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174. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

27.01. - 28.01.2012, Essen

Serodiagnostik und Immunmodulation der Uveitis aus rheumatologischer Sicht

Meeting Abstract

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  • C. Specker - Leitender Arzt der Klinik für Rheumatologie und Klinische Immunologie an den Kliniken Essen Süd. U.a. Mitglied im Vorstand des Rheumazentrums Rhein-Ruhr, im Beirat der DGRh und im Kompetenznetz „Rheuma”

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 174. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 27.-28.01.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12rwa46

doi: 10.3205/12rwa46, urn:nbn:de:0183-12rwa462

Veröffentlicht: 26. Januar 2012

© 2012 Specker.
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Gliederung

Text

Einleitung: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen führen oft zu teilweise sehr charakteristischen Augenbeteiligungen und der Ophthalmologe wird sich häufig fragen, ob die ein oder andere Augenerkrankung nicht „rheumatisch“ bedingt sein könnte. Was sollte er zu den rheumatischen Erkrankungen wissen und was kann er veranlassen, um eine rheumatologische Vorstellung dann gezielt empfehlen zu können?

Systematik: Für den Rheumatologen beschränken sich „rheumatische Manifestationen am Auge nicht auf die verschiedenen Formen der Uveitis. Es fängt schon bei den exokrinen Tränendrüsen an und hört erst am Nervus opticus auf. Es kann im Rahmen von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zu Dakryoadenitis, -cystadenitis, Tränenkanalstenosen, Konjunctivitis und Keratitis sicca, Episkleritis, Skleritis, Iritis/Iridocyclytis, Chorio-Retinitis und neben retinalen Ischämien zur Neuritis N. optici kommen.

Bei der Dakryoadenitis muss man vor allem an ein Sjögren-Syndrom und an die ANCA-assoziierten Vaskulitiden, die Granulomatöse Polyangiitis (früher M. Wegener) und Mikroskopische Polyangiitis (früher Form der Panarteriitis) denken. Letztere führen aber häufiger zu Dakryocystadenitiden und Tränenkanalstenosen im Rahmen einer bei diesen Krankheitsbildern häufigen Pansinusitis.

Die für das Sjögren-Syndrom typische Konjunctivitis und Keratitis sicca ist ein Spät-symptome dieser oft jahrelang unerkannt bleibenden Erkrankung. Man würde sich angesichts der weitgehenden Harmlosigkeit dieser Kollagenose auch schwer tun zur Vermeidung einer Jahre bis Jahrzehnte später auftretenden Augentrockenheit eine Immunsuppression zu versuchen. Häufiger dürfte aber eine Konjunctivitis und Keratitis aber durch die Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) bedingt sein. Nicht weil sie hier typischer wäre, sondern weil die RA/cP einfach viel häufiger ist als das Sjögren-Syndrom.

Häufigste Augenmanifestation der ANCA-assoziierten Vaskulitiden ist die AAV Epi-skleritis und Skleritis, welche praktisch immer Ausdruck einer systemisch gesteiger-ten Krankheitsaktivität ist. Seltener findet man Skleritiden auch bei der (häufigen) RA/cP und bei der sehr seltenen Relapsing Polychondritis.

Die anterior Uveitis findet sich in Form der Iritis/Iridocyclytis vor allem bei den Spondyloarthritiden (SpA), deren Prototyp zwar ein voll ausgebildeter M. Bechterew (ankylosierende Spondylitis) ist, zu denen aber noch eine Vielzahl weiterer Krank-heitsbilder gehören, die aber mit den SpA verwandt sind. Hierzu gehören die Psoriasisarthritis, einige Formen der juvenilen idiopathischen Arthritiden und der entzündlichen Darmerkrankungen. Diesen Erkrankungen gemeinsam ist eine hohe Assoziation mit dem Genmerkmal HLA-B27. Es gibt auch reine chronische oder rezidivierende Iritiden, die nur HLA-B27 assoziiert sind, ohne dass eine der sonstigen assoziierten Erkrankungen vorliegen muss.

Die charakteristische Hypopyon-Iritis lässt oft den Ophthalmologen als erstes den V.a. einen M. Behçet stellen.

Die posteriore Uveitis findet sich als Chorioretinitis am häufigsten beim systemischen Lupus erythematodes (SLE), kommt aber auch bei den ANCA-assoziierten Vaskulitiden und M. Behçet vor.

Die typische Manifestation der Riesenzellarteriitis oder Arteriitis temporalis am Auge ist die retinale Ischämie oder AION. Differentialdiagnostisch wäre bei weiteren Hin-weisen für eine Thrombophilie auch an ein Antiphospholipid-Syndrom, meist im Kontext eines SLE zu denken.

Die Serodiagnostik sollte vor allem die Frage des Vorliegens einer systemischen Entzündungsreaktion klären. Liegt eine solche vor, ablesbar an einer deutlichen Erhöhung von BSG und CRP, sowie – wenn sie schon etwas länger besteht – an einer Anämie und entzündlichen Dysproteinämie, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine entzündliche Systemerkrankung vorliegt ungleich höher, als wenn dies nicht der Fall ist. Sofern man eine systemische Infektion ausschließen kann, ist die akute Aussagekraft von solchen unspezifischen humoralen Entzündungsze