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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die neue Hochschulbibliothek für Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum – Zwischenbericht einer strategisch angelegten Planung

The new Academic Health Sciences, Nursing and Therapeutics Library of the Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum – interim report of a strategically oriented planning

Fachbeitrag

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  • corresponding author Annette Kustos - Hochschulbibliothek, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland External link

GMS Med Bibl Inf 2013;13(1-2):Doc09

doi: 10.3205/mbi000273, urn:nbn:de:0183-mbi0002734

Published: September 13, 2013

© 2013 Kustos.
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Zusammenfassung

Die Bibliothek der im Oktober 2009 gegründeten Hochschule für Gesundheit – hsg – University of Applied Sciences – zur Akademisierung der Gesundheitsberufe hat mit ihrer Einrichtung zu Beginn des Jahres 2010 einen Bibliotheksentwicklungsplan formuliert, an dem entlang die Bibliothek strategisch aufgebaut werden soll, der aber auch Problembereiche benennt und Änderungen begründet. Die Planung wird laufend in Gremien, bei zielprägenden Wissenschaftler/innen und Studierenden vermittelt. Zudem wurde als Datenfundament eine Benutzerumfrage durchgeführt, deren Ergebnisse in die Gestaltung des Bestandes, der Services und der physischen und elektronischen Bibliotheksräume (Bau und Web-Portal) eingeht. Benutzer/innen können durch die derzeit noch gegebene räumliche Nähe in der Bibliothek auch persönlich Feedback geben. Einige Dienstleistungen wie ein Newsletter, eine fachliche Datenbankauswertung für Wissenschaftler/innen und die curricularen wie persönlichen Informationskompetenzangebote (Schulungen) erreichen die Nutzer/innen direkt. Nach einer schwierigen Anfangsphase konnte eine gute Versorgung mit gedruckter Literatur, die in Form von Lehrbüchern und Forschungstiteln nach wie vor sehr wichtig ist, E-Books und E-Journals für die Gesundheitswissenschaften aufgebaut werden. Die Datenbanken können einzeln oder föderiert über DBIS und den Medpilot der Zentralbibliothek für Medizin, Köln, genutzt werden. Damit ist eine gezielte, fundierte Fachrecherche möglich. Mit Aufbau des neuen Bibliothekssystems über das Open-Source-System Koha in einem Discovery-Kontext sollen die nur bis zu einer Größe von 40.000 Bänden ausgelegte Sammlung gedruckter Bestände sowie die mehrheitlich elektronischen Quellen über eine gemeinsame Oberfläche für den orientierenden Erstzugriff zugänglich gemacht werden. Die Diversität der Benutzergruppen (Hochschulangehörige, Kooperationspartner und Externe) erfordern dann einen entsprechenden Zuschnitt der Einstiegsportale entweder über Moodle oder andere Wege. Bibliotheksbau, Erstausstattung, Benutzungsordnung und Workflows sind strategische Themenfelder im Hinblick auf die weitere Entwicklung zur anvisierten Gebrauchsbibliothek für die Hochschule und Spezialbibliothek für die Gesundheitswissenschaften im Kontext des Gesundheitscampus Bochum.

Schlüsselwörter: Gesundheitswissenschaften, therapeutische Berufe, Gesundheitsversorgung, Gesundheitsbibliothek, Hochschulbibliothek, Spezialbibliothek, Bibliotheksgründung, Bibliotheksmanagement, Bibliotheksentwicklungsplan, Gremien, Benutzerkommunikation, Qualitätsmanagement, Statistik, Controlling, Bestandsaufbau, Erwerbung, Benutzung, Bibliotheksbau, Benutzerumfrage, Benutzerzufriedenheit, Benutzerverhalten, Bibliothekssystem, Bibliotheksportal, Datenbanken, Koha, RDS, Discovery, Elektronische Ressourcen, elektronische Zeitschriften, E-Books, DRM, PDA, Schulungen, Gesundheitscampus Bochum, Hochschule für Gesundheit Bochum

Abstract

The academic library of “Hochschule für Gesundheit (hsg)”, which was founded to form a branch of academic health professionals within the German health supply system in October 2009 in Bochum, shaped a “library development plan” in the beginning of 2010 as a strategic frame for elaborating the services but also including the hurdles and barriers and therefore reasons for changing some decisions. The plan is permanently communicated to university bodies, protagonist scientists and students. Furthermore an online user satisfaction and interests survey concerning collection, usability, web service and library building was initialized as an additional data fundament. Users also can give personal feedback because of the immediate vicinity to the library. A special services newsletter, which was launched after the survey, subject database analysis for scientists as well as curricular and individual library training courses (information literacy program) also preserve approach to the customers.

After initial problems a high-quality collection of still important printed material as textbooks and research books together with e-books and e-Journals was built up. Databases are offered by DBIS and the federative medical search engine Medpilot of the “Zentralbibliothek für Medizin, Köln”. Thus a strategic subject search is possible. By establishing the open source library management system Koha embedded in a resource discovery system (RDS) context the quick access to the up to 40,000 volumes limited print collection plus lots of electronic resources through an integrative user interface is achievable. As to the diversity of user groups web portal solutions for students (Moodle), academic staff, external users or corporate clients have to be considered. Library building with furnishing and basic technical devices, library user regulations and workflows are further strategic steps on the way to develop a normal academic library and a special library for the health sciences within the concept of the “Gesundheitscampus Bochum”.

Keywords: health sciences, therapeutics, nursing, occupational medicine, health library concept, library management, university bodies, library communication, library founding, library development plan, academic library, special library, academic health library, health research library, quality management, user survey, user satisfaction, user needs, usability, library management system, library interface, Koha, RDS, discovery, electronic resources, databases, e-journals, e-books, collection management, acquisition, service, library building, DRM, PDA, library training, Health Campus Bochum, University of Applied Sciences Bochum


Die neue Hochschulbibliothek für Gesundheit beginnt sich auszuprägen

Strategisches Ziel und Wegmarken der täglichen Praxis

Die Hochschulbibliothek der 2009 gegründeten Hochschule für Gesundheit Bochum – hsg – zur Akademisierung der therapeutisch-pflegerischen Gesundheitsberufe und als Kerninstitution des Gesundheitscampus Bochum hat nach einer schwierigen Anfangsphase einige Wegmarken ihres Bibliotheksentwicklungsplans aus dem Jahre 2010/11 erreicht.

Selbstverständlich wurde und wird die strategische Planung aufgrund des Papiers nicht ideologisch blind verfolgt, ist dieser doch mit dem Ansinnen verknüpft, Erfahrungen der Bibliothek, die eines Besseren belehren, oder Grenzziehungen durch die „Realität“ zur Kenntnis zu nehmen, und kein oberflächliches „White Paper“. Der Bibliotheksentwicklungsplan soll dezidiert auch die Schwierigkeiten dokumentieren, die im Bibliothekswesen und seiner Umgebung, i.e. Informationsmarkt, IT-Szenarien, Wissenschafts-, Bildungs- und Kulturpolitik, nun mal eine Rolle spielen und dieses, soweit möglich, an die Nutzerinnen und Nutzer insbesondere aus der Wissenschaft übermitteln.

Der Bibliotheksplan war nach Veröffentlichung an die sich selbst noch bildenden Gremien der Neugründung gegangen, u.a. an den Dekan des Departments für Angewandte Gesundheitswissenschaften, die Bibliothekskommission und das Präsidium. Mit allen Informalia, die das bei einer Hochschule in Gründung noch so hat, wurde Teilnahme, freundliche Kritik oder Zustimmung signalisiert. Die Bibliothekskommission ist noch keine Senatskommission und leidet terminlich unter der Mehrfachbelastung aller Hochschulmitarbeiter/innen. Wer mit seinem Lehrdeputat realiter voll ausgelastet ist, Forschung betreiben will und ein eigentlich gar nicht so nebenher zu leistendes Aufbaumanagement betreiben muss, freut sich nie über einen Termin. Dennoch waren die Sitzungen mit einigermaßen Aufmerksamkeit bedacht, Vorträge der Bibliothek über ihre Aktivitäten wurden freundlich besucht und die Aufbauarbeit – insbesondere nach dem Vortrag über die im Januar 2013 durchgeführte Nutzerumfrage – wurde auch vom Präsidium der Hochschule gewürdigt. Erfreulicherweise haben wir trotz allseitiger Belastung bisher insgesamt eher Interesse als Ignoranz erfahren. Studierende – ebenfalls in der Bibliothekskommission vertreten – sind uns täglich noch so nah, dass Wünsche und Fragen sofort ankommen. Zusätzlich können Anregungen und Kritik in einem „Meckerkasten“ eingeworfen werden. Ständiger Kontakt mit den Nutzer/innen vor Ort und die Gespräche mit den systemprägenden Wissenschaftler/innen im Hause sind strategisch für den Ausbau der Angebote absolut notwendig.

Die Möglichkeit, eine Nutzerumfrage, durchzuführen – ein weiteres Element strategischer Planung – war lt. Bibliotheksplan zwar vorgesehen, uns dann aber eher sehr willkommen ins Haus gefallen.

Der Bibliotheksfachbereich der FH-Köln hatte in Person von Frau Prof. Simone Fühles-Ubach und dem Dipl. Psychologen Terence Droste den Leiter/innen der FH-Bibliotheken im Land NRW die Durchführung einer Umfrage mit wiederverwertbaren gemeinsamen und individuellen Fragen samt Ergebnisverarbeitung und -darstellung angeboten. Dieses Angebot nahmen wir gerne an. Daten über das Frühstadium einer Bibliothek sind unter eigenem Einsatz nur sehr schwer zu erarbeiten. Wer hat schon dafür Zeit, sich mit Umfragemethodik, und -tools, Rechtsfragen und Ergebnisdarstellung zu befassen, wenn gleichzeitig die Bibliotheksinfrastruktur aufgebaut und Nutzer/innen bedient werden wollen. Mit drei anderen Fachhochschulbibliotheken haben wir also Fragen zu Bedarfen, Nutzungsformen und Bekanntheit und Zufriedenheit mit den Angeboten und ihrer Performanz gestellt. Dies konnte den Evaluationsprozess der zunächst testhalber während der Gründungsphase eingesetzten Datenbanken und Tools sowie den Systemaufbau an sich hervorragend begleiten und im Rahmen der über solche Umfragen möglichen Weise die Beteiligung der Nutzer/innen daran sicherstellen. Die Umfrage bildet als Teil der Dokumentation zur Anfangsphase die Initialzündung für Datenreihen, Früher-Später-Vergleiche, z.B. als erstes nach ca. 1 Jahr nach Umzug, wenn wir diese Umfrage noch einmal durchführen werden.

Bestand und Dienstleistungen

Als direkte Antwort auf die Umfrage, bei der sich „Gründungsfeeling-bedingt“ 42% der Studierenden beteiligt haben, sind zunächst Öffnungszeiten erhöht und Fach-Newsletter angeboten worden. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass diese Kontaktform einem Blog, Web 2.0 Systemen wie Twitter oder Facebook vorgezogen wird. Der Newsletter geht für alle Fächer, nämlich Pflege, Hebammenkunde, Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie sowie zum Thema Gesundheitswissenschaft und Methodik Allgemein als schlichter Anhang an alle Wissenschaftler/innen, denn dies wurde aus Interesse auch an den anderen Disziplinen so gewünscht, und speziell nur für das eigene Fach an die Studierenden.

Das soll nicht heißen, dass bzgl. Web 2.0 von der Bibliothek nichts kommen wird. Die bibliotheksaffinen Web 2.0 und Mobil-Techniken sind vorgesehen, aber aufgrund des Nutzungsverhaltens, das derzeit hauptsächlich persönlich, vor Ort und per E-Mail bzw. über Moodle funktioniert, noch nachrangig.

Die Wissenschaftler/innen, die bei der Umfrage mit angesprochen waren, haben sich – erwartungsgemäß – weniger beteiligt. Wir wissen alle: die Wissenschaftler kommen einfach nicht ständig selbst in die Bibliothek, arbeiten lieber online, haben eigene Kontaktforen und wollen immer das, was gerade an Quellen gebraucht wird, schnell zur Verfügung haben. Sie können demnach mit Fragen über Lernplätze, Buchangebot und Zeitschriftenauslage etc. nichts anfangen, auch wenn sie diese Leistungen für ihre Studierenden natürlich irgendwie selbstverständlich voraussetzen.

Wir wollen ca. 2014 versuchen, die Wissenschaftler über eine spezielle Umfrage nach ihren Bedarfen zu befragen. Vielleicht finden wir heraus, welche Leistungen sie für ihre tägliche Arbeit aus der Bibliothek nutzen können, in welchen Systemen sie wissenschaftlich kommunizieren und ob wir hier etwas „einklinken“ können. Derzeit bieten wir diesen neben dem normalen Angebot an Datenbanken, Zeitschriften und gedruckten Medien und dem Newsletter einen datenbankgefütterten Dokumentationsdienst an, der aber noch im Aufbau ist.

Die Antworten aus der Umfrage zum Thema E-Angebot, i.e. elektronische Zeitschriften, E-Books, waren recht aufschlussreich. E-Books z.B. wurden zwar befürwortet, aber man las nicht gerne am Bildschirm; zudem sind hier echte Verwertungsmöglichkeiten wie Drucken, Abspeichern wichtig. Das funktioniert gut bei E-Journals, nicht immer gut bei E-Books.

Davon hatten wir zum Zeitpunkt der Umfrage nur 40% unseres jetzigen Angebotes. Unsere Politik, wo möglich, Kauf mit Archivrecht und voller Nutzung über Institutional Access und ohne DRM als Erwerbungs- und Angebotsform zu wählen, schien jedoch somit der richtige Weg zu sein. Das Portfolio wurde im Rahmen des Neuaufbaus in Richtung Grundlagen-, Nachschlage- und wichtige Forschungstitel verschiedener gesundheitswissenschaftlicher, medizinischer aber auch sozial- und geisteswissenschaftlicher Verlagsangebote erweitert (Thieme, Springer, Kohlhammer, Beltz, UTB, Wiley, Taylor and Francis, Sage sowie Titel über Nationallizenzen). Eines der Angebote enthält ein selbstlaufendes PDA, nämlich das Angebot von UTB, das neben gekauften Titeln einen Vollzugriff auf das Gesamtangebot mit späterer Nutzungsstatistik und Kaufmöglichkeit gestattet. Wir erwägen hier weitere PDA-Modelle nach einer Gewöhnungsphase, denn E-Books müssen sich erst in der Nutzung als Standbein erweisen. Zudem sind die Angebote im Bereich Medizin und Gesundheit verlagsseitig noch nicht in einem für PDA sinnvollem Umfang vorhanden, aus dem eine Erwerbungsauswahl getroffen werden kann.

DRM-geschütztes Material bereitet insbesondere kleineren Bibliotheken enorme Probleme. Die technisch aufwendige, teilweise unerklärlich eingeschränkte Nutzung der Titel über besondere Programme und Einstellungen macht besondere Nutzungsanleitungen und Beratung nötig. Eigentlich ist dies kein richtiger Kauf (was aber teilweise insbesondere angesichts des Archivproblems auch auf andere Angebote zutrifft). Die Bibliothek hat mit dem verständlichen Frust der Nutzer/innen zu tun, wenn man nicht ausdrucken darf, was man haben will, oder nur jeweils ein Nutzer auf das Angebot zugreifen kann. Aus den genannten Gründen der Nutzungseinschränkung probieren wir als Projekt aufgrund der dort preiswerter zu erwerbenden, aber teilweise mit 1-SIM-User-Lizenz ausgestatteten und mit DRM versehenen gesundheitswissenschaftlichen Titeln einen Anbieter (Ciando) aus.

Wichtig ist bei E-Zeitschriften nicht nur der Zugang, sondern die Möglichkeit, die Literatur im Verwaltungssystem zu speichern und wiederverwerten zu können. Mit dem Angebot waren die Nutzer/innen schon sehr zufrieden, da wir in der Tat hier einiges aus unserem Fachspektrum über Konsortialerwerbung und Einzellizenzen zugänglich machen konnten und dazu mit Endnote ein praktisches und internationales Literaturverwaltungssystem anbieten. Die Bestellungen über Subito und Leihverkehr hatten entsprechend abgenommen, da wir mehr Eigenbestand hatten. Wir werten das Bestellverhalten laufend aus, um eventuell noch unbekannte „Renner“ in den Bestand aufzunehmen. 2014/15 ist geplant, über die diversen Counter- und sonstigen Statistiken auf Nationallizenz-, Konsortial-/Verbund- und Verlagsservern verteilt liegenden Nutzungsdaten zusammenzuführen, um auch hier das Nutzungsinteresse zu sichten und das Angebot ggf. anzupassen. Allerdings muss man im Sinne des Aufgabenspektrums der Bibliothek als Spezialbibliothek für Gesundheitswissenschaft im Kontext Gesundheitscampus ein Grundlagenportfolio im Sinne eines Kanons beachten, der auch den Leihverkehr und Kooperationsleistungen berücksichtigt.

Während Pubmed, CareLit und der Medpilot der Zentralbibliothek Medizin Köln bekannt waren und auch genutzt werden, waren einige weitere speziellere Datenbanken wie z.B. Midirs, Amed, Rehabilitation Reference Center etc. den Benutzer/innen lt. Umfrageergebnissen noch unbekannt. Teilweise gehören sie aber nach Meinung der ursprünglichen Besteller/innen aus der Wissenschaft schon zum ausweislich gesundheitswissenschaftlichen Kanon der Hochschule. Die Datenbanken werden daher derzeit sehr intensiv geschult – erst nach dieser Phase kann man dann beurteilen, welche Fachquellen wirklich nicht genutzt werden und welche im Kanon verbleiben.

Unser Schulungsangebot ist mit 4 Modulen nun fest im Curriculum. Studierende hören in der „Orientierungswoche“ zu Beginn ihres Studiums etwas über die Nutzung und die Angebote der Bibliothek und werden noch sehr grob in die Literaturrecherche eingeführt. In späteren Modulen im Verlauf des Studiums wird dies dann vertieft, passend zur Prüfungsvorbereitung und der Bachelorarbeit gibt es dann spezielle Datenbankrecherche und Literaturverwaltung. Außerdem führt unsere speziell dafür eingestellte Bibliothekarin derzeit ein „Personal Library Training“ durch, denn auch die anfänglich hier noch nicht gut versorgten Gründungssemesterstudierenden sollen unterstützt werden. Außerdem erscheinen mittlerweile die Professor/innen mit ihren Studienbereichen sowie interessierte Wissenschaftler/innen. Das ist sehr erfreulich.

Der Bestand an gedruckten Printmedien wurde – dem immer noch räumlich beengten Umständen durch die Unterbringung auf ca. 105 m² geschuldet – auf ca. 8.000 Medieneinheiten aufgestockt. Davon sind ca. 40 % „ständig abwesend“, also erfreulicherweise ausgeliehen oder vorübergehend in den Handapparaten der Lehrenden, was die Nutzung und Versorgung sicherstellt und zunächst den Platzmangel etwas abmildert. Hier zeigt sich deutlich, dass in unserem Fachkontext der Gesundheitswissenschaften gedruckte Lehrmedien äußerst wichtig sind und ebenfalls die Forschungsliteratur – natürlich gerne im eigenen Büro – sehr erwünscht ist. Nach Umzug in das neue Gebäude auf dem Gesundheitscampus Bochum steht allerdings dann eine Revision an, um die Bestände wieder zu zentralisieren und in das neue, bis dahin eingeführte Bibliothekssystem aufzunehmen.

Das Bibliothekssystem und seine Umgebung

Das im ersten Artikel über unsere Bibliothek erwähnte selbstprogrammierte System – ein LMS auf Python-My-SQL-Basis mit automatisiertem Erwerbungsmodul und Anbindung an den Worldcat – muss – mit leichtem Schmerz, denn es war durchaus sehr performant – abgelöst werden. Es passt natürlich (noch nicht) in die bestehende Bibliotheks-IT-Verbundumgebung. Die Entscheidung reifte nach einigen schwierigen Zwischenstationen in Richtung eines Open Source Produktes als technisch modernes, aber für einen begrenzte Bestandsgröße von höchstens 40.000 Bänden ausreichendes System, nämlich Koha. Der Administrationsworkshop an der TH Wildau, zu dem die Bibliotheksleitung sich traute – die zu erwartende IT-Atmosphäre war sofort zu spüren und erinnerte an frühere Erlebnisse bei nächtlichen Programmierworkshops – war anspornend und ernüchternd zugleich: klar kann man dieses System selbst aufbauen, hosten und pflegen. Es ist bereits ausgereift und wird von einer aktiven, weltweiten Community praktisch ständig aktuell gehalten. Aber ist das das Aufgabengebiet einer kleineren Fachhochschulbibliothek? Sollen Mitarbeiter/innen hier wohlmöglich abendliches Programmierengagement in der Community ableisten? Nein, die Bibliotheksleitung hatte im Sinn, Kosten und Aufwand für den im Gesamtsystem nicht bedeutungsvollsten Baustein des Bibliothekssystems im Ressourcenverbrauch kleinzuhalten, möglicherweise sogar outzusourcen. Auf keinen Fall war Begehr, die Administration und die eher bibliothekarisch-technische Pflegearbeit an den Modulen, die die Leitung aufgrund der Parametrierungs- und aufbauarbeiten samt ständiger Beta-Testung von Aleph 500 aus eigener Berufserfahrung ganz gut kennt, 1,5 Stellen zu belegen und sich damit den Raum zu nehmen, innovative, nutzerbezogene Dienste anzubieten. Eine kleine Fachhochschulbibliothek wie diese, hat die Aussicht auf ca. 6 Stellen insgesamt! Davon sind jetzt 5 besetzt und gut ausgelastet.

Die Gegenoption, ein Hosting kommerzieller Systeme, z.B. über den Bayerischen Bibliotheksverbund für SISIS oder für Aleph über die Zentralbibliothek der Deutschen Sporthochschule Köln, war jedoch unter Kosten- oder Performance-Gesichtspunkten keine Lösung. In der Entwicklungsplanung war nämlich zudem anvisiert, sich mit der RDS-Technik auseinanderzusetzen, denn die Bibliothek hat als sich anbahnende Spezialbibliothek für Gesundheitswissenschaften jetzt schon einen hohen Anteil von Forschungs-E-Ressourcen, die man zumindest für den Orientierungs- und Schnellzugriff gerne besser zugänglich machen würde, als über all die verteilten Systeme über Datenbanken und EZB. Dieses hätte man bei kommerziellen System noch dazu lizensieren und ebenfalls hosten lassen müssen – ein zu teures Ansinnen. Als wir erfuhren, dass es ein Hosting über das Bibliotheksservice-Zentrum des SWB für Koha gab, das innerhalb einer solchen Discovery-Performance samt Benutzerinterface über VU-Find aufgebaut werden kann, können wir den nach unserem Entwicklungsprogramm vorgesehenen Weg nun auch gehen. Insgesamt ist in Hinblick auf Cloudtechniken noch viel zu ergründen, so dass es für solche noch unausgereiften Systeme für uns noch zu früh war.

In den nächsten Wochen wird nun der Aufbau des Systems mit Integration elektronischer Quellen und unter Einbeziehung von RFID-Technik, einer neuen Systematik und dem Aufbau von Workflows durch einen Dienstleister aus dem Bibliothekskontext unterstützt in Angriff genommen. So können wir es schaffen. Ziel ist, unsere elektronischen Ressourcen, soweit dies die Metadaten und Anbieter zulassen, zusammen mit den gedruckten Quellen über eine Oberfläche auffindbar zu machen und Benutzerkonto und Fernleihe anzuschließen.

Daneben werden wir weiterhin ganz gezielt die Fachrecherche über unsere Datenbanken, die sich in Fachsammlungen der DBIS befinden, und vor allem den Medpilot als fachliche föderative Metasuchmaschine mit entsprechender Datenbankauswahl und Suchperformance mit Fachvokabular empfehlen. Wir halten es für sinnvoll, nicht nur schnelles Zugreifen zu ermöglichen, sondern eben das zu unterstützen, was durch die Akademisierung der Gesundheitsberufe ja erreicht werden soll: Berufspraxis unter Einbezug wissenschaftlichen Arbeitens und von Forschungsergebnissen. Dazu muss auch eine Suche in fachspezifischem Kontext mit dem Wissen, was man eigentlich tut, wenn man Begriffe kombiniert und gezielt thematisch sucht, angeboten werden.

Diversität der Benutzergruppen

Ab einem bestimmten Sachstand bleibt dann zu klären, welche Angebote wir in Moodle als unsere Lehrplattform belassen und welche eventuell außerhalb auf einer Webseite oder in einem Wissenschaftlerszenario eingestellt werden. Die Hochschule hat aufgrund ihres Lehrsystems, das z.B. Praxisanleiter/innen an externen Praktikumseinrichtungen lehrunterstützend mit in die Ausbildung integriert, und aufgrund von Kooperationsaktivitäten sehr viele Kontakte. Die damit möglichen Nutzer/innen der Bibliothek, die teilweise über vertragliche Regelungen auch über die Distanz zu versorgen sind, sowie die Kooperationen und Nutzungswünsche aus dem Gesundheitscampus heraus, auf dem Gesundheitsbehörden wie Forschungseinrichtungen angesiedelt sind, machen die spezielle Ausrichtung der Interfaces nötig. Vielleicht gibt es also neben den eigenen Kursräumen in Moodle und Wissenschaftlerzugängen auch eine Regionalsicht der Bestände für Externe oder die Teilnahme an Behördennetzen.

Benutzungsordnung, Workflows, Bibliotheksbau und Zukunftsperspektive

Derzeit ist die Benutzungsordnung als Rechtsfundament im Kontext Nutzergruppen, Services, elektronische Literaturversorgung für all diese Szenarien in Arbeit. Sie soll im Herbst an die Gremien gehen und muss auch die neue Thematik des Urheberrechts als Benutzungsrecht mit einbeziehen. Die Hochschule möchte auch eine Hochschulcard einführen, die auch in der Bibliothek als Ausweis und Zahlungsmittel benutzt werden soll. Im Hintergrund vollzieht sich also langsam die Gestaltung von Bibliotheksworkflows, also der Dienstleistungs- und Arbeitsprozesse.

Die Zonierung der Bibliotheksfläche für eine Nutzung als Lernort mit Medien ist abgeschlossen. Neben fachlichen Bestandszonen gibt es sehr viel Platz für Lernen in Gruppen oder alleine, einen Schulungsraum und einen Selbstlernbereich außerhalb der eigentlichen Bibliotheksfläche, aber in Verwaltung der Bibliothek. Daher können Öffnungszeiten speziell gestaltet und auch Angebote außerhalb dieser dort gemacht werden. Derzeit sind Ersteinrichtung, RFID-Technik für Ausleihe mit Selbstverbuchung und Buchsicherung und IT-Technik für die Benutzerarbeitsplätze in der konkreteren Auswahlphase zur Vorbereitung der Ausschreibungen.

Vorgespräche mit Kooperationspartnern bzgl. Nutzung der Bibliothek gab es bereits mit einer Gesundheitsbehörde.

Mit Bezug des Neubaus auf dem Gesundheitscampus Bochum wird sich die Hochschulbibliothek dann weiter auf das Ziel ihrer Planung hinbewegen, mit Kooperationspartnern und Interessierten aus der Öffentlichkeit, als Bibliothek des Gesundheitscampus NRW in Form einer Gebrauchsbibliothek für Lehre und einer Spezialbibliothek für die Gesundheitswissenschaften zu agieren.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.