Uhr

Library goes Anatomy – Anatomische Lehrmedien an der Universitätsbibliothek Heidelberg
(Dr. Sabine Gehrlein, Zweigstelle im Neuenheimer Feld, Universitätsbibliothek Heidelberg)

Seit kurzem ist der virtuelle Seziertisch „Anatomage“ Bestandteil des Lehrangebotes in der Bibliothek. Der elektronische Seziertisch ermöglicht das Studium an lebensgroßen, pädagogisch aufbereiteten, virtuellen anatomischen Modellen in 3D, mit und ohne Pathologien. Die Arbeit an „Anatomage“ geschieht parallel zum Präparierkurs als begleitende Veranstaltung von Ärzten aus dem Klinikum. Zwei Geräte sind in den Präpariersälen installiert, eines in der Bibliothek in einem umgewidmeten Gruppenarbeitsraum. Für zertifizierte Benutzer steht ein Online-Reservierungssystem zur Verfügung.

Die Bibliothek verfügt über eine umfangreiche Sammlung anatomischer Lehrmedien (SOMSO-Modelle): 300 Objekte in total 600 Exemplaren. Aufbewahrt werden die Modelle in Vitrinen mit abschließbaren Glastüren im Informationszentrum. Sie werden als Leihgegenstände im Ausleihclient verbucht. Zur einfachen Identifikation dienen fotografische Aufnahmen. Eine detaillierte Erschließung findet sich in der Bilddatenbank HeidICON. Die Benutzungsangestellten der Bibliothek sind vor den mündlichen Prüfungen beträchtlich belastet durch die aufwendige Abgabe und Rücknahme der Modelle (Identifizierung, Verbuchung, Entlastung, Rücktransport in die Vitrinen).



Informationsversorgung für die European Medical School der Universität Oldenburg
(Heike Andermann, Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg)

Die European Medical School der Universität Oldenburg ist die erste Neugründung einer Universitätsmedizin in Deutschland seit 20 Jahren. Es besteht eine enge Kooperation mit der Rijksuniversiteit Groningen. Mit der Universität kooperieren vier städtische Krankenhäuser. Der Aufbau der neuen medizinischen Forschungsgruppen belebt und verstärkt die Forschungsanstrengungen in den bestehenden Universitätsinstituten der Lebenswissenschaften und Biophysik.

Die Universitätsmedizin verfügt über zwei Bibliotheksstandorte. Der Monografienbestand wurde in die bestehende Zentralbibliothek integriert. Der Aufbau der Lehrbuchsammlung geschah in Abstimmung mit der Fakultät und in Anlehnung an die Ausbildungscurricula. Für die Forschung bietet die Bibliothek u.a. folgende Dienstleistungen: Beschaffung des Grund- und Spitzenbedarfs an E-Journals, Antragstellung für OA-Publikationsfonds bei der DFG, Bereitstellung einer technischen Infrastruktur für elektronisches Publizieren. Zielgruppenorientierte Schulungen zur Nutzung von E-Ressourcen (auch remote), PubMed und Literaturverwaltungsprogrammen finden regelmäßig statt.

In der Mittagspause hatten die TeilnehmerInnen Gelegenheit, den Product Reviews von sechs Anbietern beizuwohnen. Je zwei weitere Product Reviews waren am Montag über Mittag und am späteren Dienstagnachmittag angesetzt.

Session 4 – 14.15–15.15 Uhr

Ein kleiner Höhepunkt war die Präsentation von fünf Kurzvorträgen. Eine Vorgabe an die ReferentInnen war die strikte Einhaltung der Vortragszeit von 5 Minuten. Weitere 5 Minuten standen für Fragen aus dem Plenum zur Verfügung. Die Einhaltung der Zeitlimits fiel natürlicherweise oft nicht ganz leicht, und die beiden Moderatoren, die Herren Alexander Messerschmid und Dr. Eike Hentschel erwiesen sich als strenge Wächter über die Stoppuhr.

  • Open Access-Aktivitäten an der Universität Basel
    (Heidrun Janka, Universitätsbibliothek Medizin, Basel)
  • Living Handbooks geht Online
    (Ursula Arning, Birte Lindstädt, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln)
  • Neue Möglichkeiten der Anmeldung mit Personalausweis und RFID
    (Dr. Andreas Bohne-Lang, Medizinische Fakultät Mannheim, EDV/Bibliothek, Universität Heidelberg)
  • Infopaket und Literaturliste: Wer nutzt den Rechercheservice der Bibliothek der Ärztekammer Hamburg und wofür?
    (Maike Piegler, Ärztekammer Hamburg, Bibliothek des Ärztlichen Vereins)
  • Forschungsdaten – Fachspezifische Schulungen zum Umgang mit Rohdaten an der Humboldt-Universität zu Berlin
    (Ida-Maria Mäder, Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek, Zweigbibliothek Naturwissenschaften)

Session 5 – 15.20–18.00 Uhr

Stellvertretend für die vier Treffpunkte seien hier lediglich die zwei herausgepickt, die von den Verfassern besucht werden konnten.



Moderne Wege zum Nutzer: Instrumente zur Auskunft
(Alexander Schröder, HELIOS Kliniken GmbH, Zentralbibliothek, Berlin)

Der Treffpunkt war überaus gut besucht. Der zur Verfügung stehende Raum war sehr knapp bemessen. Einer angeregten Diskussion in kollegialer Atmosphäre tat dies aber keinen Abbruch.

Die Bibliothek der HELIOS Kliniken hat in der jüngeren Vergangenheit bisher 30 Webinare für die Angehörigen der 110 bundesweit verstreuten Kliniken durchgeführt. Der Inhalt der Webinare umfasst den Zugang zum Bibliotheksportal, den Zugang zur Literatur und eine Einführung in die Literaturrecherche mit PubMed. Pro Kurs werden maximal 10 Leute betreut. An technischer Infrastruktur werden lediglich ein Internetzugang und ein Telefon, das in eine Telefonkonferenz zugeschaltet wird, benötigt. Herr Schröder hat in dankenswerter Weise den TagungsteilnehmerInnen ermöglicht, an drei speziell dafür angesetzten Webinaren im Oktober und November teilzunehmen. Sein großzügiges Angebot wurde sehr gut genutzt.

„Ask a librarian“-Systeme sind immer wieder beliebt, v.a. in den angelsächsischen Ländern. Allerdings sind sie technisch und vor allem auch personell aufwendig.

Abschließend wurde aus der Erkenntnis heraus, dass in vielen Bibliotheken ähnliche Prozesse ablaufen, die Anregung in den Raum gestellt, ob sich mehrere Institutionen nicht untereinander abstimmen und für ein Verbundangebot im Bereich der webbasierten Schulungen vernetzen könnten. Vielleicht wird dieses Thema auf einer späteren Tagung wieder auftauchen.



Social Media – Nützliches Kommunikationstool oder doch nur ein Zeitfresser?
(Ulrike Ostrzinski, Juliane Tiedt, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln; Alexander Messerschmid, Bibliothek kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost)

Besprochen wurden hauptsächlich Facebook und Twitter. Die 25 TeilnehmerInnen waren sich weitgehend einig, dass der große „hype“ bereits vorbei ist. Der Nutzen sozialer Medien im Bibliotheksbereich wird mittlerweile eher kritisch beurteilt. Als Plattform für verwertbare Reaktionen des Publikums sind diese Medien nur wenig ergiebig. Der Einsatz bzw. die Teilnahme an den Social Media ist keineswegs imperativ.


Mittwoch, 24.9.2014

Session 6 – 9.00–10.30 Uhr

Auf dem Weg zur Bibliometrie 2.0 – Altmetrics in der Medizin
(Michaele Adam, Zweigbibliothek Medizin, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)

Die Frage nach der Messbarkeit des Einflusses von wissenschaftlichen Forschungsprodukten beschäftigt Forschende, Bibliotheken wie auch Verlage. Herkömmliche bibliometrische Indikatoren wie z.B. der Impact Factor vermögen unter dem Gesichtspunkt neuer Publikationsformen immer weniger zu befriedigen. In die Lücke springen können Altmetrics-Verfahren, die den Impact unterschiedlicher Informationsquellen zu ermitteln suchen: Erwähnung in sozialen Netzwerken, Blog Posts, Datensets, Artikel, Kongressbeiträge.

Die Möglichkeiten von Altmetrics und der differenzierte Erkenntnisgewinn wurden anhand verschiedener teilweise eindrücklicher Beispiele demonstriert. Vorgestellt wurden PLoS Article-Level Metrics, Plum Analytics, ImpactStory. Dabei kamen auch die Problematik der Transparenz bei den einzelnen Verfahren und die Schwierigkeit, die einzelnen Dienste zu vergleichen, zur Sprache.



Neue Publikationsformen in der Wissenschaft
(Kaja Scheliga, Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, Berlin)

Die laufende Weiterentwicklung elektronischer Medien bietet WissenschaftlerInnen nicht nur immer neue Formen für die Präsentation ihrer Forschungsergebnisse, sie führt auch zu einer Dynamisierung des Informationsprozesses: Während bis vor wenigen Jahren eine wissenschaftliche Arbeit oder die monographische Behandlung eines Themas in einer definitiven, unveränderlichen Fassung dem interessierten Publikum übergeben wurde, können sich heute Publikationsgruppen bilden, welche ihre Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse laufend ergänzen oder korrigieren. Auch Blogs und Diskussionsforen können sich praktisch als vollwertige Publikationsplattformen etablieren. Fragen zur Reproduzierbarkeit, Archivierung und Erschließung des publizierten Materials wurden in dem hochaktuellen Vortrag angeschnitten.



Open-Access-Kooperationen in Österreich
(Bruno Bauer, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, Österreich)

Bis vor zwei Jahren beschränkten sich Open-Access-Projekte in Österreich auf einige wenige Institutionen. In jüngster Zeit entstanden zwei Kooperationen, welche die österreichischen OA-Aktivitäten landesweit intensivieren, vernetzen und koordinieren sollen.

Im Open Access Network Austria (OANA) schlossen sich WissenschaftlerInnen und Delegationen verschiedener Universitätsbibliotheken, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zusammen, welche in fünf Arbeitsgruppen die Arbeitsbereiche OA Policy, Finanzierung, juristische Aspekte, Publikationsmodelle und Einbindung der Wissenschaftskommunität bearbeiten. Als zweiter Pfeiler entstand im Jahr 2013, finanziert durch Förderungsmittel des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung, ein Projekt „E-Infrastructures Austria“, das den landesweiten koordinierten Aufbau und die Vernetzung von Publikationsservern und Datenrepositorien für Forschungsergebnisse, den Austausch von Know-how zwischen den beteiligten Institutionen sowie die Bündelung von Ressourcen anstrebt. Dadurch soll den Open-Access-Publikationen in Österreich kurz- und langfristig zu einem namhaften Stellenwert sowohl bei den wissenschaftlich Tätigen wie auch bei den Forschungsinstitutionen verholfen werden.

Session 7 – 11.00–13.00 Uhr

subito – Neue Entwicklungen in der Dokumentenlieferung
(Dr. Traute Braun-Gorgon, subito – Dokumente aus Bibliotheken e.V., Berlin)

Im vergangenen Jahr war ein Rückgang der Bestellungen in der Größenordnung von 10% festzustellen. Als Gründe sind hauptsächlich der Siegeszug der E- und E-Only-Publikationen sowie die Zunahme von Open-Access-Publikationen zu nennen. Die SLUB Dresden sowie die TU München scheiden als Lieferbibliotheken aus dem Verbund aus. Als fast sensationelle Neuigkeit konnte in Aussicht gestellt werden, dass in naher Zukunft Artikel auch aus elektronischen Quellen bestellt werden können. Ein Rahmenvertrag mit einer Reihe von namhaften Verlagen, der den subito-Lieferbibliotheken die Erlaubnis erteilt, aus elektronischen Quellen zu liefern, steht kurz vor Abschluss. Diese Ankündigung wurde vom Plenum mit spontanem Applaus quittiert.



Leuchttürme in Medizinbibliotheken

Von den vier eingereichten Projekten wurden zwei prämiert. Den ersten Preis von € 500 konnte Frau Maike Piegler von der Bibliothek des Ärztlichen Vereins mit ihrem Projekt „Die Abholbox. So kommt das Fachbuch zum Facharzt“ entgegennehmen. Dabei handelt es sich um ein flexibles und kostengünstiges Dienstleistungsangebot für beteiligte Ärzte, die außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Bibliothek ihre bestellte Literatur in einem mit Zugangscode gesicherten „Briefkasten“ abholen können. Der zweite Preis von € 300 wurde Dr. Joost Butenop und Sieglinde Mauder vom Missionsärztlichen Institut Würzburg zugesprochen. Sie stellten das Unterstützungsprojekt „MEDBOX. The Aid Library“ vor. MEDBOX ist eine innovative Online-Bibliothek, die hauptsächlich Literatur zur Katastrophenmedizin, Tropenmedizin und medizinischen Grundversorgung im humanitären Umfeld anbietet (s. auch http://www.medbox.org).

Anschließend wurden die drei besten Posterpräsentationen mit Naturalien prämiert: Der erste Preis ging an die Zentralbibliothek der HELIOS Kliniken, Berlin, der zweite Preis an die Bibliothek der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana, Bozen, und der dritte an die ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln.

Zum Abschluss der Jahrestagung 2014 dankte Dr. Hentschel in warmen Worten den 21 Firmenausstellern und besonders dem Hauptsponsoren Wolters Kluwer für ihr Engagement, den ReferentInnen für die interessanten, bestens vorbereiteten Vorträge und dem Ortskomitee für die minutiös organisierte und erfolgreiche Durchführung der Tagung. Die Dankesworte wurden von den Anwesenden mit lebhaftem Applaus sekundiert. Im letzten Programmpunkt erhielt das Organisationskomitee der Tagung 2015 Gelegenheit, die Mitglieder der AGMB in einem kurzen Ausblick auf die Stadt Basel und ihre Universität einzustimmen und an den Hochrhein einzuladen.


Rahmenprogramm und Tagungsorganisation

Das Ortskomitee war für ein vielfältiges und attraktives Rahmenprogramm besorgt. Verschiedene Stadtführungen standen zur Auswahl. Wie gewohnt erfreuten sich auch die Führungen durch die örtlichen Bibliotheken (Hasso-Plattner-Bibliothek mit ihrer wegweisenden modernen Bibliotheksarchitektur sowie die großzügig konzipierte Bibliothek der Medizinischen Fakultät) großer Beliebtheit. Dass Medizinbibliotheken durchaus einem Fachpublikum auch als temporäre Gaststätte dienen können, war einmal mehr am Montagabend zu erleben: Eine bestens gelaunte Gästeschar konnte den feinen Abendimbiss in aufgeräumter Stimmung genießen. Die festliche Atmosphäre und das kulinarische Angebot des Hotels Maritim am Wasserturm machten den Gesellschaftsabend am Dienstag zu einem erinnerungswürdigen Höhepunkt der Tagung.

Abschließend darf auch von den Verfassern dieser Zeilen ein anerkennendes Wort für das Ortskomitee nicht fehlen: Die professionelle Organisation und die überaus sympathische Betreuung durch das ganze Mannheimer Team wird wohl den meisten TagungsteilnehmerInnen in bester Erinnerung bleiben. Analog dem Motto der Tagung war dies „Gastfreundschaft im Quadrat“.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.