Artikel
Sakralnervenstimulation (SNS) bei der Analatresie: Machbarkeit und Logik einer SNS-gestützten Anorektoplastik
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 11. April 2012 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Gegenwärtig wird zur präoperativen Diagnostik bei anorektalen Malformationen (ARM) v.a. die Bildgebung herangezogen. Sonographie, MRT und Kontrastdarstellung verschaffen einen hinreichenden Überblick über die zugrunde liegende Pathomorphologie. Als Maß für die sakrale Regression und als Prognoseparameter für die spätere Kontinenzleistung kann anhand von Röntgenaufnahmen die Sacral Ratio (SR) ermittelt werden. Die Evaluation der Muskelanteile, die den Neosphinkter bilden, wird lediglich mittels direkter Muskelstimulatoion intraoperativ durchgeführt.
Therapeutisch ist die SNS bei Erwachsenen in der Behandlung der therapierefraktären Stuhlinkontinenz fest etabliert. Einzelne z.T. prospektive multizentrische Studien beweisen die Wirksamkeit und Sicherheit der SNS als Therapie auch bei Kindern v.a. in der Urologie. Unser Ziel ist es, den diagnostischen Nutzen der SNS für Kinder zu demonstrieren und die kindgerechten Modifikationen der Methode für den Einsatz bei der Analatresie hierbei vorzustellen.
Methodik: Untersuchung an 12 Kindern mit ARM, davon 7 intraoperativ zur primären SNS gestützten Anorektoplastik, medianes follow up 8,5 Monate (range 1-24 M). Bestimmung von Reizschwellen der neuromuskulären Antwort des Sphincter ani externus mit prospektiver Intention einer Prognoseeinschätzung. 5 Kinder mit Stuhlinkontinenz nach Anorektoplastik zur weiterführenden neurophysiologischen Diagnostik und Therapieplanung.
Ultraschallgesteuerte Applikation von Nadelelektroden in die Neuroforamina S3/S4 in Allgemeinnarkose, beidseitige Stimulation der 3., ggf. 4. Sakralnerven.
Ergebnisse: Machbarkeit der SNS an insgesamt 20 Patienten demonstriert; Indikationen: ARM, M. Hirschsprung, Teratome und BEEK zum intraoperativen Sphinkter mapping, zur Diagnostik von primären Innervationsdefiziten und im follow-up bei sekundärer Inkontinenz. Keine Komplikationen; Muskelantwort bei n=18/20 detektierbar.
Zusammenfassung: SNS erweitert die diagnostischen Möglichkeiten bezüglich der Innervation des Sphinkterapparates. Im Gegensatz zur SR stützt sich die SNS nicht auf die Morphologie ossärer Strukturen, sondern macht direkt das funktionelle Innervationsmuster der Sakralnerven im Bereich des Beckenbodens sichtbar. Hypothetisch ist die SNS sinnvoller als die direkte Muskelstimulation, da die intakte neuronale Integrität direkt überprüft wird. Aus der SNS resultierende elektrophysiologische Daten werden prospektiv hinsichtlich einer individuellen Kontinenzprognose evaluiert.