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Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft 2013

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

15.11. - 16.11.2013, Riesa

Therapiemöglichkeiten bei Nystagmus

Meeting Abstract

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  • H. Tegetmeyer - Leipzig

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2013 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Riesa, 15.-16.11.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13sag36

doi: 10.3205/13sag36, urn:nbn:de:0183-13sag360

Veröffentlicht: 15. November 2013

© 2013 Tegetmeyer.
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Gliederung

Text

Die Therapie des Nystagmus ist auf die Reduktion oder Beseitigung der folgenden typischen mit dem Nystagmus verbundenen Beschwerden gerichtet:

  • Visusminderung (bei kindlichem Nystagmus Amblyopie möglich)
  • Kopfzwangshaltung (sekundäre Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule möglich)
  • Oszillopsie (oft verbunden mit Schwindel, Gang- und Orientierungsstörungen)

Als Behandlungsmöglichkeiten stehen optische Hilfsmittel, operative Eingriffe und medikamentöse Therapien zur Verfügung, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Ursache des Nystagmus Anwendung finden.

Operative Therapien:

Als operative Möglichkeiten haben sich etabliert:

  • die kombinierte Konvergenz-Operation am Führungsauge beim frühkindlichen Schielsyndrom mit Kopfzwangshaltung durch Nystagmus latens (der Nystagmus latens nimmt in Konvergenzstellung des führenden Augen ab)
  • die Kestenbaum-Operation (4-Muskel-Operation) beider Augen bei idiopathischem oder okulär bedingtem frühkindlichen Nystagmus (Reduktion der Kopfzwangshaltung durch Verlagerung der Neutralzone in Primärposition)
  • die kombinierte Konvergenz-Operation zur Erzeugung einer artefiziellen Exophorie bei frühkindlichem Nystagmus (nach Nachweis der Nystagmusberuhigung und Visusverbesserung durch fusionale Konvergenz im Prismen-Test)

Pharmakologische Therapien

Durch Pharmaka kann das Blickhaltesystem im Hirnstamm und Kleinhirn aktiviert werden. Folgende Pharmaka haben günstige Effekte (Visusverbesserung) erzielt (off label use!):

  • Gabapentin (gabaerge und anti-glutamaterge Wirkung): Dosierung bis 2400 mg/d bei frühkindlichem Nystagmus, auch bei erworbenem Fixationspendelnystagmus und okulopalatalem Tremor
  • Memantin (antiglutamaterge Wirkung): Dosierung bis 40 mg/d bei frühkindlichem Nystagmus, auch bei erworbenem Fixationspendelnystagmus und okulopalatalem Tremor
  • Baclofen (GABA-B-Rezeptor-Agonist): Dosierung 30 mg/d bei periodisch alternierendem Nystagmus, 3x5–10 mg/d bei Upbeat-Nystagmus
  • 4-Aminopyridin (Blocker der spannungsabhängigen Kalium-Kanal-Aktivierung insbesondere von Purkinje-Zellen im Kleinhirn): Dosierung 3x5 mg/d bzw. 1–2x10 mg/d Fampridin (Fampyra®) bei Downbeat-Nystagmus und bei Upbeat-Nystagmus
  • Carboanhydrasehemmer (systemisch, lokal-Brinzolamid): Amplitudendämpfung bei frühkindlichem Nystagmus (Einzelbefund)

Optische Hilfsmittel:

  • Kontaktlinsen werden bei frühkindlichem Nystagmus eingesetzt als weiche Kontaktlinsen (besserer Visus bei Seitblick, insbesondere im Vergleich mit Brille) oder als formstabile Kontaktlinsen (Vorteile im Nahbereich - besserer Visus als Brille insbesondere bei starker Kopfzwangshaltung und Astigmatismus).
  • Prismen finden Anwendung zur Erzeugung einer artefiziellen Exophorie oder zur Verlagerung der Neutralzone des frühkindlichen Nystagmus bei leichten Kopfzwangshaltungen.
  • Vergrößernde Sehhilfen können zur Rehabilitation je nach Vergrößerungsbedarf eingesetzt werden.