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GMS Hygiene and Infection Control

Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH)

ISSN 2196-5226

Editorial zum Beitrag „Wirtschaftlichkeitsanalyse der dezentralen Bettenaufbereitung im Vergleich zur zentralen Bettenaufbereitung und Schlussfolgerungen zur Optimierung in einem Krankenhaus der Maximalversorgung“

Editorial

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GMS Krankenhaushyg Interdiszip 2008;3(2):Doc18

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Published: May 28, 2008

© 2008 Sonntag.
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Editorial

Während aus der historischen Betrachtungsweise heraus die Bettenaufbereitung eigentlich grundsätzlich zentral durchgeführt wurde – noch im „Lehrbuch der Hygiene“ [1] wird allein die zentrale Aufbereitung beschrieben – weisen die einschlägigen hygienischen Taschenbücher der neunziger Jahre (u.a. [2], [3]) unter Bezugnahme auf die Richtlinie zur Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des damaligen BGA auf die Möglichkeiten der teilzentralen und dezentralen Bettenaufbereitung hin, wobei allerdings der zentralen Aufbereitung noch der klare Vorzug vor den anderen beiden Verfahren gegeben wird. Als wesentliche Argumente gegen die teil- und dezentrale Bettenaufbereitung werden u.a. angeführt: die Übertragung dieser pflegefremden Aufgabe an das Stationspersonal, die mögliche Erregerverbreitung, verbunden mit der Infektionsgefährdung von Patienten bei der Aufbereitung im Patientenzimmer, der fehlende Stauraum für aufbereitete Betten für den schnellen Zugriff auf der Station und die unkontrollierbare Desinfektion des Bettgestells.

Bedingt durch die Entwicklung der Krankenhausfinanzierung und der damit verbundenen Ökonomisierung aller Krankenhausprozesse, aber auch der technischen Komplexität der Krankenhausbetten ist vor allem in den letzten Jahren die zentrale Bettenaufbereitung und hier vor allem die Ausnutzung automatischer Reinigungs- und Desinfektionsverfahren zur Bettgestellaufbereitung einer kritischen Hinterfragung unterzogen worden. Durch das Fehlen valider Daten standen dabei emotional geprägte Argumente für die Entscheidungsfindung häufig im Vordergrund. Von Winkelmann, Fleßa und Kramer ist nunmehr eine fundierte und umfassende Wirtschaftlichkeitsanalyse für alle drei Verfahren der Bettenaufbereitung vorgelegt worden, die eine exzellente Entscheidungsgrundlage für die verschiedensten Krankenhausarten darstellt. Dabei wird nicht nur der ökonomische Vorteil der dezentralen Bettenaufbereitung begründet, sondern es werden auch klare Standards für die Umsetzung einer solchen Maßnahme formuliert.

Neben dieser nunmehr vorliegenden Entscheidungsgrundlage gibt diese Analyse auch Anlass, die Wertigkeit und Funktionalität des Krankenhausbetts an sich zu überdenken. So stellen die Autoren bereits die Frage, ob die notwendige Mobilität des Patienten im Krankenhaus nicht durch andere Verfahren (Stretchersysteme, Mobilos) wesentlich einfacher umgesetzt werden kann und damit das Krankenbett, bis vielleicht auf wenige Ausnahmen, im Patientenzimmer verbleibt. Auch sollte die Industrie motiviert werden, erregerdichte Abdecksysteme zu entwickeln, die das technisch komplizierte Bettgestell (einschließlich Matratze) vor Kontaminationen schützen, so dass zum einen die Reinigung und Desinfektion entfallen oder zumindest reduziert und zum anderen alles, was sich oberhalb dieses Abdecksystems befindet, einer einfachen thermischen Aufbereitung (Krankenhauswäsche) zugeführt werden kann.


Literatur

1.
Gundermann KO, Rüden H, Sonntag HG. Lehrbuch der Hygiene. Stuttgart: Fischer Verlag; 1991.
2.
Steuer W. Krankenhaushygiene. 4., neubearb. Aufl. Stuttgart: Fischer Verlag; 1992.
3.
Hingst V, Sonntag HG. Hygienemaßnahmen in Krankenhaus und Praxis. Stuttgart: WVG; 1997.