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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Kooperationen der Teaching Library an der Universitätsbibliothek Wien

The cooperations of teaching librarians at Vienna University Library

Fachbeitrag

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  • corresponding author Manuela Rohrmoser - Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich
  • Irene Schachl - Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich

GMS Med Bibl Inf 2014;14(1-2):Doc13

doi: 10.3205/mbi000310, urn:nbn:de:0183-mbi0003101

Published: August 28, 2014

© 2014 Rohrmoser et al.
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Zusammenfassung

Kooperationen von Universitätsbibliotheken mit inner- und außeruniversitären Einrichtungen mit dem Ziel der Vermittlung von Informationskompetenz nehmen in den letzten Jahren signifikant zu. Das Thema Informationskompetenz und der richtige Umgang mit Information sind Schlüsselqualifikation in vielen Bereichen, in Gesellschaft, Wirtschaft sowie in der Aus- und Weiterbildung geworden. Daher werden Bibliotheken immer mehr zur Bildungseinrichtung für die eigenen Universitäten, Fachhochschulen, Schulen und sonstigen Einrichtungen.

Auch die Universitätsbibliothek Wien beteiligt sich an dieser Entwicklung und bietet in verschiedensten Kooperationen Hilfestellung für den richtigen Umgang mit Information als Basis des Verfassens wissenschaftlicher Arbeiten. Dazu gehören Kurse im Rahmen der universitären und schulischen Ausbildung, maßgeschneidert für die jeweilige Zielgruppe. Einige dieser Kooperationen sollen im Folgenden besprochen werden: in der Ausbildung von DoktorandInnen und SchreibmentorInnen, in einzelnen Studiengängen, für die vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) in Schulen und die Weiterbildung von SchulbibliothekarInnen.

Schlüsselwörter: Kooperation, Teaching Library, Informationskompetenz

Abstract

The cooperation of university libraries with intra- and extra-university institutions with the goal of teaching information literacy has increased significantly in recent years. The topic of information literacy and the accurate handling of information have become a key skill in many areas, in society, in the economy, in education as well as in further training. Therefore, libraries are increasingly becoming educational institutions within the universities, colleges, schools and other institutions to which they belong.

Vienna university library participates in this development and offers assistance for the accurate handling of information as the basis of writing academic or pre-academic papers in a variety of collaborations. These include courses at university as well as school levels which are tailored to the target groups. Some of these collaborations are discussed in detail: the training of PhD students and writing mentors in individual study courses, the support for pre-scientific work in schools and the training of school librarians.

Keywords: cooperation, teaching librarian, information literacy


Einleitung

Kooperationen mit verschiedenen inner- und außeruniversitären Einrichtungen in der Vermittlung von Information sind seit jeher Kerngeschäft von Universitätsbibliotheken und werden in den letzten Jahren für die Vermittlung von Informationskompetenz laufend ausgebaut. Kooperationen stärken die Position der Bibliothek auf dem Markt und somit das Image der Bibliothek [1]. Sie zeigen sich auch durch den Grad der organisatorischen Vernetzung und sozialen Einbettung der Bibliothek in ihre Hochschule, was von Barbara I. Dewey [2] mit der Metapher vom „embedded librarian“ bezeichnet wurde. Die wesentlichen Aspekte dieser „embeddedness“ sind räumliche Einbettung und institutionelle Vernetzung der Bibliothek, der Einbezug der BibliothekarInnen in die Forschung, ihre Präsenz in der Lehre und ihr Kontakt zu den Studierenden [2], [3].

Die Entwicklung von Dienstleistungen, die stärker als bisher die Erwartungen und Prioritäten der Lehrenden aus den Fächern aufnehmen, sind daher zentral [3] und werden im Rahmen verschiedener Kooperationen der Bibliothek mit der Hochschule umgesetzt.

So bringen sich Bibliotheken mit ihrem Wissen in Graduiertenschulen ein, die in Deutschland sowohl als fachlich ausgerichtete Forschungsprogramme als auch als zentrale Infrastruktureinrichtungen (Graduate Center), die sich an alle Promovenden der Hochschule richten, existieren [3]. Im Bereich des studentischen Lernens ist der Paradigmenwechsel der Bibliothek vom Informationsspeicher zur Bildungseinrichtung am deutlichsten zu erkennen [3]. Hier ist die Kooperation der Universitätsbibliothek mit ihrer Hochschule meist schon so weit entwickelt, dass die vollständige oder teilweise Integration von Informationskompetenzangeboten in die Bachelor- und Masterstudiengänge an vielen Hochschulen in Deutschland abgeschlossen ist [3].

Als mögliche Kooperationen in und außerhalb der Hochschule werden von Sühl-Strohmenger [4] folgende genannt: Zusammenarbeit mit Rechenzentrum und Medienzentrum im Hinblick auf ein arbeitsteilig abgestimmtes Kursprogramm (Muster ZEDAT Berlin), gezielte einzelne Kursangebote, gemeinsam geplant und durchgeführt von BibliothekarInnen und von MitarbeiterInnen des Rechen-/Medienzentrums im Bereich der fachübergreifenden Schlüsselqualifikationen (Beispiel: Persönliches Wissensmanagement), Kooperation mit Studiendekanen und Studienreformkommission, Kooperation mit Fakultäten, Instituten und Seminaren, auch bezüglich etwaiger Forschungsprojekte und Sonderforschungsbereiche, an denen die Bibliothek mitwirken kann, Kooperation mit Exzellenzclustern, Graduiertenschulen, sofern an der Hochschule existent, Kooperation mit Bildungseinrichtungen (Gymnasien, LehrerInnen und Schulbehörden), Kooperationen mit regionalen Bibliotheksnetzwerken und dem angedachten zentralen Fachbeirat nach den KII-Empfehlungen [4].

In den Empfehlungen der von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) eingesetzten Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur (KII) wird die Förderung der Informationskompetenz – aufbauend bereits in den Schulen – bei Studierenden und WissenschaftlerInnen dezidiert gefordert [5], [6]: grundlegende Aspekte der Informationskompetenz seien in den Schulen schon zu vermitteln, begleitet von einer entsprechenden Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte, sodann sollten die Universitätsbibliotheken darin unterstützt werden, in grundständigen und in den weiterführenden Studiengängen, also mit den Abschlüssen Bachelor, Master, Staatsexamen und Promotion, die Informationskompetenz der Studierenden, aber auch der WissenschaftlerInnen zu fördern [5], [6]. Dies solle in enger Kooperation mit den wissenschaftlichen Einrichtungen geschehen [5], [6]. Die Hochschulrektorenkonferenz [7] betont die Notwendigkeit und Wichtigkeit, Informationskompetenz auf allen Ebenen der Universitätsorganisation zu stärken. Es geht dabei nicht nur um die Kompetenz im Umgang mit Informationen in Lehre und Forschung, sondern auch um Informationskompetenz in allen hochschulinternen Abläufen. Die Informationskompetenz aller Zielgruppen muss gefördert werden; sie soll in der Forschung ausgebaut und dieser Prozess durch Kompetenznetzwerke unterstützt werden. Auch hier bedarf es des Ausbaus an Kooperationen innerhalb der jeweiligen Hochschule [7].

Kooperationen mit Schulen sind seit langem Kerngeschäft wissenschaftlicher Bibliotheken. Es gibt mehrere Vorzeigekooperationen wie z.B. Schu:Bi, bei dem öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken bei der Vermittlung von Informationskompetenz für SchülerInnen zusammenarbeiten [8]. Aufgrund von Schulreformen und geänderter Bildungspläne, die die SchülerInnen verpflichten, Seminararbeiten zu verfassen, oder aufgrund einer traditionell gewachsen Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und Schulen, ist sowohl die Nachfrage als auch das Angebot stetig am steigen [9]. Zur Zusammenarbeit von Bibliotheken und Schulen gibt es in Deutschland Kooperationsvereinbarungen [10].

Ein Überblick über Schulungskonzepte und -methoden der wissenschaftlichen Bibliotheken für OberstufenschülerInnen in Deutschland von Rühling [11] zeigt, dass sich die wissenschaftlichen Bibliotheken bei der Entwicklung ihrer Konzepte oft an den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken [12] orientieren und ihre Schulungskonzepte schülergerecht adaptieren. Dazu trägt eine enge Kooperation zwischen Lehrkräften und BibliothekarInnen bei.

In Österreich wird ab 2014 an den AHS die Zentralmatura eingeführt. Die Zentralmatura ist kompetenzorientiert konzipiert; eine „Säule“ der Zentralmatura stellt die – verpflichtend zu erstellende – vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) dar. Eine Voraussetzung dafür ist der Erwerb von Informationskompetenz in der Oberstufe. Die SchülerInnen sollen „bezogen auf ein spezifisches Interesse eine Forschungsfrage formulieren können, den daraus resultierenden Informationsbedarf erkennen, Informationen ermitteln und beschaffen sowie Informationen bewerten und effektiv nutzen“ [13].

Das Aufkommen an Veranstaltungen für SchülerInnen an deutschen Hochschulbibliotheken war im Jahr 2010 fast doppelt so hoch (21 Prozent) wie das für Masterstudierende/Studierende im Hauptstudium (12 Prozent) [3]. Es steigt jährlich um 3–4 Prozent im Verhältnis zum Gesamtaufwand für alle Zielgruppen [3]. Das Angebot der Hochschulbibliotheken für diesen stark wachsenden Bereich ist daher aufwandsoptimiert zu gestalten (Netzwerk Informationskompetenz Baden-Württemberg) [14]. Regionale Netzwerke und überregionale Kooperation auf verschiedenen Ebenen ermöglichen ein strukturiertes und abgestimmtes Angebot von öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken [9]. So haben in Bezug auf SchülerInnenführungen die Stadtbücherei und die Universitätsbibliothek Tübingen ein gemeinsames Programm entwickelt. Die Stadtbücherei übernimmt dabei die Betreuung der unteren Klassenstufen, während die Universitätsbibliothek Führungen für die gymnasiale Oberstufe anbietet. Von der Württembergischen Landesbibliothek und der Universitätsbibliothek Heidelberg werden auch Lehrerschulungen im Sinne von Multiplikatorveranstaltungen angeboten [15].

Auch Kooperationen zwischen Bibliotheken und Weiterbildungseinrichtungen – hier besonders Volkshochschulen – sind in den letzten Jahren intensiviert worden [16].


Kooperationen im universitären Bereich

Kooperationen bei Doktoratsstudien: Bibliothek und DoktorandInnenzentrum

Kooperationen im Bereich Doktoratsstudien als Beispiel für ein zielgruppenorientiertes Teaching-Library-Angebot wurden an der Universitätsbibliothek Wien in Zusammenarbeit mit dem DoktorandInnenzentrum der Universität verwirklicht, das „Wiener Modell der PhD Betreuung“ (Rohrmoser & Lach 2011) [17]. Im Rahmen des Bolognaprozesses wurde auch an der Universität Wien die qualitativ hochwertige Doktoratsausbildung zu einem strategischen Schwerpunkt erklärt, und seit 2009 wurden neue Formen des Doktoratsstudiums eingeführt. Um die Betreuung der Dissertierenden besser gewährleisten zu können, wurde eine eigene universitäre Einrichtung, das DoktorandInnenzentrum gegründet, das ein Workshopangebot für Dissertierende entwickelte. Die Universitätsbibliothek Wien als Teaching Library hat sich von Anfang an bei diesem Programm aktiv beteiligt. Das Workshop-Programm für DoktorandInnen wurde und wird in mehreren Etappen an die Bedürfnisse der DoktorandInnen angepasst [17]. Dabei hat sich herausgestellt, dass allgemein gehaltene Workshopangebote wie „Von der Fragestellung zur Literatur“ mehr von den DoktorandInnen angenommen wurden als fachspezifische Datenbankschulungen. Das Workshopangebot umfasst derzeit folgende Kurse: Von der Fragestellung zur Literatur, Suchstrategien und Bibliotheksrecherche: Geschichtswissenschaften bzw. Geisteswissenschaften, From research question to literature: Finding and using information resources for your PhD project, Einführung in das Literaturverwaltungsprogramm Endnote, Introduction to the Multidisciplinary Database Web of Science, Introduction to SciVerse Scopus – A Multidisciplinary Knowledge Access, Copyright und Plagiarismus, Open Access: Die neue Art des Publizierens, Publication Strategies in the Academic „Publish or Perish“ Competition.

Zusätzlich können Kurse des regulären Schulungsangebots wahrgenommen werden, wie der Kurs „Betreutes Recherchieren“ sowie Einzelrecherchetermine und Schulungen im Rahmen von DiplomandInnen- und DissertantInnenseminaren. Das Konzept für eine optimale Gestaltung der Kooperation der Bibliothek mit den DoktorandInnen wurde unterstützt durch Miteinbeziehung der Ergebnisse der internationalen Literatur [17] sowie der Ergebnisse der Studie „Information Behaviour of PhD Students“ der Universitätsbibliotheken Kopenhagen, Oslo und 270 Wien (2009–2011) [18], die bestätigen, dass Dissertierende in besonderer Weise Unterstützung bei der Weiterentwicklung ihrer Informations- und Recherchekompetenzen benötigen.

Kooperation beim Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten: Bibliothek und Center for Teaching and Learning

SchreibmentorIn, was ist das?

SchreibmentorInnnen sind Bachelor-Studierende, die erste Schreibprojekte im Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Sie unterstützen Studierende in Schreibprozessen beim Verfassen (vor-) wissenschaftlicher Arbeiten auf Augenhöhe und in Ergänzung zu bestehenden Strukturen [19]. Hier spielt u.a. auch die themenspezifische Recherche und der Umgang mit Literatur und Referenzen eine wichtige Rolle, neben verschiedenen Aufgaben wie Vermittlung von Lese- und Schreibtechniken, Schreibprozess reflektieren, Motivation etc. Ein/e SchreibmentorIn erhält für seine/ihre Tätigkeit ECTS-Punkte und betreut 10 Studierende je ca. 10 Stunden pro Woche im Rahmen eines Schreibtreffs und dem Geben von individuellem Feedback [19]. Lehrende werden dadurch nicht von ihren Aufgaben entbunden, sondern die Betreuung zielt darauf ab, Studierende in Ergänzung bei der Durchführung und Reflexion ihres Schreibprozesses zu unterstützen. SchreibmentorInnen benötigen eine speziell auf sie abgestimmte Ausbildung. Diese, sowie Praxis und Begleitung der SchreibmentorInnen und Evaluation der Schreibmentoring-Projekte sind in den Studien jeweils an eine Lehrveranstaltung geknüpft, die von der jeweiligen Studienrichtung bereitgestellt werden muss und die die MentorInnen begleitet sowie in die Anforderungen der Lehrenden einweist. Zusätzlich werden die MentorInnen durch SchreibtrainerInnen in Workshops begleitet wie Einführung in wissenschaftliches Schreiben, Schreiben als Prozess, Gliederung und Argumentation, Feedback und Überarbeitung, Schreibmentoring planen und Arbeit als SchreibmentorIn [19].

Die Bibliothek bringt sich in die Ausbildung der SchreibmentorInnen ein. Sie übernimmt seit WS 2013/2014 halbtägige Workshops zum Thema Recherche. Der Workshop ist wie folgt aufgebaut: In einer Einleitung werden den SchreibmentorInnen wichtige Tipps und Hinweise gegeben wie: Was ist Informationskompetenz (IK), Standards der IK, wichtige Links zu IK, was ist ein Plagiat, wichtige Links zum Plagiat, Literaturverwaltung, Links zu Open Sources und Literaturverwaltungsprogrammen des ZID, Literaturhinweise zum Thema Recherche. Danach widmet man sich in einem Vortrag und einer Führung durch die Räumlichkeiten der Benutzung der Bibliothek. Bei Recherche I werden die Suche in Katalogen und Suchmaschinen, auch anhand von Recherchebeispielen gezeigt; bei Recherche II geht es dann um Datenbanken, MetaLib und Recherchebeispiele in diesen Ressourcen. Zum Schluss wird im Bereich „Betreutes Recherchieren“ von allen SchreibmentorInnen ein Recherchethema gewählt, und es werden Suchstrategien zu diesem Thema erarbeitet.

Eine Gruppe umfasst 10 bis 12 Personen, die mir ihrem eigenen Laptop recherchieren.

Kooperationen im Rahmen von Bachelorstudien: Curriculare Einbindung

Im Wintersemester 2010 wurde der Bachelor-Studiengang Psychologie an der Universität Wien gestartet [20]. Ziel war, Informationskompetenz ins Curriculum zu integrieren und Lehrmethoden hoher Qualität anzuwenden, interaktiv, für spezifische Zielgruppen, und E-Learning einzubinden. Zu Beginn wurde der Kontakt mit der Fakultät hergestellt, um die Lernziele und Lerninhalte vorzustellen und die Implementation zu diskutieren; die Inhalte sind prüfungsrelevant und orientieren sich an den Lernzielen für „Information Literacy“ der „Guidelines for the Undergraduate Psychology Major“ der American Psychological Association. Für die große Anzahl an Studierenden musste eine geeignete Umsetzung gefunden werden. Es wurde ein Methoden-Mix aus Vorlesungseinheiten mit begleitenden Hausübungen und einer Betreuung der StudienanfängerInnen durch höhersemestrige, vorher dafür in einem eigenen Proseminar ausgebildete, Studierende („Student Advisors“) im Rahmen eines „Supervised Orientation Tutoring“ entwickelt. Neue Lehr- und Lernformen wie Selbstevaluation, Evaluation durch Peers, Lerntagebuch, Reflexion der Inhalte wurden verwendet, um die Motivation der „Student Advisors“ zu fördern. Die Lehrveranstaltungen werden auch durch eine Lernplattform unterstützt. Die wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine gelungene Umsetzung waren die Entwicklung von klaren Lernzielen, interaktive und motivierende Lernmethoden und die Verwendung eines Kaskaden-Mentoringsystems für die Betreuung der ca. 500 StudienanfängerInnen [20].

Kooperationen im Rahmen von Lehrveranstaltungen

Wie üblich finden auch noch Einzelveranstaltungen zur Recherche im Rahmen von Vorlesungen und Seminaren statt. Dabei sind AnsprechpartnerInnen die FachbereichsbibliotheksleiterInnen oder die zentrale Schulungsstelle der Hauptbibliothek, ubw:helpdesk und User Training.


Kooperationen im außeruniversitären Bereich

Kooperationen mit Schulen

Die Universitätsbibliothek Wien entwickelt – über die bestehenden Schulungen für SchülerInnen hinaus – Angebote für die Förderung der Informationskompetenz von SchülerInnen unter Einbeziehung der LehrerInnen. Damit beteiligt sie sich am Schwerpunkt „Schule trifft Uni“ der Universität Wien und trägt der verstärkten Nachfrage nach Schulungsangeboten seitens der Schulen in Folge der Einführung der Zentralmatura in Österreich Rechnung.

SchülerInnen stellen an universitären Einrichtungen im internationalen Vergleich eine wichtige Zielgruppe dar, da Informationskompetenz heute sowohl bei künftigen Studierenden als auch bei BerufseinsteigerInnen als wesentlicher Erfolgsfaktor wahrgenommen wird [21]. Empirische Untersuchungen zur Informationskompetenz von SchülerInnen in Österreich zeigen, dass die SchülerInnen zwar oft über hohes technisches Wissen im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechniken verfügen, aber meist nur geringe Informationskompetenz besitzen. Sie haben Probleme, geeignete Suchbegriffe zu finden und kommen meistens über die Einstiegsseiten Google und Wikipedia nicht hinaus; es fällt ihnen schwer, sich in der Hyperstruktur von Websites zu orientieren und sie ziehen keine geeigneten Kriterien zur Bewertung der Ergebnisse heran; bei der Erstellung von Texten zitieren sie kaum die Quellen. Zudem schätzen sie ihre eigene Informationskompetenz wesentlich höher ein, als sie tatsächlich ist [22].

Daran knüpft auch die Zusammenarbeit der Universitätsbibliothek Wien mit den Gymnasien und Fachgymnasien aus Wien und dem Wiener Umland an. Es werden Einführungen für Schulklassen ab der 11. Schulstufe angeboten, die sowohl eine Einführung in Suchstrategien als auch eine Führung durch die Räumlichkeiten beinhalten. Für die optimale Gestaltung des Angebotes wurde die Arbeitsgruppe „Informationskompetenz für SchülerInnen“ ins Leben gerufen, die sich bei der Erstellung der Lernziele an den Beurteilungskriterien des bm:uk für die VWA, den Lernzielen der Informationswebsite zur VWA und den Lernzielen der Informationskompetenz für SchülerInnen der AG Informationskompetenz in Deutschland orientiert hat. Demzufolge stehen die Strategien der Literatursuche und -beschaffung sowie die Bewertungskriterien für Qualität und Relevanz von Quellen und Datenmaterial im Vordergrund, damit die SchülerInnen das Medien- und Leistungsangebot und die elektronischen Ressourcen effektiv nutzen können. Um den SchülerInnen bei künftigen Besuchen die Orientierung zu erleichtern, erfolgt im Anschluss daran eine Führung durch die Räumlichkeiten der Bibliothek.

Durch die Kooperationsgespräche mit den Wiener Städtischen Büchereien konnte das Angebot dahingehend abgestimmt werden, dass die Büchereien für SchülerInnen bis zur 11. Schulstufe den Schwerpunkt auf die Literatursuche im Freihandbereich legen, während bei der Einführung an der Universitätsbibliothek Wien die Onlinerecherche in verschiedenen Bibliothekskatalogen im Vordergrund steht.

Zusätzlich werden an der Universitätsbibliothek Wien Rechercheschulungen für SchülerInnen, die bereits ein Thema für ihre VWA gewählt haben, angeboten. Dabei werden zunächst die Grundlagen effizienten Recherchierens vermittelt, danach werden die SchülerInnen durch BibliothekarInnen bei der praktischen Anwendung der Recherchestrategien zu ihrem Thema unterstützt. Den Abschluss bildet auch hier eine Führung durch die Hauptbibliothek und die Lehrbuchsammlung.

Das Bundeszentrum LITERACY:AHS, das die Implementierung der VWA unterstützt, bildet hier eine wichtige Schnittstelle für den Austausch mit SchulbibliothekarInnen und LehrerInnen, um Rechercheschulungen und Führungen möglichst bedarfsorientiert gestalten zu können.

Die Universitätsbibliothek Wien unterstützt damit den Erwerb von Informationskompetenz in der Oberstufe und fördert die Nutzung wissenschaftlicher Informationen. Geplant ist in weiterer Folge auch die Unterstützung der SchülerInnen durch ein Online-Tutorial auf der Website der Bibliothek.

Kooperationen bei der Weiterbildung von SchulbibliothekarInnen

Durch die Einführung der VWA wird Informationskompetenz auch in der LehrerInnenaus- und -fortbildung verstärkt nachgefragt. LehrerInnen verfügen über pädagogische und didaktische Kompetenz, es mangelt ihnen aber an Informationskompetenz [23]. Wie wichtig es ist, Informationskompetenz – sowohl in Hinblick auf die eigene Entwicklung als auch auf die Vermittlungskompetenz – in die LehrerInnenaus- und fortbildung einzubringen, zeigt die internationale Literatur [24], [25]. LehrerInnen sollen als MultiplikatorInnen dienen und daher nicht nur in unsere Angebote für SchülerInnen eingebunden werden, sondern es soll auch für sie ein gezieltes Angebot erstellt werden.

Für die Weiterbildung von SchulbibliothekarInnen wurde zusammen mit dem Bundeszentrum LITERACY:AHS ein Workshop für SchulbibliothekarInnen mit dem Titel „Von der Fragestellung zur richtigen Suche in den richtigen Quellen“ ins Leben gerufen. Der Workshop fand im November 2013 erstmals an der Universitätsbibliothek Wien statt. Dabei wurden den SchulbibliothekarInnen Suchformulierungen und Recherchestrategien nähergebracht, zunächst in nationalen und internationalen Online-Katalogen, anschließend wurde noch genauer auf die Suche nach Zeitschriften sowie die Nutzung von Datenbanken eingegangen.

Die LehrerInnen werden dadurch bei der Erfüllung von Lehr- und Lernzielen im Hinblick auf die VWA unterstützt und erhalten einen Leitfaden für die SchülerInnen zum Erwerb von Informationskompetenz.


Fazit

Durch Kooperationen mit verschiedenen inner- und außeruniversitären Einrichtungen gewinnt die Universitätsbibliothek einen immer größeren Stellenwert als Partnerin in der Vermittlung von Informationskompetenz und kann hier ihre zentrale und führende Bedeutung aufzeigen. Zudem können über Kooperationen eine größere Anzahl von Personen erreicht werden, die ganz gezielt und maßgeschneidert im Bereich Informationskompetenz geschult werden können, als dies über das reguläre Schulungsangebot erfolgen könnte. An der Universitätsbibliothek Wien legt man daher in den letzten Jahren besonderes Augenmerk auf einen vermehrten Ausbau dieser für beide Teile gewinnbringenden Zusammenarbeiten.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


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