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Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin München

04.05. - 06.05.2012, München

Versagen der H1N1-Pandemieimpfung bei Patienten mit schwerem angeborenen Herzfehler

Meeting Abstract

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  • K. Ortmann - Deutsches Herzzentrum München, Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, München, Germany; Kompetenznetz Angeborene Herzfehler, Berlin, Germany
  • U. Bauer - Nationales Register für angeborene Herzfehler e.V., Berlin, Germany
  • J. Hess - Deutsches Herzzentrum München, Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, München, Germany
  • A. Hager - Deutsches Herzzentrum München, Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler, München, Germany

Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern. München, 04.-06.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sgkjP29

doi: 10.3205/12sgkj70, urn:nbn:de:0183-12sgkj701

Veröffentlicht: 11. April 2012

© 2012 Ortmann et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts rief im Rahmen der H1N1-Grippepandemie 2009 zur generellen Impfung der Bevölkerung mit einem extra entwickelten Impfstoff auf. Patienten mit chronischen Erkrankungen des Herzkreislaufsystems sollten bei Impfstoffknappheit bevorzugt werden. Ziel der durchgeführten Studie war es, den zeitlichen Ablauf dieser Impfaktion bei der Risikogruppe der Patienten mit schwerem angeborenen Herzfehler nachzuvollziehen und die Gründe für eine Verzögerung oder Nicht-Durchführung der Impfung aufzuzeigen.

Methodik: In Kooperation mit dem Nationalen Register für angeborene Herzfehler e.V. in Berlin wurden 988 Patienten im Alter von mehr als 10 Jahren mit aktuell noch zyanotischem Herzfehler, Patienten mit pulmonalarterieller Hypertonie, Transposition der großen Gefäße nach Mustard-/Senning-Operation sowie Patienten mit Fontan-Zirkulation per Fragebogen angeschrieben.

Ergebnisse: Es wurde ein Rücklauf von 290 Patienten (29%) erzielt. Dabei konnte gezeigt werden, dass im Gegensatz zu einer Durchimpfungsrate von 92% bei Standardimpfungen wie Tetanus sich nur 30% der Patienten während der Pandemie gegen Influenza H1N1 impfen liessen. Als Hauptgründe für die geringe Durchimpfungsrate gegen H1N1 wurden von den Patienten die mangelnde Aufklärung sowie die Angst vor Nebenwirkungen angegeben. Bei den geimpften Patienten kam es v.a. zu Verzögerungen aufgrund von Lieferengpässen bei den Impfstoffen. Von der untersuchten Patientengruppe sind 4% an H1N1 erkrankt, wogegen 86% der Patienten angaben, nicht an H1N1 erkrankt gewesen zu sein. Den Autoren ist zusätzlich ein an H1N1 verstorbener Patient mit angeborenem Herzfehler bekannt.

Schlussfolgerungen: Die H1N1-Pandemieimpfung wurde in der Risikogruppe der Patienten mit schwerem angeborenen Herzfehler weder zeitgerecht noch in ausreichendem Rahmen umgesetzt. Ursachen hierfür waren nach Angaben der Patienten eine unzureichende Informationspolitik und Verzögerungen bei der Impfstofflieferung. Um zukünftige Pandemieimpfungen erfolgreich und somit sinnvoll zu machen, müssen neue Strategien entwickelt werden, um Hochrisikogruppen auch rasch und sicher zu erreichen.