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Einfluss des Geschlechts auf das neonatale Outcome: eine Analyse der Daten aus der Perinatalerhebung im Saarland von 2010 bis 2012
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Veröffentlicht: | 25. März 2015 |
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Hintergrund: Das männliche Geschlecht gilt als wichtiger Modifikator der neonatalen Prognose. Männliche Früh- (FG) und Reifgeborene (RG) zeigen in vielen Studien ein erhöhtes Risiko für perinatale Komplikationen und Mortalität.
Fragestellung: Ziel dieser Analyse ist es, die aktuellen geschlechtsspezifischen Ergebnisse und Hypothesen für Neugeborene (NG) auf eine allgemeine Geburtenpopulation zu übertragen. Es sollen Zusammenhänge und eventuelle Risikofaktoren im Bezug zum jeweiligen Geschlecht herausgearbeitet und aufgezeigt werden.
Material und Methodik: Analysiert wurden die Daten der saarländischen Perinatalerhebung der Jahre 2010 bis 2012. Diese umfassen alle im Saarland durchgeführten Entbindungen sowie die Neonataldaten der stationär behandelten NG. Nach Ausschluss von mehrfach kodierten Fällen wurden geburtshilfliche und neonatale Fälle zusammengeführt. 21.581 Fälle (~98%) konnten erfolgreich verknüpft werden. Das Studienkollektiv setzte sich aus 10.962 (51%) männlichen und 10.619 (49%) weiblichen NG.
Ergebnisse: Mütterliche Charakteristika und Rate der Schwangerschaftskomplikationen (Diabetes, Gestose, Blutungen), des vorzeitigen Blasensprungs und Wehentätigkeit sowie perinatale Infektionen unterschieden sich zwischen den beiden Geschlechtern nicht. Bei den männlichen FG waren häufiger ein pathologischer NapH <7,1 zu beobachten. Im Kreißsaal benötigten männliche RG häufiger zusätzlich Sauerstoff (p<0,005) und Jungen wurden signifikant häufiger in eine neonatologische Einrichtung postnatal verlegt (p<0,001). Es zeigte sich eine Assoziation zwischen männlichen Geschlecht und neonatalen Atemstörungen sowie Infektionen, wobei dies nur für RG signifikant war (p<0,025 bzw. p<0,002). Für Atemtherapie und Beatmung fanden sich keine Geschlechtsunterschiede. Frühgeburt und SGA waren bei männlichen NG sigifikant häufiger (p<0,001). In der Gruppe der FG ≤32 SSW entwickelten männliche Kinder signifikant häufiger eine (schwere) BPD als Mädchen (p<0,05). ROP, IVH, NEC, perinatale Mortalität und Überleben wurden durch das kindliche Geschlecht hingegen nicht beeinflusst.
Schlussfolgerung: Unsere Studie bestätigt die bekannte Benachteiligung des männlichen Geschlechts. Komplikationen stehen vor allem im Zusammenhang mit Störungen der Atmung und Infektionen bei RG. Unter den FG weisen sehr unreife Kinder weiterhin ein höheres BPD-Risiko und entwickeln eher eine schwere BPD als Mädchen bei gleichem Wachstum, Atemtherapie und Schwangerschaftsrisiken.