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Stellenwert der Ergometrie in Prädiktion, Diagnostik und Verlauf der arteriellen Hypertonie (HTN) im Kindes- und Jugendalter
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Veröffentlicht: | 25. März 2014 |
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Problemstellung: Präventivkardiologisch ist von großem Interesse, ob u. in welchem Unfang eine RR-Erhöhung bei Kindern u. Jugendlichen Vorläufer primärer arterieller HTN im Erwachsenenalter ist.
Methodik: Standardisierte Ergometrie nach Empfehlungen wissenschaftlicher Fachgesellschaften (ICSPE, ACSM, ACC/AHA, DGSP, DGPK). In der Regel Fahrrad-Stufenprotokolle, manuelle RR-Messung, korrekte Manschette (Breite Gummibalg mindestens 40% des Oberarmumfangs Mitte Ellenbogen-Acromion, Länge Gummibalg Oberarm um 80-100% umschließen (AAP)), Belastungs-RR-Referenzwerte n. Briedigkeit oder Heck. Prospektive Studiendaten über >10 Jahre.
Ergebnis: Übereinstimmend mit Erfahrungen bei Adulten weist auch bei Kindern ein erhöhter Belastungs-RR auf spätere HTN-Entwicklung hin. Daten prospektiver Studie belegen, dass Borderline-Hypertoniker mit Normalisierungstendenz des Ruhe-RR nach >10 Jahren Beobachtungszeit zu >80% im Kindesalter ein belastungsnormotensives Verhalten zeigen. Demgegenüber weisen ebenfalls >80% der Borderline-Patienten über den gleichen Zeitraum, mit weiterhin erhöhten Ruhe-RR-Werten sowie nahezu alle gesicherten Hypertoniker bei der Erstuntersuchung als Kinder einen erhöhten Belastungs-RR auf.
Diskussion u. Konklusion: Ergometrische Untersuchungen mit Focus auf die RR-Reaktion (meist Fahrrad-Stufenprotokolle) ermöglichen in hohem Prozentsatz u. mit großer Sicherheit Frühdiagnose u. Prognose, was frühzeitige Intervention durch RR-senkenden Lifestyle erleichtert: Juvenile Belastungs-HTN ist früher Indikator für spätere arterielle HTN. Pharmakotherapie alleiniger Belastungs-HTN ist bislang jedoch noch nicht indiziert.
Berücksichtigung weiterer Faktoren, die mit HTN-Entwicklung gut korrelieren, wie z.B. männliches Geschlecht, erhöhtes KG (BMI) u. belastete Familienanamnese, kann die individuelle Prädiktion der Ergometrieergebnisse noch weiter erhöhen.
Hohen Aussagewert besitzen ergometrische Untersuchungen auch bei sekundärer HTN, wie z.B. bei kardiovaskulärer Ursache, i.e. bei postoperativen Coarctationspatienten, wo HTN u. Restgradienten des Aortenbogens besser als in Ruhe eingeschätzt werden können: Überschießender RR-Anstieg nach Op oder Angioplastie einer CoA ist Hinweis auf Restenose. Auch der Elastizitätsverlust der Aorta nach Ersatz eines Aortensegments mit starrem Interponat führt zu ausgeprägter systolischer Belastungs-HTN.
Bei leistungssporttreibenden juvenilen Patienten mit milder bis moderater HTN sollte die Ergometrie zum Basisprogramm gehören.