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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Integration von E-Learning in die Vermittlung von Informationskompetenz an der „Claudiana“

Integration of e-learning in the lecture “Information Literacy” at the Provincial College for Health-Care Professions “Claudiana”

Fachbeitrag

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  • corresponding author Simone Waldboth - Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“, Bibliothek, Bozen, Italien

GMS Med Bibl Inf 2014;14(1-2):Doc04

doi: 10.3205/mbi000301, urn:nbn:de:0183-mbi0003011

Published: August 28, 2014

© 2014 Waldboth.
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Zusammenfassung

Von den MitarbeiterInnen der Bibliothek der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen werden bereits seit Jahren Lehrveranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz durchgeführt. Nun steht den Lehrenden seit geraumer Zeit auch eine E-Learning Plattform zur Verfügung, weshalb auch die Bibliothek vor der Aufgabe steht E-Learning- Szenarien in ihre Angebote und Dienstleistungen zu integrieren. Daher wurde für die Integration von E-Learning in die Vermittlung von Informationskompetenz ein neues Konzept ausgearbeitet. Als Grundlage dafür dienten eine Befragung der Studierenden und Interviews mit den StudiengangsleiterInnen. Die Ergebnisse aus Befragung und Interviews, sowie das neu erstellte Konzept werden in diesem Beitrag kurz vorgestellt.

Schlüsselwörter: Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“, Informationskompetenz, E-Learning, Blended Learning

Abstract

The library staff of the Provincial College for Health-Care Professions “Claudiana” has been giving lectures on the mediation of information literacy for years. As all professors have been given the possibility to work with an e-learning platform for some time, now also the library sees itself confronted with the need to integrate e-learning scenarios in its offers and services. Therefore a concept to integrate e-learning with the mediation of information literacy was developed. The bases for this concept were interviews with both the students and the study programme coordinators. The results of these interviews will shortly be presented in the following article.

Keywords: Provincial College for Health-Care Professions "Claudiana", information literacy, e-learning, blended learning


Die Bibliothek der Landesfachhochschule „Claudiana“

Die Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ in Bozen wurde 1996 mit der Aufgabe Fachkräfte im Gesundheitswesen auszubilden gegründet.

Mit der Gründung der „Claudiana“ wurde auch eine Hochschulbibliothek errichtet. Der Bestand der Bibliothek setzt sich aus deutschen, italienischen und englischen Medien zusammen. Die Aufstellung erfolgt nach der Systematik der National Library of Medicine.

Von Beginn an lag der Schwerpunkt der Bibliothek auf der Literaturversorgung des nichtärztlichen Personals, der Vermittlung von Informationskompetenz, der Schulung der Studierenden und deren Unterstützung in der Literaturrecherche [1].

Informationskompetenz an der „Claudiana“

2005 wurde an der „Claudiana“ eine Arbeitsgruppe für Informationskompetenz gegründet. Die Bibliothek hatte in den vorangegangenen Jahren die Voraussetzungen für eine adäquate Literaturversorgung der Studierenden geschaffen. Der Bestand an Fachzeitschriften und Fachbüchern wurde ausgebaut, Datenbanken lizenziert und über eine Internetseite angeboten. Nun ging es darum den Studierenden Kompetenzen für die Benutzung dieser Ressourcen zu vermitteln, schließlich ist Informationskompetenz für medizinisches Fachpersonal eine wichtige Schlüsselkompetenz.

Die Arbeitsgruppe erstellte ein erstes Konzept zur Vermittlung von Informationskompetenz an der „Claudiana“. Im Laufe der Zeit wurde das erste Konzept in Anlehnung an die italienische Übersetzung der Standards der Association of College and Research Libraries durch die Associazione Italiana Biblioteche weiter ausgearbeitet [2].

Durch Beschluss des Fachhochschulrats der Landesfachhochschule „Claudiana“ wurde die Lehrveranstaltung „Informationskompetenz“ für alle Studiengänge eingeführt. In Vereinbarung mit den italienischen Universitäten wird die Lehrveranstaltung am Ausbildungssitz der „Claudiana“ als verpflichtendes Seminar durchgeführt. Für die Lehrveranstaltung gibt es keine Prüfung. Am Ende des ersten und zweiten Studienjahres erhalten die Studierenden ein Feedback zu den von ihnen durchgeführten Aufgaben.

Integration von E-Learning

An der „Claudiana“ steht den Lehrenden für ihren Unterricht seit einiger Zeit eine E-Learning-Plattform zur Verfügung. Über das Online-Service-Portal Copernicus (http://www.copernicus.bz.it/) der Autonomen Provinz Bozen erhält man Zugriff auf die Lernplattform ILIAS.

Somit steht auch die Bibliothek, deren primäre Aufgaben die Informationsversorgung für Studium und Lehre der Hochschulangehörigen und die Vermittlung von Informationskompetenz sind, vor der Aufgabe E-Learning-Szenarien in ihre Dienstleistungen und Angebote zu integrieren. Um diese sinnvoll in den Unterricht zur Vermittlung von Informationskompetenz einzubinden, musste ein entsprechendes Konzept entwickelt werden. Dieses sollte vor allem die Bedürfnisse der Studierenden berücksichtigen, weshalb eine Befragung dieser stattfand. Die Befragung sollte eine Evaluation des bisherigen Unterrichts sein und den Kenntniserwerb der Studierenden aufzeigen. Befragt wurden die Studierenden der Studiengänge Dentalhygiene, Physiotherapie, Krankenpflege, Logopädie und Medizinisch-technische Radiologieassistenz. Diese Studiengänge befanden sich am Ende der Ausbildung und die Studierenden hatten alle Lehrveranstaltungen zur Informationskompetenz bereits absolviert. Neben der Umfrage wurden auch die StudiengangsleiterInnen dieser Studiengänge interviewt, um auch ihre Meinung zu den bisherigen Lehrveranstaltungen in das neu zu erstellende Konzept miteinfließen lassen zu können.


Befragung der Studierenden

Im Herbst 2013 fand die Befragung statt. Die Rücklaufquote des Fragebogens lag bei 87%, von 149 Studierenden haben 130 den Fragebogen ausgefüllt.

Die erste Frage gliederte sich in drei Teile und beschäftigte sich mit Unterrichtsmethoden und E-Learning. Es ging darum herauszufinden, ob die Studierenden eine der angegebenen Unterrichtsmethoden klar bevorzugen und ob sie bereits Erfahrungen mit E-Learning bzw. Blended Learning gemacht haben. Außerdem wurden die StudentInnen gebeten, anzugeben, wie sie eine Einführung von E-Learning bzw. Blended Learning an der „Claudiana“ finden würden.

Bei der Frage nach der Präferenz einer Unterrichtsmethode hat sich herausgestellt, dass keine der angegeben Methoden klar von den Studierenden bevorzugt wurde. Die angegebenen Unterrichtsmethoden Workshop, Seminar, Frontalunterricht erhielten in den beiden als positiv zu bewertenden Antwortmöglichkeiten „Gefällt mir sehr“ und „Gefällt mir ziemlich“ über 60%.

Da keine der Unterrichtsmethoden klar bevorzugt wurde, scheint ein Mix aus allen Methoden in der Lehrveranstaltung die optimalste Lösung zu sein.

Auch wenn noch wenige Studierende bisher Erfahrungen mit E-Learning bzw. Blended Learning sammeln konnten, lediglich 31,8 % haben Erfahrung mit E-Learning und nur 5,8% mit Blended Learning, sind sie nicht gegen eine Einführung dieser Unterrichtsmethoden an der „Claudiana“. Im Gegenteil ein Großteil der Studierenden ist für die Einführung von E-Learning wie in Abbildung 1 [Abb. 1] ersichtlich ist.

Bei den nächsten Fragen handelte es sich um Wissensfragen. Die Wissensfragen beschäftigten sich mit folgenden Themen. Es ging darum herauszufinden, welche Schlüsselwörter die Studierenden für eine Recherche verwenden, ob sie die Booleschen Operatoren kennen und richtig einsetzen, wie sie bei der Recherche nach Zeitschriftenartikeln vorgehen und ob sie relevante Datenbanken im medizinischen Bereich von nicht relevanten unterscheiden können. Ferner wurden sie gebeten weitere ihnen bekannte Datenbanken aus dem medizinischen Bereich anzugeben.

Die Ergebnisse dieser Fragen legen dar, dass die Studierenden zum Großteil wissen, welche Schlüsselwörter sie für eine Recherche verwenden müssen, aber auch, dass die korrekte Verwendung von Operatoren für fast die Hälfte der Befragten noch ein Problem darstellt. Bei der Frage wie Synonyme in einer Recherche verknüpft werden, haben 44,2% der Befragten den Operator AND gewählt und „nur“ 48,1% die korrekte Antwort OR (Abbildung 2 [Abb. 2]). Die Tatsache, dass ein so hoher Prozentsatz die nicht korrekte Antwort AND gewählt haben, zeigt ganz klar, dass hier Nachholbedarf herrscht. Die Studierenden müssen vermehrt in der Recherchestrategie geschult werden.

Bei der Recherche nach Zeitschriftenartikel zu einem bestimmten Thema wählten 72,9% die Suche in Datenbanken, was verdeutlicht, dass die Studierenden zum Großteil den richtigen Weg einschlagen. Die Studierenden können die relevanten Datenbanken für den medizinischen Bereich von den nicht relevanten Datenbanken unterscheiden. Zur Auswahl standen die Datenbanken Embase, Cochrane Library, Trip Database, DAPHNE, JSTOR und die OECD iLibrary. Die beiden Datenbanken Embase und Cochrane Library wurden von 90,6% bzw. 84,3% der Befragten als relevant für den Gesundheitsbereich erkannt, lediglich Trip Database wurde nur von 30,7% als relevant ausgewählt. Postitv ist jedoch, dass die Datenbanken DAPHNE, JSTOR und die OECD iLibrary von 98,4% korrekt als nicht relevant für den Gesundheitsbereich ausgewählt wurden. Außerdem kennen die Studierenden noch weitere wichtige medizinische Datenbanken, an erster Stelle PubMed.

Eine weitere Frage beschäftigte sich mit den von den Studierenden verwendeten Informationsmitteln. Nachdem in der heutigen Zeit das Angebot an digitalen Medien immer größer wird, ist es sowohl für die Bibliothek als auch für die Lehrveranstaltungen zur Informationskompetenz wichtig zu wissen, welche Informationsmittel für das Studium verwendet werden. So kann die Bibliothek ihren Bestand in diese Richtung weiter aufbauen und in der Lehrveranstaltung können diese Informationsmittel berücksichtigt werden.

Die Studierenden wurden gebeten die Informationsmittel Lehrbücher, Zeitschriften, Datenbanken, Metasuchmaschinen und Wörterbücher mit einer Skala von 1 (am häufigsten verwendet) bis 5 (am wenigsten verwendet) zu bewerten. Diese Bewertung ergab, dass für die Studierenden an der „Claudiana“ Lehrbücher während ihres Studiums das wichtigste Informationsmittel darstellen. Weitere Informationsmittel wie Zeitschriften, Datenbanken, Metasuchmaschinen und Wörterbücher verwenden sie im fast gleichen Ausmaß. Für die Lehrveranstaltung zur Informationskompetenz bedeutet dies, dass weiterhin der Bibliothekskatalog und die gedruckten Medien der Bibliothek im Unterricht behandelt werden müssen. Die Studierenden brauchen diese Medien für ihr Studium und müssen deshalb wissen, wie sie im Bibliothekskatalog recherchieren können.

Die Befragten wurden auch gebeten eine Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten bzw. Kompetenzen in den Bereichen Recherche im Bibliothekskatalog, Recherche im Internet, Suchstrategie und Auswahl von Datenbanken abzugeben. Die Ergebnisse (Tabelle 1 [Tab. 1]) zeigen, dass sich die Befragten bei der Recherche im Bibliothekskatalog sehr schlecht einschätzen. Dies bedeutet, dass in der Lehrveranstaltung die Recherche im Bibliothekskatalog intensiviert werden muss, nachdem Lehrbücher das am häufigsten verwendete Informationsmittel sind. In den Bereichen Internet, Suchstrategie und Auswahl von Datenbanken schätzen sie sich weitaus besser ein. Zu Bedenken gilt aber, dass ein Großteil der Studierenden Schwierigkeiten bei der Verwendung der Booleschen Operatoren hat, deshalb trifft die eigene Einschätzung nicht immer zu. Die Suchstrategie und die Verwendung der Operatoren müssen im Unterricht intensiver behandelt werden.

Die Studierenden wurden auch hinsichtlich der Bedeutung von Informationskompetenz für ihr Studium und ihren zukünftigen Beruf befragt. Die Lehrveranstaltungen zur Informationskompetenz werden als wichtig für das Studium angesehen. Das ist positiv für den Unterricht, da man davon ausgehen kann, dass die Studierenden so auch eine gewisse Motivation in den Unterricht mitbringen. Weniger wichtig sehen sie Informationskompetenz für ihren zukünftigen Beruf. Doch auch im medizinischen Bereich ist kontinuierliche Weiterbildung wesentlich, die Studierenden sollten dahingehend sensibilisiert werden.

Durch die Befragung konnte ferner festgestellt werden, dass die Studierenden insgesamt mit den Lehrveranstaltungen zufrieden sind, wenn es um die Vollständigkeit des Inhalts, die Angepasstheit an den Studiengang und die Angemessenheit der Stundenanzahl für jedes einzelne Studienjahr geht. Allerdings wünschen sich doch einige der Studierende mehr Praxis im Unterricht, was auch aus Abbildung 3 [Abb. 3] klar hervorgeht.

Vor allem im ersten Studienjahr herrscht im Unterricht laut den Studierenden zu viel Theorie vor. Das Verhältnis von Theorie und Praxis im Unterricht gleicht sich zwar mit den Jahren immer mehr aus, doch dieses Ergebnis zeigt ganz klar, dass der Praxisanteil erhöht werden muss.

Auch die Übungen, die in den Lehrveranstaltungen stattfinden, werden von den Studierenden gut angenommen. Die Recherchen und Suchbeispiele könnten inhaltlich noch mehr an den Studiengang angepasst werden und die Anzahl erhöht werden. So erhalten die Studierenden mehr Routine in der Recherche.


Interviews mit den StudiengangsleiterInnen

Neben der Befragung der Studierenden wurden die StudiengangsleiterInnen der Studiengänge Krankenpflege, Physiotherapie, Dentalhygiene, Logopädie und Medizinisch-technische Radiologieassistenz interviewt.

Informationskompetenz wird von allen StudiengangsleiterInnen als wesentlich für das Studium und auch für den Beruf genannt, sie wird aber auch als eine persönliche Bereicherung angesehen.

Informationskompetenz stellt eine Voraussetzung für das Studium dar, im Studium selbst sollte eine Vertiefung dieser Kompetenzen stattfinden. Die StudentInnen müssen lernen wo und wie sie die benötigten Informationen finden können. In den meisten Gesundheitsberufen ist es wichtig sich immer auf dem Laufenden zu halten. Deshalb ist es wesentlich, dass die Studierenden nicht nur lernen Suchmaschinen wie Google zu verwenden, sondern auch gezielt in relevanten Datenbanken zu recherchieren. Sie müssen einerseits auf die Grenzen des Internets hingewiesen werden und andererseits lernen die Ergebnisse aus dem Internet kritisch zu beurteilen.

Alle befragten StudiengangsleiterInnen sind mit dem jeweiligen Konzept und dem Aufbau der jetzigen Lehrveranstaltung zufrieden. Die Lehrveranstaltung verteilt sich gut über die verschiedenen Studienjahre, die Stunden sind ausreichend. Das Lehrprogramm der Studiengänge ist teils sehr straff organisiert und würde auch keine Aufstockung der Stunden für die Lehrveranstaltung erlauben.

Die Studierenden an der „Claudiana“ werden laut den StudiengangsleiterInnen durch die Bibliothek gut mit Lehrbüchern versorgt und erhalten Zugriff auf relevante Datenbanken. Nachdem die Studiengänge sehr spezialisiert sind, findet sich bei den StudentInnen bereits von Beginn an großes Interesse für das Fach. Deshalb sollte die Recherche in biomedizinischen Datenbanken ehest möglich in die Lehrveranstaltung der Informationskompetenz miteinbezogen werden. Es wurde auch angemerkt, dass die StudentInnen oftmals bereits einige Zeit nach der Lehrveranstaltung nicht mehr wissen wie sie eine Recherche durchführen müssen; es fehlt die Routine. Die fehlende Routine in der Recherche führt dazu, dass die Studierenden am Ende Suchmaschinen wie Google verwenden, um ihren Informationsbedarf zu decken. Zum Teil wurde aber seit der Einführung der Lehrveranstaltung eine Verbesserung der Informationskompetenz der StudentInnen festgestellt vor allem wenn es um das Erarbeiten der Diplomarbeit geht.

E-Learning wird von allen als sehr positiv angesehen. Als Vorteile von E-Learning wurden von den StudiengangsleiterInnen die Ortsunabhängigkeit, die Freiheit bei der Erledigung der Aufgaben und die große Autonomie genannt. Bei E-Learning müssen die StudentInnen aber mehr Selbstdisziplin in der Erledigung der Aufgaben beweisen. E-Learning wird nicht als Ersatz des Präsenzunterrichts angesehen, da die Anwesenheit der Studierenden auch an der Hochschule wichtig ist. Außerdem wird die Begleitung, Unterstützung und Überwachung der StudentInnen durch die Lehrenden bei E-Learning-Modulen als äußerst wichtig angesehen.

Für die Studenten wird die Integration einer E-Learning Plattform als positiv bewertet. Nachteile werden lediglich bei den Lehrenden festgemacht, da diese ihre Vorlesungen neu aufbereiten müssten, was mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist.


Konzept und Aufbau der Module

Das Konzept, bei dem E-Learning-Szenarien in die jetzige Lehrveranstaltung zur Vermittlung von Informationskompetenz an der „Claudiana“ eingebaut werden, sollte auf dem bereits bestehenden Konzept aufbauen. Die Ergebnisse aus der Umfrage zeigen nämlich, dass die Studierenden zum großen Teil mit der jetzigen Lehrveranstaltung zufrieden sind.

Der Unterricht sollte sich nicht nur online abspielen, die Präsenz der Studierenden an der Landesfachhochschule ist sehr wichtig, weshalb die Lehrveranstaltungen im Blended-Learning-Szenario geplant werden. Das heißt, dass sich Phasen des Online-Lernens mit Phasen des Unterrichts an der Schule abwechseln. Ein großer Vorteil des Blended Learnings ist nämlich, dass der direkte Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden aufrecht bleibt, eine direkte Interaktion im Präsenzunterricht ist möglich.

Eine wichtige Frage stellte sich bei der Erarbeitung der Module vor allem in Bezug auf die verschiedenen Studiengänge. Das Konzept wurde aufgrund der wenigen Stunden, die für die Informationskompetenz zur Verfügung stehen, für alle Studiengänge gleich erstellt. Eine Erhöhung der Stunden ist aufgrund der bereits straffen Studienpläne nicht möglich. Der Fokus im Unterricht soll vor allem auf praktische Beispiele, also Rechercheaufgaben und Übungen, gelegt werden. Hier sollen jeweils eigene Fragestellungen für jeden einzelnen Studiengang entwickelt werden, um einen Bezug zum jeweiligen Fach herstellen zu können.

Im folgenden Teil wird das Konzept vorgestellt und die Phasen aus Präsenz- und Onlineunterricht werden genauer beschrieben. In jedem Studienjahr stehen der Lehrveranstaltung fünf Unterrichtstunden zu je 45 Minuten zur Verfügung.

Erstes Studienjahr

(Siehe Tabelle 2 [Tab. 2].)

Lernziele: Die Studierenden können am Ende der Lehrveranstaltung die verschiedenen Informationsmittel unterscheiden. Sie sind in der Lage eine Recherche im Bibliothekskatalog durchzuführen und die gefundenen Medien in der Bibliothek zu lokalisieren. Sie sind in der Lage einen Artikel in einer gedruckten aber auch elektronischen Zeitschrift zu finden und können sich auf der Webseite der „Virtuellen Medizinischen Bibliothek“ (http://www.bmv.bz.it) orientieren. Des Weiteren sind sie mit der Recherche in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek vertraut.

Einige Tage vor Beginn der Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden per E-Mail eine Anleitung zum Anmelden für die E-Learning-Plattform. Am Beginn der ersten Präsenzphase der Lehrveranstaltung sollen die Studierenden über den Aufbau des Blended-Learning-Moduls informiert werden. Die Studierenden sollen sich auf der Plattform anmelden, um sich kurz mit ihr vertraut machen zu können.

Für jedes Studienjahr wird, wie in Abbildung 4 [Abb. 4] zu sehen ist, eine Grundstruktur mit Objekteblöcken in der E-Learning-Plattform ILIAS aufgebaut. Der erste Block „A – Treffpunkt/Aktuelles“ wird zum Informationsaustausch mit den Studierenden eingerichtet. Dort wird zu diesem Zweck ein Forum eröffnet. Das Forum (Abbildung 5 [Abb. 5]) ist der Ort für Diskussionen, aber auch ein Ort an dem Mitteilungen oder Fragen unterschiedlicher Art erstellt werden können. Alle Mitglieder des Kurses erhalten automatisch eine Mitteilung per E-Mail sobald ein neues Argument ins Forum gestellt wird. Das Forum kann aber auch dazu dienen die Studierenden über Änderungen von Terminen oder Kursräumen zu informieren.

Der zweite Objekteblock „B – Termine/Organisation“ hat Dokumente mit Terminen, Ablauf und Organisation zum Inhalt. Der Objekteblock „C – Lernmodule“ beinhaltet die verschiedenen Lernmodule und Objekteblock „D Technische Hinweise“ enthält Hinweise zur Benutzung der Plattform.

In der ersten Präsenzphase liegt der Fokus auf den verschiedenen Informationsmitteln. Hier erfolgt zuerst eine allgemeine Einführung in die verschiedenen Informationsmittel der Bibliothek wie Bücher, Diplomarbeiten, Zeitungen, Zeitschriften und digitale Informationsressourcen wie Online-Kataloge, Datenbanken und elektronische Zeitschriften. Daraufhin werden die Informationsmittel für jeden einzelnen Studiengang genauer besprochen. Ferner werden den Studierenden die Dienstleistungen der Bibliothek vorgestellt und sie erhalten eine Einführung in den Bibliothekskatalog. Die Studierenden lernen wie sie eine Recherche im OPAC der Bibliothek „Claudiana“ durchführen können. Die Fragestellungen der Recherche im Bibliothekskatalog orientieren sich inhaltlich am Studiengang.

Das Online-Modul (Abbildung 6 [Abb. 6]) besteht aus einem Weblink zum OPAC der Bibliothek, der Übung mit den Rechercheaufgaben und einem Test. Die Übung umfasst eine Arbeitsanweisung, ein Dokument mit den Rechercheaufgaben im Bibliothekskatalog und einen Zeitplan. Die Studierenden müssen für ihre Lösung einen bestimmten Abgabetermin einhalten. Für die Übung erhalten sie ein Feedback.

In dieser Präsenzphase erfolgt die Besprechung der Rechercheergebnisse. Im Plenum haben die Studierenden hier nochmals die Möglichkeit Schwierigkeiten und Probleme bei der Recherche zu äußern. Daraufhin folgt eine Führung durch die Bibliothek zum physischen Kennenlernen. Die Studierenden sollen in Kleingruppen von drei bis vier Personen verschiedene Aufgaben erfüllen. Zusammen suchen sie im Online-Katalog nach ausgewählten Medien und bringen diese an die Ausleihe. Die Studierenden lernen so die Systematik der Bibliothek kennen und können sich in der Bibliothek auch orientieren. Am Ende der Übung sollten sie jene Bereiche kennen, die für ihr Studium am interessantesten sind.

Nach dieser Präsenzphase folgt noch der Test des Online-Moduls. Der Test dient vor allem zur Wissensstandüberprüfung für die Studierenden selbst, da er nicht bewertet wird. Der Test soll einige Fragen zur Recherche im Bibliothekskatalog enthalten. So können die Studierenden herausfinden, wo sie noch Unsicherheiten aufweisen.

Der nächste Abschnitt im Präsenzunterricht widmet sich der Suche nach Artikeln in gedruckten und elektronischen Zeitschriften. Die Studierenden bekommen einen Überblick über den Aufbau einer gedruckten und elektronischen Zeitschrift. Ferner erhalten sie eine Einführung in die „Virtuelle Medizinische Bibliothek“. Die „Virtuelle Medizinische Bibliothek“ ist ein Projekt der Autonomen Provinz Bozen und wurde 2005 online gestellt. Die Landesfachhochschule „Claudiana“ war von Beginn an am Projekt beteiligt und so haben die Studierenden Zugriff auf die wichtigsten Datenbanken und eine Vielzahl von elektronischen Zeitschriften im medizinischen Bereich.

Das folgende Online-Modul besteht wiederum aus drei Elementen. Hier beginnen die Studierenden damit einen Film zur Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) anzusehen und bekommen eine Aufgabe, die Recherchen in der EZB beinhaltet.

Daraufhin folgt die letzte Präsenzphase im ersten Studienjahr. Die Ergebnisse aus der Übung werden diskutiert und eventuell aufgetretene Probleme gelöst. Weitere Recherchen in der EZB in Gruppen von zwei bis drei Personen sollen alle Unklarheiten beseitigen und das Gelernte festigen.

Außerdem sollen die Studierenden den Aufbau (Abstract, Einführung, Methode usw.) eines wissenschaftlichen Artikels kennen lernen und anhand von zwei Artikeln versuchen eine kurze Zusammenfassung zu schreiben.

Den Abschluss bildet wieder ein Online-Test zur Überprüfung des Gelernten.

Zweites Studienjahr

(Siehe Tabelle 3 [Tab. 3].)

Lernziele: Die Studierenden kennen den Unterschied zwischen bibliografischen und Volltext-Datenbanken. Sie sind in der Lage selbstständig das PICO-Modell für ihre Fragestellung anzuwenden, sie können die Booleschen Operatoren richtig anwenden und kennen die Stichwort- als auch die Schlagwortsuche in PubMed und Embase. Sie sind ebenso in der Lage sich einen Überblick über einen Forschungsgegenstand zu verschaffen.

Die erste Präsenzphase startet mit der Einführung in die Recherche in biomedizinischen Datenbanken. Die Studierenden lernen die Struktur einer Datenbank kennen und auch den Unterschied zwischen bibliografischen und Volltext-Datenbanken. Außerdem bekommen sie eine Einführung zu Anwendungen in Suchmaschinen wie Boolesche Operatoren, Trunkierung usw. Des Weiteren sollen sie den Unterschied zwischen Stichwörtern und Schlagwörtern kennenlernen und einige Recherchen in den Datenbanken mit Anwendung der Operatoren und der Trunkierung durchführen.

Im Online-Modul erhalten sie eine Einführung in das PICO-Modell. Das PICO-Modell [3] wird verwendet, um ein Thema in vier Schlüsselbereiche aufzugliedern und so eine klar formulierte Fragestellung zu erhalten. Das Modul (Abbildung 7 [Abb. 7]) enthält auch eine kurze Einführung in die Datenbank PubMed.

Im nächsten Präsenzunterricht erfolgt die Ausarbeitung von Fragestellungen anhand des PICO-Modells mit anschließender Recherche in der Datenbank PubMed.

Im Online-Modul erfolgt wiederum ein Test zur Überprüfung des Gelernten und eine Einführung in den Thesaurus MeSH der Datenbank PubMed.

Die Präsenzphase konzentriert sich sodann auf die Recherche in PubMed mit den MeSH. Nach einer Wiederholung der MeSH und der Beseitigung von Unklarheiten erhalten die Studierenden verschiedene Fragestellungen und müssen diese in Einzelarbeit lösen. Sie müssen die Fragestellungen nach dem PICO-Modell aufschlüsseln und die Suche nach den MeSH beginnen. Wenn sie die richtigen Schlagwörter gefunden haben, führen sie die Recherchen durch, wobei auch die Operatoren richtig anzuwenden sind. Auch die Filtermöglichkeiten von PubMed werden in dieser Phase erläutert.

In der Online-Phase führen die Studierenden eine Übung durch, bei der sie bestimmte Fragestellungen nach dem PICO-Modell bearbeiten und eine Recherche in PubMed durchführen müssen. Außerdem erhalten sie eine kollaborative Aufgabe. Nachdem sie die Übung durchgeführt haben, sollen die Studierenden in Gruppen von jeweils zwei bis drei Studierende ihre Ergebnisse über die E-Learning-Plattform besprechen und die Ergebnisse in ihr Dokument, das sie als Lösung einreichen, einarbeiten. Für diese Aufgabe wird in ILIAS eine Arbeitsgruppe (Abbildung 7 [Abb. 7]) angelegt, in welcher die Mitglieder Ordner erstellen und dort Dateien ablegen können.

Der letzte Präsenzunterricht widmet sich der Literaturanalyse. Im Hinblick auf das Erarbeiten der Diplomarbeit im dritten Studienjahr lernen die Studierenden, wie man sich einen Überblick über den aktuellen Wissenstand bzw. Forschungsstand verschafft, damit sie sich mit der Suche nach einem Thema für die Diplomarbeit auseinandersetzen können. Auch eine Einführung in die Datenbank Embase (Excerpta Medica Database) steht noch auf dem Programm.

Drittes Studienjahr

Im dritten Studienjahr (Tabelle 4 [Tab. 4]) wird der Anteil des E-Learnings von bisher 45 Minuten auf 90 Minuten erhöht.

Lernziele: Die Studierenden sind in der Lage selbstständig eine Recherche in verschiedenen Datenbanken durchzuführen und kennen die wichtigsten fachspezifischen Datenbanken.

Der Unterricht beginnt mit einem Online-Modul. Darin erhalten die Studierenden eine Einführung in die Datenbank Cinahl.

Im Präsenzunterricht folgt die Recherche in der Datenbank. Nach Ausarbeitung der Fragestellungen mit dem PICO-Modell führen die Studierenden in Kleingruppen die Recherchen durch. Dabei werden ihnen auch die Filtermöglichkeiten in Cinahl erklärt. Ein Fokus soll auch auf der korrekten Verwendung der Operatoren liegen. Auch die Datenbanken Cochrane Library und Trip Database werden vorgestellt.

Im Online-Modul sollen die Studierenden Recherchen in den vorgestellten Datenbanken durchführen.

Auch hier erhalten sie eine kollaborative Aufgabe. Jeweils zwei bis drei Studierende besprechen ihre Ergebnisse aus den Recherchen im Forum, das sie selbst in der dafür vom Lehrenden erstellten Gruppe einrichten. Sie erarbeiten zusammen eine Lösung, die sie einreichen.

Im Präsenzunterricht werden verschiedene fachspezifische Datenbanken vorgestellt.

Im Online-Modul führen die Studierenden wieder Recherchen in den vorgestellten Datenbanken durch. Auf diese Weise sollen sie mehr Routine in der Recherche bekommen. Ein Test soll nochmals überprüfen, ob noch Unklarheiten bestehen, um diese in der letzten Präsenzphase ansprechen zu können.

Im letzten Präsenzunterricht bekommen die Studierenden die Möglichkeit mit Unterstützung der DozentInnen für ihre eigene Diplomarbeit zu recherchieren.


Fazit

Wie aus der Umfrage hervorging, scheint ein Mix aus verschiedenen Unterrichtsmethoden am besten zu sein. Die E-Learning-Plattform bietet hier eine Reihe von Möglichkeiten und auch in den Präsenzphasen wurde versucht durch Vorträge, Einzel- und Gruppenarbeiten eine Abwechslung im Unterricht zu schaffen.

Als Kommunikationstool werden im Blended-Learning-Kurs Foren eingesetzt. Um den Unterricht noch abwechslungsreicher zu gestalten, werden Filme eingebaut und kollaborative Aufgaben gestellt. Ein Test am Ende eines jeden E-Learning-Moduls soll den Wissensstand der Lernenden überprüfen.

Nach der Implementierung des Blended-Learning-Kurses sollten die Studierenden im Rhythmus von 2 Jahren wieder einer Umfrage unterzogen werden. So kann überprüft werden, ob das ausgearbeitete Konzept den Bedürfnissen der Studierenden entgegen kommt und in welchen Bereichen Verbesserungen oder Änderungen vorgenommen werden müssen. Ferner kann so ermittelt werden, ob es Fortschritte in der Informationskompetenz der Studierenden gibt z.B. hinsichtlich der Suchstrategie und der Verwendung von Booleschen Operatoren. Auch die StudiengangsleiterInnen sollen in diesen Prozess miteinbezogen werden. Schließlich kann die Lehrveranstaltung nur durch eine kontinuierliche Evaluierung verbessert und den Bedürfnissen der Studierenden angepasst werden.


Anmerkung

Der vorliegende Fachbeitrag stellt einen Teil der Ergebnisse der Masterarbeit mit dem Titel Integration von E-Learning in die Vermittlung von Informationskompetenz an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe „Claudiana“ dar, die 2014 an der Universität Wien eingereicht wurde.


Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Perathoner Y, Dejori M, Gebhardi D. Medizinische Literaturversorgung in Südtirol und das Projekt „Virtuelle Medizinische Bibliothek Südtirols“. Medizin, Bibliothek, Information. 2002;2(2):51-2. Available from: http://www.agmb.de/mbi/2002_2/51-52perathoner.pdf External link
2.
Grilli M, Cavada L. L'insegnamento della competenza informativa [Unpublished manuscript]. Bolzano: Scuola Provinciale Superiore di Sanità Claudiana; 2009.
3.
Kleibel V, Mayer H. Literaturrecherche für Gesundheitsberufe. 2. Aufl. Wien: Facultas; 2011.