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Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin München

04.05. - 06.05.2012, München

Lovastatin verbessert gestörte synaptische Plastizität und phasische Aufmerksamkeit bei Patienten mit Neurofibromatose Typ 1

Meeting Abstract

  • F. Mainberger - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Freiburg, Germany
  • N. Jung - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Neuropädiatrie, Freiburg, Germany
  • M. Zenker - Institut für Humangenetik, Magdeburg, Germany
  • I. Delvendahl - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Freiburg, Germany
  • U. Wahlländer - LMU München, Allgemeinmedizin, München, Germany
  • L. Freudenberg - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Freiburg, Germany
  • A. Brandt - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Freiburg, Germany
  • S. Berweck - Schön Klinik Vogtareuth, Neuropädiatrie und Neurologische Rehabilitation, Vogtareuth, Germany
  • T. Winkler - LMU München, Neurologische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • A. Straube - LMU München, Neurologische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • F. Heinen - LMU-München, Dr. v. Haunersches Kinderspital, München, Germany
  • S. Granström - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, MKG-Chirurgie, Hamburg, Germany
  • V. Mautner - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, MKG-Chirurgie, Hamburg, Germany
  • K. Lidzba - Kinderklinik, Neuropädiatrie, Tübingen, Germany
  • V. Mall - Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin/Uniklinikum, Freiburg, Germany

Süddeutsche Tage der Kinder- und Jugendmedizin. 61. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Bayern. München, 04.-06.05.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12sgkjP20

doi: 10.3205/12sgkj61, urn:nbn:de:0183-12sgkj611

Veröffentlicht: 11. April 2012

© 2012 Mainberger et al.
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Gliederung

Text

Neurofibromatose Type 1 (NF1) ist eine der verbreitesten genetischen Erkrankungen welche eine vielzahl kognitiver Defizite hervorruft. Durch loss-of-function Mutationen des Neurofibromin-Gens wird in der NF1 der RAS-Signalweg hyperaktiv. Die so hervorgerufene verstärkte GABAerge Inhibition führt im Mausmodell zu einer verminderten Langzeitpotenzierung (LTP) und Aufmerksamkeitsdefiziten. Durch Lovastatin konnten diese Defizite im NF1-Mausmodell behoben werden. Die hier vorgestellte Studie zeigt, dass Patienten mit NF1 eine verminderte LTP-ähnliche Plastizität sowie ein spezifisches Aufmerksamkeitsdefizit aufweisen, welche durch Lovastatin verbessert werden kann.

Bei 11 NF1-Patienten (n=11; 19-44 Jahre) und 11 gesunden Probanden (n=11; 19-31 Jahre) wurde mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) die GABAerge Inhibition (gepaarte-Pulse; Interstimulusinterval (ISI) 2, 3, 5 ms) und LTP-ähnliche Plastizität (gepaart assoziative Stimulation; ISI 25 ms, 200 Pulse), untersucht. Auf Verhaltensebene wurde der Test zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) eingesetzt um phasische Aufmerksamkeit zu beurteilen. Zusätzlich wurde der Effekt von 200 mg Lovastatin (LOST) auf diese Paramter mit einem plazebo-kontrollierten, doppelblinden und randomisierten Design geprüft.

Verglichen mit der gesunden Kontrollgruppe zeigten die Patienten mit NF1 verstärkte GABAerge Inhibition (0.82 ± 0.40 zu 0.57 ± 0.23, (p=0.012)), gestörte synaptische Plastizität (MEP nach PAS: HC 71%, NF1 -5% (p= 0.001)) und Defizite im Bereich der phasischen Aufmerksamkeit (Reaktionszeiten der gesunden Kontrollgruppe: 218.2 ± 17.87 ms; NF1: 239 ± 15.26; (p=0.012)). Bei Patienten mit NF1 führte LOST zu einer Verminderung GABAerger Inhibition (LOST: 0.74 ± 0.34, PLC: 0.57 ± 0.23, (p=0.011)), einem Anstieg synaptischer Plastizität (LOST: +40%, PLC: -12%, p=0.016) und einer Verbesserung phasischer Aufmerksamkeit (LOST: 226.9 ± 18.3, PLC: 240.5 ± 21.69 ms, p=0.004).

Diese Studie konnte die zugrundeliegenden Mechanismen der Lern- und Aufmerksamkeitsdefizite bei Menschen mit NF1 aufzeigen. Darüber hinaus könnte eine erkrankungsspezische Intervention mittels Lovastatin sich hier als nützliches Behandlungsverfahren erweisen.