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Beschleunigte Revaskularisierung avaskulärer Netzhaut durch Modulation retinaler Semaphorinexpression
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2011 |
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Hintergrund: Proliferative Retinopathien wie Frühgeborenenretinopathie und diabetische Retinopathie sind wichtige Ursachen massiver Sehverschlechterung bei Kindern und Menschen mittleren Lebensalters. Jenseits des 65. Lebensjahres stellt die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) eine Hauptursache für schweren Sehverlust dar. Bei allen drei Erkrankungen könnte der angiorepulsive Effekt der Semaphorine eine pathomechanistisch wichtige Rolle spielen.
Methoden: Sowohl während physiologischer Entwicklung als auch im Mausmodell der sauerstoff-induzierten Retinopathie (oxygen-induced retinopathy; OIR) wurde die retinale Expression verschiedener Semaphorine mittels Laser-capture Mikrodissektion und qPCR untersucht. Die Ergebnisse wurden mittels Western-Blot und immunhistochemischer Färbung überprüft. Funktionelle Experimente wurden in einem in vitro Angiogenesemodell als auch mittels lentiviral vermitteltem knockdown von Semaphorinen im OIR Mausmodell durchgeführt.
Ergebnisse: Unterschiedliche Semaphorine zeigen verschiedene Expressionsmuster in der murinen Netzhaut. Sema3A wird hauptsächlich in der Ganglienzellschicht exprimiert und zeigt eine starke Heraufregulation in Phasen retinaler Hypoxie. In vitro zeigen Semaphorine einen stark anti-angiogenen Effekt. Lentiviraler knockdown des angiorepulsiven Sema3A im OIR Mausmodell bewirkt eine deutlich verbesserte Revaskularisierung avaskulärer Netzhautareale und vermindert so die sekundär auftretende, hypoxiegetriebene Ausbildung präretinaler Proliferationen.
Schlussfolgerung: Semaphorine könnten eine wichtige pathomechanistische Rolle bei der Entstehung angioproliferativer Augenerkrankungen spielen. Im OIR Mausmodell übt Sema3A einen stark angiorepulsiven Effekt aus, der eine effektive Revaskularisierung avaskulärer Netzhautareale verhindert. Eine Modulation dieser Semaphorinwirkung könnte möglicherweise genutzt werden, um eine verbesserte Reavaskularisierung avaskulärer Netzhaut zu erreichen. Dieser Behandlungsansatz würde upstream der derzeit verfügbaren anti-VEGF Therapien ansetzen, welche erst wirksam werden können, wenn bereits hypoxiebedingte Veränderungen vorliegen.