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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Nuancen in Grün: Betrieb eines institutionellen und disziplinären Repositoriums – Erfahrungen und Entwicklungen an der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek

Shades of green: Maintaining both an institutional and a disciplinary repository – experiences and current developments at Saarland University and State Library

Fachbeitrag

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  • corresponding author Ulrich Herb - Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, Saarbrücken, Deutschland
  • Matthias Müller - Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek, Saarbrücken, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2009;9(1):Doc07

doi: 10.3205/mbi000135, urn:nbn:de:0183-mbi0001357

Published: June 16, 2009

© 2009 Herb et al.
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Zusammenfassung

Seit 1999 betreibt die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek EPublishing-Angebote. Spezifische Anforderungen, die sich aus der Funktionsvielfalt als Universitäts-, Landes- und Fachbibliothek Psychologie ergeben, führten zu einer Diversifizierung des Self-Archiving-Angebots der Bibliothek. Dieser Artikel beschreibt

a) die Erfahrungen aus dem Betrieb je eines institutionellen und disziplinären Repositoriums

b) derzeitige Projekte, die drauf zielen, Repositories für Wissenschaftler attraktiver zu machen und

c) die sich anbahnende Ergänzung der Repositorien durch einen Open-Access-Verlag für die Universität des Saarlandes und das Fach Psychologie.

Schlüsselwörter: Open Access, elektronisches Publizieren, institutionelles Repositorium, disziplinäres Repositorium, Erfahrungsbericht, Universitätsbibliothek, Landesbibliothek, Sondersammelgebietsbibliothek, Psychologie, Universitätsverlag, Jahresbibliographie, Metadaten-Harvesting

Abstract

Since the year 1999 Saarland University and State Library (Germany) is offering EPublishing services in the form of an Open Access repository. Due to its triple role as a University Library, a State Library and as the Special Subject Library for Psychology Saarland University and State Library separated its self-archiving-services into three different repositories. This article reflects

a) the experiences from the maintenance of both an institutional and a disciplinary repository

b) current projects that want to make repositories more attractive for scientists

c) the development of alternatives for golden road publishing as an open access university press both for Saarland University and the Psychological community.

Keywords: open access, electronic publishing, institutional repository, disciplinary repository, case study, university library, state library, special subject collection, psychology, self-archiving, self-publishing, university press, research bibliography, metadata harvesting


Eine Bibliothek – drei Funktionen für ein Land, eine Universität und ein Fach

Nach dem Ende der französischen Besatzung im Jahr 1947 war das Saarland zehn Jahre autonom, aber faktisch (vor allem wirtschaftlich) stark von französischen Einflüssen geprägt. In dieser Zeit einer eigenen Verfassung und Regierung unter französischem Protektorat wurde 1948 ein medizinischer Fachbereich als Dependance der lothringischen Université Nancy im saarländischen Homburg gegründet. 1950 erfolgte der Auf- und Ausbau weiterer Fachbereiche und einer Universitätsbibliothek in Saarbrücken [1]. Schon früh übernahm die Universitätsbibliothek des Saarlandes auch Aufgaben einer Landesbibliothek, etwa durch die inoffizielle Verfolgung eines regionalen Sammelauftrags und seit 1961 durch das Erstellen einer „Saarländischen Bibliographie“. Seit 1966 beheimatet die Universitätsbibliothek das Sondersammelgebiet Psychologie und im Jahr 1994 wurde sie schließlich offiziell in Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) umbenannt. Heute erfüllt sie demnach drei Funktionen:

  • Universitätsbibliothek der Universität des Saarlandes (UdS)
  • Sondersammelgebietsbibliothek für das Fach Psychologie
  • Landesbibliothek des Saarlandes

Früh entwickelte die SULB elektronische Dienstleistungen in diesen Bereichen und mittlerweile wurde für jede der Funktionen ein Volltextserver eingerichtet:

  • als Universitätsbibliothek betreibt die SULB das institutionelle Repositorium SciDok http://scidok.sulb.uni-saarland.de, das Wissenschaftlern der UdS die Möglichkeit gibt wissenschaftliche Texte Open Access zu stellen,
  • als Sondersammelgebietsbibliothek für die Psychologie betreibt sie das disziplinäre Repositorium PsyDok http://psydok.sulb.uni-saarland.de, das überregional ausgerichtet ist und Psychologen auch außerhalb der UdS als Open-Access-Server zur Verfügung steht, und
  • als Landesbibiliothek unterhält sie den Server SaarDok für regionalspezifische Dokumente http://saardok.bsz-bw.de.

Diese Kombination unterschiedlicher Aufgaben, Anforderungen und Services ist äußerst selten zu finden und macht die SULB zu einem Beispiel für die Schaffung und Integration moderner Bibliotheksservices im Bereich des elektronischen Publizierens. Dieser Beitrag widmet sich der Entwicklung dieser Angebote und den dabei gemachten Erfahrungen, im Vordergrund stehen dabei die Open-Access-Server SciDok und PsyDok.


Alle Zielgruppen unter einem Dach?

Wie an den meisten anderen deutschen Universitäten begann das Zeitalter des elektronischen Publizierens auch an der UdS mit einem Hochschulschriftenserver: 1999 wurde an der SULB SOVA, das Saarbrücker Online Volltext Archiv, eingerichtet. Ziel war es zwar vorrangig, eine technische Plattform zur elektronischen Veröffentlichung von Dissertationen anzubieten, allerdings wurden auf SOVA schon früh auch Postprints und andere wissenschaftliche Werke wie Monographien und Tagungsberichte publiziert. SOVA basierte – wie SciDok und PsyDok auch heute noch – auf der Software OPUS, die 1998 in einem vom Deutschen Forschungsnetz (DFN) finanzierten Projekt an der Universität Stuttgart entwickelt wurde. Mit Start des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Kooperationsprojekts „Digitale Psychologie Information“ (DPI) des Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) und der SULB gelangten die Open-Access-Bewegung und die Diversifizierung SOVAs auf die Agenda. Eines der DPI-Arbeitspakete war die Einrichtung eines fachlichen Volltextservers für die Psychologie, auf dem Wissenschaftler jedweden psychologischen Fachbereichs wissenschaftliche Dokumente ablegen können sollten. Eine Beschränkung auf Dissertationen war nicht geplant. Schon vor der Bewilligung von DPI unternahm die SULB Versuche, Psychologen außerhalb der UdS zur Zugänglichmachung ihrer Dokumente auf SOVA zu bewegen – allerdings mit geringem Erfolg: Die angesprochenen Wissenschaftler bekundeten starkes Interesse an einem eigenen, auf ihr Fach abgestimmten Angebot und fürchteten als SOVA-Appendix in der Fächervielfalt des institutionellen Repositoriums nicht ausreichend wahrgenommen zu werden. Zudem war die SULB schon zu diesem Zeitpunkt auch daran interessiert, landesspezifische Dokumente – auch ohne wissenschaftlichen Charakter – auf SOVA zugänglich zu machen. Um den Anreiz einer Open-Access-Publikation nicht durch die Vermischung mit landesspezifischen Schriften zu mindern und den Anliegen der Psychologiecommunity gerecht zu werden, entschied man sich daher für die Schaffung getrennter Server, die bestmöglich an die Gepflogenheiten der anzusprechenden Zielgruppen angepasst sind.


Je Zielgruppe ein Repositorium!

2003 wurde SOVA in drei neue Server aufgeteilt: SciDok, PsyDok und SaarDok. Saardok ist eines der wenigen Vorhaben deutschlandweit, die sich der Archivierung regionalspezifischer Dokumente und Internetseiten widmen und damit den wissenschaftlichen Open-Access-Ansatz auf die Sicherung des digitalen kulturellen Erbes einer Region ausdehnen. Weil SaarDok aber stärker auf die Archivierung von Dokumenten mit Landesbezug (etwa Drucksachen der saarländischen Verwaltung) und der Webarchivierung relevanter Internetseiten als auf die Publikation wissenschaftlicher Werke [2] zielt, ist dieser Server kaum als Open-Access-Angebot zu bezeichnen: Trotz der entgeltfreien Zugänglichmachung von Inhalten fehlen der deutlichen Mehrzahl der Dokumente Open-Access-Charakteristika wie etwa der wissenschaftliche Gehalt und die inhaltliche Qualitätsprüfung durch Experten [3]. Folglich wird SaarDok bei der Darstellung der Open-Access-Angebote der SULB außen vor gelassen. Die Beschreibung der Open-Access-Repositorien PsyDok und SciDok berücksichtigt vor allem deren Einbindung in zielgruppenspezifische Kontexte, da diese für den Erfolg eines Repositoriums bedeutender erscheint als die konkrete Ausgestaltung der technischen Infrastruktur. Die Einhaltung abstrakter technischer Standards und definierter Dienstleistungen spielt dennoch eine wichtige Rolle für die Akzeptanz eines Repositoriums und kann unter anderem durch das „Dokumenten- und Publikationsservicezertifikat“ [4] der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) e.V. belegt werden. Sowohl PsyDok als auch SciDok sind DINI-zertifiziert. Entscheidender für den Erfolg von Repositorien sind allerdings politische Maßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit, intensive Autorenbetreuung und Contentakquise, Zusatzservices, die Verzahnung mit den Wissenschaftlern vertrauten Instrumenten und der fortlaufende Ausbau der Angebote.


SciDok

Zur Schaffung eines Open-Access-freundlichen Milieus am Campus steht die SULB fortlaufend mit dem Präsidium der UdS in Kontakt. Anliegen waren und sind beispielsweise die Unterzeichnung der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen sowie die Verabschiedung einer Open-Access-Policy. Auch wenn das Präsidium der UdS bislang weder die Berliner Erklärung unterzeichnet, noch eine Open-Access-Policy veröffentlicht hat, gelang es einen konstruktiven Dialog über Open Access einzuleiten. Neben dieser Top-Down-Strategie verfolgte die SULB ein komplementäres Bottom-Up-Vorgehen: In Informationsveranstaltungen einzelner Fachbereiche, teils bis in einzelne Lehrstühle hinein, wurden und werden Wissenschaftler über die Open-Access-Angebote der SULB informiert. Erleichtert wurde die Content-Akquise durch die direkte und nahtlose Verbindung der Jahresbibliographie der UdS mit dem institutionellen Repositorium SciDok [5]. Die Verknüpfung dieses am Campus etablierten Nachweissystems, dessen Bedeutung im Rahmen der universitätsinternen Evaluierung als Publikationsdatenlieferant noch steigen wird, wirkte sich vorteilhaft auf die Contentgewinnung für SciDok aus. Bei der Meldung der Titel in der Jahresbibliographie können die Wissenschaftler mit nur einem Mausklick auch den Volltext in SciDok veröffentlichen. Auch wenn Wissenschaftler diese Option nicht nutzen, können SULB-Mitarbeiter später in der Jahresbibliographie prüfen, für welche Titel die SHERPA-Datenbank, die die Self-Archiving-Policies zahlreicher Verlage enthält URL: http://www.sherpa.ac.uk/romeo, eine Veröffentlichung auf SciDok erlaubt, und diese Dokumente nach Absprache mit den Autoren gegebenenfalls in SciDok bereitstellen.

Früh zeigte sich auch, dass die Attraktivität des Servers mit der Einbindung in relevante Datenbanken und Suchmaschinen korreliert: Neben dem Nachweis in interdisziplinären Systemen wie etwa Thomson Scientifics Web Citation Index, GoogleScholar, Scirus bemüht sich die SULB daher auch einen Nachweis in fachspezifischen Systemen zu ermöglichen, beispielhaft sei hier die Informatiksuchmaschine CiteSeer genannt.

Bilanzierend lässt sich festhalten, dass SciDok am Campus als Open-Access-Server etabliert ist, auch wenn ein starkes Statement der Universitätsleitung pro Open Access aussteht. Bei der Contentakquise zahlt sich die Verbindung mit der Jahresbibliographie der UdS aus, überdies ist mit einigen Lehrstühlen die Absprache über das Einstellen von Pre- und Postprints gelungen. Ein weiterer Zuwachs an Content ergibt sich aus dem schrittweisen Einpflegen von Dokumenten, an deren Onlineversion die SULB im Rahmen der Änderung des Paragraphen 137l UrhG zum 01.01.2008 von den Autoren ein einfaches Nutzungsrecht übertragen bekam. Verkürzt dargestellt konnten Autoren bis zum Ablauf einer Frist Dritten einfache Nutzungsrechte an elektronischen Versionen ihrer Publikationen aus den Jahren 1965 bis 1995 übertragen [6]. Zahlreiche Autoren nutzten diese Chance und räumten Open-Access-Repositorien die nicht-ausschließlichen Nutzungsrechte an den besagten Werken ein.


PsyDok

Mit der Einrichtung von PsyDok betrat die SULB Neuland: Der Server war das erste disziplinäre Open-Access-Repositorium in Deutschland. Genau wie im Verhältnis von SciDok zur UdS existieren auch im Fach Psychologie institutionelle Rahmenbedingungen, auf welche die SULB als Repositoriumsbetreiberin nur bedingt Einfluss hat. Zu nennen ist hier vor allem die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), mit der die SULB regelmäßig versucht, in einen Austausch über das Thema Open Access zu treten und gegebenenfalls eine DGPs-Empfehlung von PsyDok als Open-Access-Repository zu erwirken. Immerhin wird PsyDok in den „Informationen und Empfehlungen beim aktuellen Urheberrechts-Gesetz“ [7] der DGPs an prominenter Stelle erwähnt. Politisch bemerkenswert hingegen, dass die Mitgliederversammlung der DGPs am 28.9.2004 in Göttingen offensichtlich mehrheitlich für die Unterzeichung der Berliner Erklärung gestimmt hat [8], die Fachgesellschaft aber bis dato in der Liste der Unterzeichner http://oa.mpg.de/openaccess-berlin/signatories.html fehlt. Genau wie bei SciDok wurde auch bei PsyDok äußerst aktive Contentakquise betrieben, wiederholt werden alle psycholgischen Institute, Fachbereiche und Lehrstühle deutschlandweit in Anschreiben über PsyDok informiert. Überdies gehen entsprechende Schreiben turnusmäßig an Prüfungsämter, Fachschaften, Produzenten grauer Literatur und an drittmittelgeförderte Projekte aus der Psychologie. Zusätzlich wurde PsyDok bei verschiedenen Fachtagungen vorgestellt. Schnell zeigte sich, dass den Psychologen die Verbindung des Repositoriums mit fachspezifischen Retrievalsystemen wichtig ist und einen Anreiz zur Nutzung des Angebots darstellt. Aufgrund der Kooperation zwischen ZPID und SULB war diese Verbindung vorweg geplant und gewährleistet. PsyDok-Dokumente erscheinen (neben den schon bei SciDok erwähnten interdisziplinären Retrievalsystemen) auch in der Psychologiesuchmaschine PsychSpider des ZPID und (nach Sichtung durch Redakteure) in dessen Referenzdatenbank Psyndex, sowie – ebenfalls nach Sichtung – im gemeinsam von ZPID und SULB betriebenen, redaktionell gepflegten Linkkatalog PsychLinker. Den Fachbereichen war es überdies teils wichtig, ihre Publikationen innerhalb eines eigenen Portals in PsyDok aufrufen zu können. Diese Portale ermöglichen es, automatisch generierte Dokumentlisten in einem Design anzuzeigen, das dem der veröffentlichenden Einrichtung nahe kommt, und so deren Corporate Design zu wahren.

Auch wenn sich der Anreiz zur Zugänglichmachung von Dokumenten auf einem disziplinären Repositorium im Vergleich zum insitutionellen Repositorium als größer erwies, sah sich die SULB bei der Content-Akquise für PsyDok vor spezielle Probleme gestellt: Zahlreiche Verlage erlauben laut der erwähnten SHERPA-Datenbank zwar die Zugänglichmachung von Preprints oder Postprints auf institutionellen Servern, untersagen diese aber auf disziplinären Repositorien. Um dennoch psychologische Open-Access-Inhalte anderer Hochschulen als der UdS nachweisen zu können, implementierte die SULB im Januar 2007 eine Harvestingschnittstelle, über die Metadaten zu Volltexten verteilter institutioneller Repositorien in PsyDok dargestellt werden können [9]. Als kooperierende Repositorien kommen Server in Frage, die über das bereits erwähnte DINI-Zertifikat verfügen und die garantieren, dass sie Volltexte dauerhaft verfügbar und zitierfähig vorhalten. Damit ist PsyDok (genau wie SciDok) mit einer Art Bibliographiefunktion ausstattet, allerdings verweisen die Metadaten in PsyDok immer auf einen Open-Access-Volltext, sei es auf PsyDok selbst, sei es auf einem institutionellen Repositorium. Von dieser Verknüpfung profitieren sowohl PsyDok als auch das institutionelle Repositorium: Auf Seiten PsyDoks wird die umständliche Contentakquise in entfernten Hochschulen via Mail, Post oder Telefon erleichtert, da die Open-Access-Vetreter vor Ort Dokumente für ihr mit PsyDok verbundenes Repositorium einwerben. Überdies werden so auf PsyDok Open-Access-Dokumente nachgewiesen, die – wegen in der SHERPA-Datenbank hinterlegten Informationen – nicht als Volltext auf PsyDok verfügbar gemacht werden dürfen. Auch auf Seiten des lokalen Repositorium wird die Contentakquise erleichtert, da der Nachweis im disziplinären Repositorium (und von diesem aus in Fachdatenbanken und –suchmaschinen) einen Anreiz zur Veröffentlichung von Volltexten im institutionellen Server darstellt. Über den vertikalen Datenaustausch der beschrieben Art hinaus ist es auch geplant, einen horizontalen Datenaustausch mit fachverwandten disziplinären Repositorien wie dem Social Sciences Open Access Repository SSOAR (betrieben vom Center für Digitale Systeme und dem Institut für Qualitative Forschung in der Internationalen Akademie der Freien Universität Berlin gemeinsam mit dem GESIS-IZ Sozialwissenschaften Bonn) und pedocs des Deutschen Instituts für internationale Pädagogische Forschung DIPF durchzuführen.

PsyDok ist in der Community als Open-Access-Angebot etabliert und wird zudem häufiger als SciDok für Primärpublikationen (oder „golden road publishing“) genutzt. Analog zu PsyDok werden aktuell Dokumente aus der Rechteübertragung anlässlich der letzten Novellierung der Urheberrechtsgesetzes eingepflegt. Darüber hinaus wird die SULB mit konventionellen Toll-Access-Wissenschaftsverlagen in Kontakt treten, um Möglichkeiten zu eruieren, deren Inhalte (vorrangig Journalartikel) nach Ablauf eines Embargos auf PsyDok unter Open-Access-Bedingungen bereitzustellen.


Lessons learned

Aus den Erfahrungen der SULB im Betrieb eines institutionellen und disziplinären Repositoriums lassen sich diverse Faustregeln herausarbeiten, die auch auf andere Repositorien übertragbar sein dürften:

  • Autoren wollen in dem für sie relevanten Kontext sichtbar sein (Fach und/oder Heimatinstitution)
  • Leser und Autoren wünschen maßgeschneiderte, zielgruppengerechte Angebote (dies führte zur Aufsplittung von SOVA in SciDok, PsyDok und SaarDok)
  • Leser und Autoren wünschen eine Verzahnung der Repositorien mit anderen, ihnen vertrauten Services (Jahresbibliographie, Fachdatenbanken)
  • Prinzipiell genießt das disziplinäre Repositorium höheren Stellenwert als das institutionelle (hier spiegelt sich gewissermaßen der Vorteil des Spezialitätenhändler vor dem Gemischtwarenhändler)
  • Autoren wünschen sich zusätzliche Publikationsmöglichkeiten in Form eines Open-Access-Verlages. Dies gilt für beide Repositorien, allerdings wird aus der psychologischen Community stärkerer Bedarf geäußert.

Ausblick

Nachdem das Präsidium der UdS beschlossen hat einen Open-Access-Universitätsverlag zu gründen, erarbeitet die SULB derzeit eine Umsetzung, die neben der kostenlosen Verfügbarkeit der elektronischen Dokumentversion eine möglichst kostengünstige Printausgabe der Werke sichert.

Nicht als Ergänzung von Open-Access-Repositories, sondern ihrer Aufwertung dienen die Ergebnisse zweier DFG-geförderter Projekte, die derzeit mit unterschiedlichen Partnern an der SULB durchgeführt werden. Im Projekt OPUS 4 wird die Repository-Software OPUS einem Redesign unterzogen und mit neuen Funktionalitäten versehen. OPUS 4 wird sich möglichst nahtlos in verteilte Wissenschaftsinformationssysteme einklinken lassen. PsyDok, SciDok und andere OPUS-basierte Server lassen sich so einfacher in Projektdatenbanken oder Current Research Information Systems CRIS [10] einbinden, weiterhin können Open-Access-Publikationen in OPUS 4 leicht mit den den Publikationen zugrunde liegenden Daten in speziellen Primärdatenarchiven verknüpft werden: Volltexte in PsyDok könnten so direkt auf den Primärdatensatz im Archiv PsychData des ZPID verweisen. Die Import- und Exportfunktionen verbinden OPUS4-Server auch mit der lokalen Arbeitsumgebung, in dem sie unter anderem Literaturverwaltungssysteme wie Endnote oder Refworks bedienen.

Im zweiten derzeit an der SULB angesiedelten DFG-geförderten Projekt „Open Access Statistik“ http://www.dini.de/projekte/oa-statistik/, entwickeln die Projektpartner (Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität Berlin, Universitätsbibliothek Göttingen, Universitätsbibliothek Stuttgart und SULB) eine Infrastruktur zur Erhebung der Dokumentnutzung in verteilten Repositorien und zur Erstellung interoperabler Nutzungsstatistiken gemäß verschiedener Standards, wie etwa COUNTER (als De-Facto-Standard zur Messung der Dokumentnutzung im wissenschaftlichen Verlagswesen und der Bibliothekswelt), LoGEc (dem Statistikmodul des wirtsschaftswissenschaftlichen Servernetzwerks RePEc) oder dem Standard der „International Federation of Audit Bureaux of Circulation“ IFABC, mittels dessen kommerziell Werbetreibende Nutzungszahlen von Internetangeboten erheben. Standarisierte Nutzungsdaten können als alternative Impact Maße interpretiert werden [11], die etablierte zitationsbasierte Verfahren wie den Journal Impact Factor (JIF) ergänzen. Während der JIF autorenzentriert (eine Zitation geht vom Autor aus) ist, die Impact Messung nur auf Journalebene ermöglicht und einen Impact Delay von mindestens einer Publikationsgeneration hat, sind nutzungsbasierte Maße leserzentiert (der Leser lädt ein Dokument auf seinen PC), auf Dokumentebene anwendbar und ermöglichen nahezu eine Live-Messung des Zugriffs. Als alternatives Impact Maß, das im Detail einer Evaluierung bedarf, können Nutzungsstatistiken einen Anreiz zur Open-Access-Publikation auf Repositorien darstellen und das häufig beklagte Fehlen von Impact Maßen für Repositorien-Dokumente vermindern.


Literatur

1.
Hagenau B, Herb U, Müller M. Auf dem grünen Weg – neue Aufgaben und Funktionen einer SSG-, Hochschul- und Landesbibliothek. In: Lison B, editor. Information und Ethik. Dritter Leipziger Kongress für Information und Bibliothek; 19.-22. März 2007; Leipzig, Deutschland. Wiesbaden: Dinges & Frick; 2007. p. 89-94
2.
Herb U, Müller M. Der Archivserver SaarDok. Unsere Archive. 2007;(52):48-9.
3.
Bailey CW. What is open access? In: Jacobs N, editor. Open Access: Key Strategic, Technical and Economic Aspects. Oxford: Chandos; 2006. p. 13-26.
4.
Deutsche Initiative für Netzwerkinformation DINI, Arbeitsgruppe "Elektronisches Publizieren". DINI-Zertifikat Dokumenten- und Publikationsservice 2007. Göttingen: DINI Geschäftstelle; 2007.
5.
Abel G, Dreßler B, Herb U, Müller M. Verzahnung von Jahresbibliographie und Institutional Repository der Universität des Saarlandes. Bibliotheksdienst. 2006;40(6):726-33.
6.
Herb U. Das Aussterben einer unbekannten Nutzungsart. Telepolis, 31.12.2007. Available from: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26892/1.html External link
7.
Deutsche Gesellschaft für Psychologie. Informationen und Empfehlungen der IuK-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Münster: Deutsche Gesellschaft für Psychologie: c2006-09 [cited 2009 Apr 20]. Available from: http://www.dgps.de/dgps/kommissionen/iuk/20060919urhg.php External link
8.
Weichselgartner E. Perspektiven für Information und Kommunikation in der Psychologie: Vortrag anlässlich der 11. Iuk-Jahrestagung 2005 in Bonn. Available from: http://psydok.sulb.uni-saarland.de/volltexte/2005/510/ External link
9.
Herb U, Kersting A, Leidinger T. Vernetzung von fachlichen und institutionellen Open-Access-Repositorien: Pilotversuch zum Austausch von Metadaten zwischen KOPS, dem institutionellen Repository der Universität Konstanz, und PsyDok, dem fachlichen Repository der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek im Bereich Psychologie. Bibliotheksdienst. 2008;42(5):550-5.
10.
Sergeant D, Hey J. CRIS2006: enabling interaction and quality: beyond the Hanseatic League. Ariadne. 2006;(48). Available from: http://www.ariadne.ac.uk/issue48/cris-2006-rpt External link
11.
Herb U, Scholze F. Nutzungsstatistiken elektronischer Publikationen. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. 2007;54(4-5):234-7.